Weihnachtliche Überraschungen

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Weihnachtliche Überraschungen

Hermine seufzte und schob ihren Teller von sich weg. 

„Jetzt bin ich satt", sagte sie zufrieden und lächelte Draco an. Er saß ihr direkt gegenüber und hatte den Kopf in die Hand gestützt, während er sie durchdringend betrachtete. Er hatte das Essen kaum angerührt und sah sehr nachdenklich aus, was Hermine einerseits verunsicherte und andererseits irgendwie aufregte. Es schien, als wenn er sich nie einfach gehen lassen konnte. Warum war es so schwer für ihn, loszulassen und das zu tun, was sein Herz ihm sagte? Hermine kannte die Antwort darauf nicht, aber es gab zu viele Fragen über Draco, auf die sie die Antwort nicht wusste.

„Schmeckt es dir nicht?", fragte sie und deutete kurz auf sein Essen. Draco winkte ab und seufzte leise. 

„Doch tut es. Aber ich habe keinen Appetit." Hermine sah ihn einen Moment irritiert an, dann stand sie auf und lief in den Flur, wo ihr Mantel hing. Sie holte das kleine Päckchen, das Dracos Weihnachtsgeschenk darstellte, aus der Seitentasche und ging damit langsam wieder ins Wohnzimmer.

„Ich habe dir etwas mitgebracht", flüsterte sie leise und warf Draco einen unsicheren Blick zu. „Ich weiß nicht, ob es dir gefällt, aber naja.." Sie zuckte mit den Schultern und sah Draco ins Gesicht. Er sah einerseits überrascht und andererseits leicht erfreut aus. 

„Ich habe gar nichts für dich", murmelte er und machte einen Gesichtsausdruck, als wenn ihm das tatsächlich zu schaffen machte. „Du konntest ja auch nicht ahnen, dass ich hier auftauche. Also nimm es einfach." Sie warf das Päckchen und Draco fing es geschickt auf. Er drehte es in den Händen und öffnete dann die eine Seite, um zu nachzuschauen, was es war. 

„Wow", sagte er leise und zog den Federkiel heraus, der im Halbdunkel dunkelgrün schimmerte.

„Fürs Büro", sagte Hermine und wedelte mit der Hand, als wenn es keine Bedeutung hätte. „Ich habe die Dinger gesehen, die du sonst immer benutzt, und habe gedacht, ich besorge dir mal einen Neuen. Außerdem kratzen die Teile fürchterlich und darunter leide ich ja immerhin auch", plapperte sie ablenkend vor sich hin und wich dabei erfolgreich Dracos Blick aus. 

„Tja, dann danke", murmelte er und Hermine nickte knapp. 

Als sich ihre Blicke wieder traf, bemerkte sie, dass Dracos übliche Maske einem verwirrten und zärtlichen Gesichtsausdruck Platz gemacht hatte. Er schüttelte ungläubig den Kopf und sah sie fragend an. 

„Du nennst mich beim Vornamen. Du stehst Weihnachten einfach vor meiner Türe. Du kaufst mir ein Geschenk und weinst, weil ich eine Frau gehabt habe, die mir rein gar nichts bedeutet. Du betrinkst dich deswegen", fasste er grob zusammen. Hermine hielt die Luft an, aber sah ihm weiterhin in die Augen. „Warum?", fragte er schließlich und Hermine schluckte hart.

„Tja, ich fürchte.. weil ich mich in dich verliebt habe", schloss sie leise und strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Draco sagte einige Sekunden gar nichts. Dann stand er langsam auf und machte einen Schritt auf sie zu.

Hermine merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, und sie wusste nicht einmal wieso. Sie spürte seine Hand in ihrem Nacken und den Daumen, der sanft ihren Wangenknochen streichelte. Er ließ das Geschenkpapier fallen, das er immer noch in der anderen Hand gehalten hatte, und schlang den Arm stattdessen um sie. Sie schloss die Augen und erwiderte seinen Kuss, bis er sich wieder von ihr löste und ihr eine Träne von der Wange wischte, die sich still und heimlich gelöst hatte. 

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