Der Kampf
Es war kühl und nass vor dem Haus des Ministersohnes. Der Schnee, der zuvor die ganze Stadt mit einer zentimeterdicken Schicht bedeckt hatte, war fast gänzlich getaut und hatte Pfützen und Matsch auf den Straßen Londons hinterlassen. Hermine umklammerte immer noch sanft Dracos Hand. Sie standen nebeneinander auf der Straße, eng an die Mauer gedrängt, die das Grundstück, auf dem die Villa stand, vom Bürgersteig trennte.
„Miss Granger?", flüsterte es rechts von ihnen. Eine junge Hexe mit blonden Locken und einem beunruhigten Gesichtsausdruck hatte sich ihnen genähert. Hermine meinte, erkennen zu können, dass es einer ihrer ersten Einsätze war. „Sind Sie soweit?" Hermine schluckte und nickte. Dann löste sie ihre Finger von Dracos Hand.
„Ich liebe dich, Hermine." Er sagte es ganz leise und atemlos und Hermine sah ihn noch einmal an. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn sanft.
„Sei vorsichtig", murmelte sie leise. Seine Augen waren unergründlich und er zog sich von ihr zurück, was eine unmissverständliche Botschaft war. Er war fest entschlossen – Hermine sah es ihm einfach an. Draco würde heute Nägel mit Köpfen machen und Hermine hoffte stark, dass dies nicht seinen eigenen Kopf einschloss. Aber jetzt war es zuerst an ihr, einen klaren Kopf zu bewahren. Hermine lächelte flüchtig über das Wortspiel und richtete sich auf. Sie sah sich noch einmal zu Draco um bevor sie sich verwandelte. Dann sprang sie leichtfüßig auf die Mauer und gelangte so in den Garten.
Sie hatten es alles genau durchgespielt. Jetzt musste es nur noch so laufen, wie es sollte. Hermine lief um das Haus herum, auf der Suche nach einem geöffneten Fenster. Wenn sie keins finden würde, würde einer der Auroren eines aufzaubern. Doch dazu musste es scheinbar nicht kommen. Auf der ersten Etage stand direkt eines der Frontfenster auf Kipp und Hermine erklomm die Hauswand und schlüpfte durch den schmalen Spalt ohne zurückzuschauen. Sie landete in der Küche – in einer ziemlich extravaganten Küche, wenn man es genau nahm. Unter allen anderen Umständen wäre Hermine wahrscheinlich stehen geblieben und hätte sich erstmal staunend umgeschaut. Sie war immerhin doch noch eine Frau. Doch in dieser Situation blieb für so etwas eindeutig keine Zeit.
Hermine schlich geduckt über die blanken Marmorfliesen zur Küchentür und schaute angespannt durch den offenen Spalt. Im Flur war niemand zu sehen. Es war dunkel, aber sie hörte leise Stimmen und vermutete, dass die Versammlung im Wohnzimmer stattfand. Sie wusste, dass es am Ende dieses Flures liegen musste, wenn die Lagepläne fehlerlos waren. Hermine holte tief Luft und lief dann geduckt weiter. Der Flokati im Flur war zwar überflüssig, da ihre Samtpfoten eh nicht zu hören gewesen wären, aber es fühlte sich besser an, dass er da war. In dem Moment, in dem Hermine noch über den Teppich unter ihren Pfoten nachdachte, flog die Tür auf und ein dunkel gekleideter Mann, den Hermine auf Anhieb nicht einsortieren konnte, betrat den Flur.
„Und noch zwei Gläser", sagte die schnarrende Stimme des Ministersohnes ohne ein „Bitte" oder gar ein „Danke". Noch hatte der zweite Mann ihr den Hinterkopf zugewandt und Hermine löste sich aus ihrer Starre. Sie hüpfte hinter den Schirmständer und machte sich so klein wie möglich. Das war knapp, dachte sie und schluckte einmal hart. Der Mann schritt an ihrem Versteck vorbei ohne sie zu bemerken und Hermine hatte ungehinderte Sicht auf das Innere des Wohnzimmers.
Die Rollläden waren herunter gezogen, was Hermine beunruhigte. Das bedeutete zwar, dass die Todesser hier drinnen keinen von ihnen draußen entdecken konnten – andererseits aber konnten die Auroren und Mitarbeiter des Ministeriums von draußen auch nicht beobachten, was hier drinnen vor sich ging.
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Animagi Secrets
Fiksi Penggemarᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...