Verdammte Liebe
Sobald sie wieder in ihrer Wohnung war, verwandelte Hermine sich zurück in ihre menschliche Gestalt und schluchzte erschüttert auf. Sie presste sich eine Hand auf den Mund und ging vor ihrem Sofa in die Hocke. Dann lehnte sie sich dagegen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte ungehemmt und es dauerte eine ganze Weile bis sie wieder in der Lage war, vernünftig Luft zu holen. Jetzt konnte sie sich einfach nichts mehr ein- oder schönreden. Es war Zeit sich den Tatsachen zu stellen und das tat Hermine jetzt, auch wenn es ihr widerstrebte.
Sie hatte sich in Draco Malfoy verliebt - ihren Erzfeind seit Kindertagen und das arroganteste Arschloch, das sie kannte. Nein, das stimmt nicht, dachte sie und wischte sich über die Wange. Sie hatte sich nicht in das Arschloch Draco Malfoy verliebt, das Frauen benutzte, wie andere Leute ihre Zahnbürste. Sie hatte sich in den Draco verliebt, der liebevoll seine Katze kuschelte, sich betrank, weil er einsam war, und sie sanft ansah, während er ihr einen Kaffeebecher vor die Nase stellte. Das war der Draco, der still und heimlich einen Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte.
Aber von diesem Draco hatte sie heute nichts gesehen. Es war, als wenn das Bild, das sie sich in den letzten Wochen von ihm gemacht hatte, vor ihren Augen zerbrach und sich nicht mehr richtig zusammensetzen ließ. Hermine schluchzte abermals auf. Es dauerte eine knappe weitere Viertelstunde bis sie in der Verfassung war, aufzustehen und sich anzuziehen.
„Was hast du nur getan?", murmelte sie leise und ihr wurde schlagartig bewusst, wie sehr sie Draco in ihr Leben und ihr Herz gelassen hatte. Einfach so – ohne, dass er dafür etwas hatte tun müssen. Ohne, dass er hatte beweisen müssen, dass er es überhaupt wert war. Sie hatte sich angreifbar und verwundbar gemacht. Und Draco hatte es geschafft, ihr weh zu tun, ohne es überhaupt zu ahnen.
Hermine rappelte sich auf, lief in die Küche und machte sich einen Tee, ohne auf die Sorte zu achten. Dabei warf sie einen Blick in ihr Spiegelbild auf der metallenen Kühlschranktür und zuckte zusammen. Sie sah noch schlimmer aus, als sie sich fühlte, und wandte angeekelt den Blick ab. Warum tat er ihr so weh?
„Bessere Frage: Warum lässt du dir so weh tun?", murmelte sie leise und unterdrückte die erneut aufkommenden Tränen.
Sie war sich zwar fast sicher, dass es nur wieder einer von Dracos One-Night-Stands war und nicht Festes – geschweige denn, dass Barbie ihm wirklich wichtig war. Aber es tat trotzdem weh, zu wissen, was er jetzt mit ihr trieb. Noch schlimmer war, dass sie ihn dabei inflagranti erwischt hatte. Sie hätte sich keinen größeren Schock vorstellen können - und so sehr sie es auch versuchte, sie bekam die Bilder nicht mehr aus ihrem Kopf.
Hermine nippte an ihrem Tee und verbrannte sich die Zunge. Sie stöhnte leise und spülte direkt mit einem Glas eiskalten Wasser nach. Mittlerweile hatte sie wirklich geglaubt, dass er sie mochte, und sie war sich sicher gewesen, dass sie sich das nicht nur einbildete. Hermine umklammerte ihre Teetasse und beobachtete, wie sich ein paar einzelne Tränen von ihren Wangen lösten und in den Tee tropften.
Sie stellte die Tasse weg und atmete tief durch. Sie fand, dass es eindeutig Zeit für einen Abend mit einer guten Flasche Feuerwhiskey und ihrer Kloschüssel war, und dieses Gefühl hatte sie schon wirklich sehr lange nicht mehr verspürt. Aber nach einem Moment entschied sie sich anders und lief ins Badezimmer, um sich unter die warme Dusche zu stellen. Sie fühlte sich auch ohne Kater und Übelkeit schon schlecht genug.
+.+.+
Am nächsten Tag machte Hermine blau und blieb im Bett. Sie hatte sich in ihre dicke Winterbettwäsche gekuschelt und den halben Tag gelesen und an ihren Ausführungen weiter gearbeitet. Außerdem hatte sie viel zu viel geweint, wie sie fand. Sie fühlte sich so schlecht, wie schon lange nicht mehr, und es verzweifelte sie zusätzlich, dass ausgerechnet Draco daran schuld war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals wegen einem Kerl so viel geweint zu haben. Noch nicht einmal wegen Ron war es ihr so schlecht ergangen und bei ihm waren es noch ganz andere, viel intensivere Verhältnisse gewesen, bevor er sich für Lavender Brown entschieden hatte. Er war immerhin ihr bester Freund gewesen – Draco nicht.
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Animagi Secrets
Фанфикᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...