Prolog

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Prolog

Die brünette, junge Frau strich sich ein paar Locken aus dem Gesicht und seufzte. Sie warf einen Blick auf die Uhr, um zu überprüfen, wie lange sie noch ausharren musste, bevor sie endlich nach Hause durfte. Es war nicht so, dass sie unbedingt in die neue und noch relativ leere Wohnung zurück wollte, welche ihr weder Halt noch Behaglichkeit gab. Vielmehr wollte sie einer Begegnung mit ihrem Kollegen und gleichzeitigem Erzfeind aus dem Weg gehen.

Draco Malfoy war einer der arrogantesten und überheblichsten Kerle, die Hermine in ihrem Leben hatte kennen lernen dürfen. An ihm hatte sich seit Hogwarts nichts verändert – mit Ausnahme seiner Frisur. Und das, obwohl sie beide mit Bestnoten die Schule verlassen und einen der begehrtesten Jobs im Ministerium ergattert hatten.

Hermine wandte den Blick von der Uhr ab, sobald der große Zeiger die Zwölf erreicht hatte, und fing an, ihre Sachen in ihre Umhängetasche zu stopfen. Dann warf sie sich dieselbe über die rechte Schulter und die Jacke über den Arm und umrundete ihren Schreibtisch. Mit einigen befreienden Schritten erreichte sie die Tür und zog sie auf.

„Na, Granger? Machst du schon Feierabend?" Hermine seufzte frustriert auf, als sie den großen, schlanken Mann vor sich erkannte. Irgendetwas machte sie falsch. Als ob es nicht schlimm genug wäre, dass sie und Draco beide in der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit angestellt waren, arbeiteten sie auch noch beide im internationalen Büro für magisches Recht – und liefen sich deswegen fast tagtäglich über den Weg. Jetzt, wo Hermine gerade gedacht hatte, sie hätte das Zusammentreffen vermieden, tauchte ihr Albtraum in Blond natürlich auf.

„Sie kommen und ich gehe, Mr. Malfoy. Das ist Timing." Draco schüttelte grinsend den Kopf, ohne von seiner Zeitung aufzublicken, und schob sich an ihr vorbei in den Raum.

„Ich bezweifele, dass es jemals dazu kommen wird", sagte er und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. Erst in diesem Moment wurde Hermine bewusst, wie zweideutig ihr Satz wohl gewesen war, und mit geröteten Wangen verließ sie das Büro, schloss die Tür hinter sich und hastete den Gang entlang.

„Blödes, selbstgefälliges Arschloch!", schimpfte sie vor sich hin und ergatterte mit sehr viel Glück den letzten freien Platz in einem der goldenen Fahrstühle. Seufzend ordnete sie ihre Kleidung, während sich die Türen ratternd schlossen und der Fahrstuhl sich langsam in Bewegung setzte.

Fast den ganzen Weg nach Hause hatte Hermine damit verbracht, sich über Draco zu ärgern. Sie schlenderte an der Themse entlang und ließ sich die kühle Luft um die Nase wehen. Bald war Weihnachten. Schon jetzt war überall festliche Beleuchtung angebracht und an jeder zweiten Straßenecke hörte man Weihnachtsmusik aus einem der kleinen Geschäfte und Cafes.

Hermine überquerte die Straße und bog in eine der kleineren Gassen ein, in der sich auch ihre Wohnung befand. Sie schloss die Haustür auf, schaute in ihren Briefkasten und lief dann die zwei Treppen nach oben. In ihrer Wohnung angekommen, zog sie sich aus und gönnte sich zuerst eine heiße Dusche. Morgen würde ein harter Tag werden. Ihr Chef hatte eine Konferenz zu den illegalen Machenschaften des kanadischen Zaubereiministers angekündigt, an denen das Büro schon seit Wochen arbeitete. Hermine war gespannt, wie Draco ihre Ergebnisse vorstellen wollte, weil er im Grunde überhaupt keine Ahnung von dem hatte, was Hermine zusammengetragen hatte.

Wahrscheinlich würde er improvisieren, dachte Hermine, während sie sich die Haare wusch. Es wäre nur wieder typisch für ihn, selbst nichts beigetragen zu haben und trotzdem die gesamten Lorbeeren einzuheimsen.

Hermine stieg aus der Dusche und seufzte. Sie war gespannt, was Draco heute herausgefunden hatte. Das war nämlich eigentlich sein einziges Zutun zu der gesamten Recherche gewesen. Er war nach Kanada gereist und hatte mit ein paar Handlangern des Ministers gesprochen, die angeboten hatten, für einen ordentliche Menge Galleonen ein paar Informationen preiszugeben.

Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte Hermine schon den ganzen Tag darauf gebrannt, was dabei herausgekommen war. Aber als sie Draco eben gegenüber gestanden hatte, war ihr Stolz zu groß gewesen, als dass sie ihn danach gefragt hätte. Sie wollte ihm nicht auch noch das Gefühl geben, dass sie auf ihn angewiesen war. Sie würde es am nächsten Tag immerhin so oder so erfahren.

Hermine warf sich ins Bett und drehte sich auf die Seite. Es dauerte nicht lange, bis der Schlaf kam. Dafür war der Traum umso unangenehmer.

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