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Am nächsten Morgen wurden wir ziemlich früh vom Hahn geweckt.

"Gott! Kann dem einer bitte den Schnabel zubinden?" Tuschelte ich verschlafen.

"Ihr wolltet sie, leb damit." Wie mitfühlend er wieder war.

"Du mich auch Bruderherz." Er grinste er frech und stieg dann so langsam aus dem Bett. Dann hörte ich noch was Hämmern.

"Verdammt! Was ist das?" Bis mir einfiel das wir noch einen Mitbewohner hatten. Das der so früh wach war, unglaublich. Es war gerade mal kurz nach sieben. Seit wann der wohl wach ist?

"Ein Frühaufsteher ... ohje." Murmelte ich dann vor mich hin und ging auf den kleinen Balkon am Schlafzimmer um zu sehen, woher das Hämmern kam. Er stand an der Scheune zu dem Ställen wo die Pferde rein sollten. Der Zaun war noch nicht fertig, denn zog er in dem Moment. Irgendwie fing ich an zu starren. Konnte nicht aufhören. Aber er bemerkte mich. Ich wurde plötzlich ganz steif und riss die Augen auf. Wusste nicht wie ich mich benehmen sollte. Aber was besseres als vor schreck gegen die Tür zu laufen fiel mir wohl nicht ein.

"Fuck noch eins!" Fluchte ich und hielt mir die Nase. Schaute mich dann um, ob er das gesehen hat, aber er arbeitete weiter. Ich ging dann schnell rein und schaute in den Spiegel. Nichts zu sehen. Zum Glück.

Ich lief dann ins Bad um die Stelle zu kühlen. Und auch mich. Ich war so durcheinander ich musste mich etwas zu Besinnung kriegen. Und Arschkaltes Wasser hilft da wohl am besten, was ich mir bis über den Nacken und Kopf laufen ließ. In der Hitze war das auch keine schlechte Idee.

Unten sah ich dann Chris, der ein paar Papiere durchschaute.

"Hi Bienchen." Lächelte mir Chris entgegen und starrte dann wieder ernster aufs Papier.

"Gehst du du Pax helfen? Die Hühner sind schon gefüttert. Darum musst du dich nicht kümmern." Ich sagte einfach mal nichts, aber zu Paxton wollte ich nicht. Irgendwie war das vorhin peinlich. Der hat das bestimmt mitbekommen.

"Was stehst du da jetzt rum? Willst fu noch frühstücken vorher, oder soll ich dich abschieben?" Ich schüttelte den Kopf. Und ging dann ganz vorsichtig vor die Tür. Schlich mich förmlich raus. Drückte mich an jedem Gegenstand vorbei und machte mich ganz klein. Paxton war aber nicht mehr zu sehen. Wo war er plötzlich. Ich wurde dann etwas mutiger und lief nicht mehr so Krampfhaft um ja nicht entdeckt zu werden. Dann wollte ich um die Ecke, in die Scheune und lief ihn direkt in die Arme.

"Heilige Schüssel voll Scheiße!" Fluchte ich. Ups! Warum bin ich nur so peinlich?

"D-das kannste gut! Mich fast ... umrennen." Stotterte ich zurecht. Er lief dann einfach an mir vorbei. Na toll! Werde auch noch ignoriert.

"Hey ... duuu ..." Was geht bloß in meinem Hirn vor, dass ich ihn so dämlich anrede?!

"Äh ... kann ich helfen?" Ich wartete kaum auf eine Antwort, weil ich am liebsten wieder gehen wollte.

"Muss nicht, gibt bestimmt auch andere ..." aber dann hielt er mir ein Brett hin. Sollte es wohl an der richtigen Stelle halten. Kann der überhaupt reden? Ich tat es einfach und er hämmerte drauf los.

"Hämmern kamnste schon mal." Grinste ich und wollte witzig sein. Aber er schien null interessiert an ein Gespräch. Vielleicht mag er mich nicht. Kann an meiner Begrüßung und Art liegen.

"Tut mir leid. Ich wollte ... Wenn du ... ach vergiss es." Wie sollte ich das ansprechen? Wie sollte ich mich entschuldigen? Ob er es überhaupt annehmen würde? Dann fiel mir auf, er machte das wie Logan, die Nägel zwischen seinen Finger klemmen. Immer drei Stück. Und einen benutzte er. Wenn die drei leer waren kamen die nächsten. Wieder war ich kurz in Trance und wie der Fall von gestern, zog mich das wieder tief in ein Bewusstseinszustand, den ich nicht erklären konnte.

"Alles ok?" Brummte es plötzlich durch mein Gehörgang. Er sagte was! War ich so neben der Spur, dass er doch mal seinen Mund aufmachen musste? Und das dort so eine Männlichkeit mir entgegen Tönte hätte ich nicht erwartet.

"Ja. Ich ... Wie du die Nägel hältst ... ich meine ..." Sollte ich wirklich von Logan anfangen? Ich konnte ihn doch nicht ständig mit ihm vergleichen.

Plötzlich wurde mir etwas schwindelig. Ich setzte mich kurz und musste nach Luft ringen. Er reagierte kaum. Schien es sogar kurz zu ignorieren, aber schien dann doch kurzzeitig besorgt.

"Ich pack das auch alleine." Er war so Grfühllos. Kam mir eiskalt vor. Als würde ihn wirklich nichts um ihn rum interessieren. Und ich dachte, mir würde es schon schlecht gehen.

"Gefällt es dir hier? Hat dich mein Bruder gezwungen, oder wolltest du das?" Irgendwie fiel mir diese Frage plötzlich ein. Chris konnte sehr ... überzeugend sein.

"Nein." Was nein. Kann der mal einen Satz reden, ohne das man ihm alles aus der Nase ziehen musste?

"Nein?" Gab ich sein eines Wort als Frage wieder.

"Freiwillig. Ich bin freiwillig hier."
Das klang aber nicht so als ob es die Wahrheit wäre. Er sagte es, als sei er unzufrieden. War auch etwas gefrustet. So wirkte er zumindest.
Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass er nicht Stumm ist. Auch wenn nicht gerade ein Geschichtenerzähler, aber er konnte reden. Ob er immer so war? Oder hat ihn der Vorfall verändert? Ich bin auch nicht mehr wie früher. Ich glaube so Ereignisse lassen niemanden kalt. Menschen verlieren ist nie einfach. Aber er hat ja nicht nur das. Er verlor alles. Im Grunde war er alleine. Ich hatte noch Familie. Und jemand der sich um mich kümmerte, so wie Chris. Unser Schmerz ist gleich und doch so verschieden. Und irgendwie zog es mich runter. Es war vielleicht selbstsüchtig, aber immer noch wollte ich ihn nicht da haben. Er zog einen runter und ich hatte schon genug mit mir selbst zu kämpfen.

Red Land - Zwei Chancen eine Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt