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Als ich mich wieder beruhigte, fing auch er an zu arbeiten, als ob er einfach nur da sein wollte. Aber genau das war mir ein Rätsel. Da er mich ja eigentlich nicht wirklich leiden konnte.

Der Tag flog nur so an mir vorbei. Wieder nicht viel geholfen. Eher in Selbstmitleid und Gefühlschaos versunken. Ich war echt zu nichts zu gebrauchen. Irgendwie dachte ich mir, wenn ich schon zu dumm zum Arbeiten am Haus bin, kann ich an der Beziehung zu meinen Mitmenschen arbeiten. Ich nahm zwei Biere und ging raus. Ich suchte Paxton und hoffte, dass er wenigstens das nicht ignorieren würde. Und irgendwie wollte ich mich bedanken. Keine Ahnung warum.

Ich fand ihn irgendwann hinter der Scheune. Er saß einfach nur da und schaute in die Sterne.

"Hey ..." kam es relativ schüchtern von mir. Wie ein scheues Reh lief ich in seine Nähe. Langsam. Wie in Zeitlupe. Ich traute mich aber irgendwann nicht näher ran.

"Ich ... du magst sowas ja. Oder? Wenn du willst ... ich meine ..." Ich räusperte und war ziemlich nervös.

"Na ja, wenn du deine Ruhe willst ... Ich kann auch ..." Er blickte dann dann doch zu mir, was mich verstummen ließ. Ich blieb wie erstarrt stehen und wagte es kaum noch zu atmen. Ich wollte dann wieder gehen. Plötzlich war mir ziemlich mulmig zu mute. Ich stellte das Bier hin und lief einfach weg.

Was zur Höhle tat ich? Ich konnte nichts! War auch zu nichts zu gebrauchen! Nicht mal jemanden Danken war für mich möglich. Ich saß bei den Hühnern. Bestimmt eine ganze Stunde und wischte mir übers Gesicht, dass wieder mal voll Tränen war. Spielte Kornweitwurf.

Dann sah ich wie Paxton kam und sich einfach neben mich setzte. Irgendwie erstaunte mich das. Ich dachte er wollte seine Ruhe? Oder wusste er nur nicht was er sagen sollte?

"Danke." Er lächelte kurz und hob das Bier. Er hatte noch nichts von getrunken, genauso wenig wie ich.

"Ich danke auch. Wegen ... Heute ..." Ich musste nicht viel sagen. Mir kam vor, als würde er mich verstehen.
Er nahm mein Bier was neben mir lag und öffnete es. Wurde plötzlich vollgesaut. Ich musste dann irgendwie kichern.

"Gut geschüttelt." Grinste er. Er sah aus, als hätte er in die Hose gemacht. Das brachte mich dann noch mehr zum lachen.

"Sei nicht so schadenfroh, sonst trink ich deines auch gleich weg." Dann hob er sein Shirt und wischte sich sein Gesicht ab, was das Bier auch mit erwischte. Der Anblick erregte mehr in mir als nur den Blick auf sich. Ich starrte förmlich. Versuchte mich dann abzulenken. Warf noch ein paar Körner durch die Gegend.

"Alles ok?"

"Was soll schon mir mir nicht stimmen?!" Eigentlich alles! War dann mein Gedanke nach dem Satz.

"Eigentlich alles." Sprach er neckisch. Als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Völlig sprachlos saß ich neben ihn.

"Aber ... das macht dich sympathisch." Dies sprach er fast schon schüchtern aus. Schaute dabei zu Boden und machte schnell auch sein Bier auf, wovon er einen großen Schluck nahm. Irgendwie freute mich die Antwort.

"Und warum ... warum warst du so? Na ja ..." Ich wusste nicht wie ich das sagen sollte als zu sagen: Hey, du warst voll der Arsch! Warum der Sinneswandel? Das käme wohl nicht so gut.

"Ich wusste nicht wie ich mit dir umgehen sollte." War seine Antwort.

"Inwiefern?" Aber ich ließ ihn nicht wirklich antworten plapperte plötzlich drauf los.

"Ja, ich kann nervig und komisch sein. Ich wollte dich nur ärgern. Etwas necken, habs nicht böse gemeint, ich meine ..."

"Ist ok." Unterbrach er mich. Er hielt mir meine Flasche hin, die ich immer nicht wirklich anrührte. Sein Lächeln war so sanft. Wieder kam dieses unwohle Gefühl. Als würde ich Logan betrügen nur mit Blicke. Ich schloss die Augen und versuchte dieses Gefühl wegzubekommen. Ich musste es loswerden. Ich weiß er würde es mir nicht übel nehmen. Würde wollen das ich glücklich bin. Und wenn ich mich bei jemanden anderem Wohlfühlen würde, wäre es halt so. Er würde sich das sogar wünschen, weil er es ja nicht mehr konnte.

Als ich die Augen wieder öffnete war er weg. Mein Bier stand dort wo er saß. Wieder habe ich ihn wohl vor den Kopf gestoßen. Aber diesmal wollte ich es nicht so enden lassen. Ich lief ihn hinterher und sah, wie er gerade ins Haus wollte.

"HEY!" Er blieb dann tatsächlich stehen. Ich stapfte auf ihn zu. Blieb vor den Stufen zur Veranda stehen und schaute ihn etwas fragend an. Dann schaute ich auf den Fleck auf seiner Hose. Suchte irgendein Thema.

"Soll ich sie waschen?" Was war das für eine Sinnlose und bescheuerte Frage? Fiel mir echt nichts besseres ein?

"War ja meine Schuld. Obwohl ich das wh mache ... Wäsche ist mein Gebiet." Wie stolz ich das sagte und wie peinlich das war. Wieder wollte ich abhauen, da ich an liebsten im Erdboden versunken wäre. Wollte ins Haus an ihn vorbei stolperte aber und fiel fast um. Aber lässig mit einem Arm, fing mich Paxton auf.

"Wenn das Flirten sein soll, musst du wohl noch üben." Schmunzelte er.

"Ha ha!" Dabei kämpfte ich mich aus seinen Armen. Streckte ihm die Zunge raus und lief dann rein. Wieder geschafft. Und ab Peinlichkeit kaum zu übertreffen. Nächstes Level erreicht!

"Hey Sis ..." Aber er konnte kaum was sagen, da war ich schon vorbei.

"Gutes Gespräch." Hörte ich nur. Ich rannte in mein Zimmer. Mein Herz klopfte. Was zur Hölle war das? Ich konnte es mir nicht erklären. Dieses Gefühl. Ich wollte es nicht und doch fühlte ich mich wohl in seiner Nähe. Ich war so durcheinander.

Red Land - Zwei Chancen eine Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt