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Wir kühlten uns alle mal den Kopf und setzten uns gemeinsam an den Tisch.

"Wann willst du mit den Pflanzen anfangen? Einige würden jetzt gut wachsen." Fing Chris an. Er hatte recht. Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Ich müsste endlich mal ein paar Pflanzen und Samen kaufen. Wir lebten zum Glück in einer Gegend, der USA, wo es immer warm war. Winter gab es keinen wirklichen. Tiefste Temperaturen waren fünfzehn Grad im Winter. Wenn es ganz schlimm war mal zehn. Aber weniger hatten wir hier noch nie. Ich mochte die Wärme. Wenn alles blühte, roch und die Insekten durch die Gegend schwirrten. Natürlich gab es auch Probleme. Hitze die teils so schlimm war, dass Dürren keine Seltenheit waren. Viel Wasserverbrauch und es gab auch einige Tiere, die nicht gerade willkommen waren. Wie Moskitos. Nervige Viecher. Dagegen mussten wir auch noch was finden. Auch einige Gemüsediebe schlichen hier rum. Aber für alles gibt es Wege und Mittel. Auch Biologische und Schonende.

"Ich könnte mit ihr in die Stadt." Schlug Paxton vor. Aber dann wurde mir ganz anders. Ich hatte Angst den nächsten in den tot zu reißen. Vor allem jetzt wo ich anfange, ihn doch irgendwie zu mögen.

"Nein. Ich fahr mit dir nirgendwo hin!" Das klang wirklich mies, war aber im Grunde gar nicht so gemeint, wie es sich anhörte. Ich hatte einfach immer die Angst im Hinterkopf. Und immer den Gedanken, ich sei Schuld, an das was geschah. Vielleicht würde er ohne mich noch leben. Ich konnte nicht mal seinen dreißigsten erleben. Wir wollten in Feiern im großen Stil. Und nun ... ein Leben, aus dem nichts beendet. Als ich sah, wie gekränkt Paxton im Essen rumstocherte, wollte ich die harten Worte wieder gut machen.

"Es tut mir leid. Ich habe einfach Angst. Ich sehe es immer noch vor mir ... jede Nacht. Ich möchte nicht noch jemanden ins Unglück stürzen." Ich legte sacht meine Hand auf sein Unterarm. Die gleiche Geste wie das letzte Mal. Und wieder schenkte er mir diesen Blick voller Wärme. Seine dunklen Augen sahen auch das erste Mal direkt in meine. Aber lange hielt er es nicht stand und wich mir wieder mit seiner unsicheren Art aus, wie so oft.

"Du kannst dich hier nicht jetzt ewig einsperren. Wie willst du das zur Auktion machen? Da musst du auch mit Auto dort hin. Du solltest fahren." Sprach Chris leicht verärgert.

"Das ich zu Logans Eltern fuhr, hat mir schon gereicht! Ich will nicht fahren, wenn es nicht nötig ist. Ich bekomme alles online." Chris fasste sich vor die Stirn und schnaufte etwas gefrustet vor sich hin.

"Ich will nicht mal mehr zur Beerdigung. Ich will nicht noch mehr schaden anrichten." Dann wollte ich aufstehen, aber Chris hielt mich ab.

"Du redest ziemlich viel scheiße! Du hast nichts damit zu tun. Wenn es wirklich seine Zeit war, ist egal wie und wer. Es wäre so oder so passiert! Außerdem war es ein Unfall. Du kannst so was nicht beeinflussen. Hör auf, so zu denken!"

"Und wenn er der nächste sein soll? Ich will das nicht mehr! Besser ihr haltet euch alle fern von mir!" Dabei flog der Teller durch die Gegend. Vor Wut stieß ich ihn vom Tisch.

"LASST MICH IN RUHE!" Dabei schaute ich auch Paxton an. Kurz tat es mir leid und meine Mimik verriet mich sicher für Sekunden. Aber trotzdem schien er durch diese Worte ziemlich am Boden zu sein. Jetzt hätte ich es eh wieder versaut. Scheiß auf alles dachte ich und lief davon.

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Ich saß ziemlich apathisch vor meinem Bett. Starrte auf den Boden. Ich fühlte mich so dumm und elendig. Immer wieder ... ich tat es immer wieder! Er muss mich doch langsam für echt bekloppt halten. Wie soll man jemanden wie mich mögen. Dann klopfte es. Chris klopfte schon lange nicht mehr. Paxton? Ich wollte erst nicht antworten. Tat es auch nicht. Dann ging ich zu Tür und setzte mich neben diese. Ich hörte was. Kroch zur Klinke und öffnete die Tür ein Spalt. Er saß einfach da. Zwei Bier neben sich. Dass er tatsächlich hier war, konnte ich kaum glauben, nachdem wie ich da unten abging.

"Hi." Lächelte er wieder so süß.

Ich antwortete nicht und setzte mich an den Türrahmen, so das ich mit dem Rücken zu ihm saß.

"Willst du .... Wollen wir raus? Etwas spazieren? Und du darfst gern das Bier schütteln." Ich musste schmunzeln. Vergrub mein Gesicht hinter meinen Armen und atmete tief durch.

"Es tut mir leid. Aber ... ich ..." Ich hätte ihn gern gesagt, dass ich ihn irgendwie mag. Und froh bin, dass er da ist. Aber das würde vielleicht komisch kommen. Dann bewegte ich mich etwas um die Ecke. Kroch nah an ihn ran. Setzte mich dicht neben ihn.

"Ja. Gerne." War dann meine Antwort auf seine Frage. Plötzlich tat er was, womit ich nicht rechnete. Er strich mir über die Wange und legte meine Haare über meine Schulter. Diese Berührung ließ mich kurz erstarren. Ich vergaß förmlich, wie man atmete. Aber als ich zu ihm sah. Direkt in seine Augen wich er abermals aus.

"Hör auf damit!" Dabei stupste ich ihn mit dem Ellenbogen an, was ihm ein verlegendes Lächeln abgewann.

"Wovor ich Angst habe, weißt du. Aber was ist mit dir? Warum weichst du mir aus? Zögerst oft oder bist unsicher. Hat es mit mir zu tun, oder hat das einen Grund?"

"Nein. Mit dir nicht. Na ja ... nicht ganz. Ich ... bin einfach vorsichtig."

"Aber warum?" Ich wollte mehr wissen. Er ignorierte die Frage aber und schien nicht drüber reden zu wollen. Ob ich weiter nachhaken sollte? Oder wäre es besser in zu lassen. Bis jetzt sagte er ja nur was, wenn ich ihm alles aus der Nase zog.

Red Land - Zwei Chancen eine Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt