Das Wohl der anderen

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Ich fing wieder bitterlich an zu weinen.
Ich hatte es satt das alles in mir anzustauen und runter zu schlucken.
Wenn ich mich jemanden deswegen anvertraue, warum dann nicht meinem Lehrer?
„Du willst nur ihre Nähe, das ist ganz normal.
Ich nehme an, dass geht schon länger so dass du allein bist oder?
Ich kann mit deinen Eltern reden wenn du es nicht kannst."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein auf keinen Fall! Ich will meinen Eltern nicht zur Last werden und Ihnen diese Unannehmlichkeit aufbürden.
Sie würden ihre Jobs verlieren und mich dafür bestimmt verantwortlich machen!"
Herr Tomioka legte seine Hande auf meine Schultern und schaute mir tief in die Augen.
„Na schön. Aber vergiss nicht dass sie dir gegenüber aber auch eine Verpflichtung haben.
Sie sind deine Eltern und müssen für dich da sein, in jeder Lebenslage."
Er machte mir Mut und baute mich mit seinen Worten wieder auf.
Er war wirklich unglaublich nett.
„Nozomi wenn du magst, kannst du zu den Feiertagen gerne hier her kommen. Ich habe keine Verwandten und bin daher auch allein.
Ich lade dich zum Essen ein!"
Seine Einladung freute mich und es war das erste Weihnachten nach 2 Jahren dass ich mal nicht allein wäre.
„Gern! Das ist sehr nett von Ihnen."
Ich lächelte ihn an, was ihm scheinbar freute.
„Sie haben vorhin gesagt dass Sie auch etwas gesehen haben, was war es denn eigentlich bei Ihnen?"
Seine Augen wurden größer und sein Gesicht leicht rot.
„Eine... hübsche junge Frau die... die mit Fächern tanzte.
Sie hatte wunderschönes langes Ashblondes Haar und so extrem hellgraue Augen.
Für wen sie auch immer getanzt hat... sie sah sehr glücklich aus."
Ich dachte nach. Eine junge Frau mit Fächern?
Wer tanzt denn mit Fächern in der Hand?
Eine Geisha vielleicht?
„Was hatte denn die Frau an?"
Fragte ich ihn ganz unverblümt.
„Einen Seiden Haori in Rosa und darunter eine Art Uniform für Soldaten. Eine seltsame Kombi wenn man mich fragt."
Er grübelte genauso darüber nach wie ich grade. Wer würde denn in so etwas auftreten?
„Hätten Sie Lust das mit mir näher zu untersuchen? Ich meine... es muss einen Grund geben dass wir das sehen. Ich würde es gerne wissen um es einfach zu verstehen."
Er wirkte überrascht. Trotz dass mich diese Bilder und Filmfetzen immer wieder ausnocken oder mich dumme Sachen tun lassen, war ich fest entschlossen dem auf den Grund zu gehen.
„Ich würde es auch gerne verstehen. Na gut, solange du dich auch auf die Schule konzentrierst und deine Noten nicht darunter leiden bin ich dein Partner Sherlock."
Wir notierten uns was wir bis jetzt alles gesehen haben oder in meinem Fall auch gefühlt um später eventuell Anhaltspunkte zu finden.
Der Nachmittag mit Herrn Tomioka ging schnell vorbei und es wurde Abend.
„Ich denke ich sollte mich langsam auf den Weg machen. Jetzt hab ich Ihren freien Tag total vergeudet. Tut mir leid!"
Er schüttelte den Kopf und brachte mich noch zur Tür.
„Ich wollte dass doch so, schon vergessen? Und wenn du magst... kannst du mich außerhalb der Schule gern mit Giyū ansprechen.
Formalität im Privatem Umfeld finde ich anstrengend."
Er schaute mich verlegen an und lächelte.
„Dann bis morgen... Giyū."
Ich Verlies seine Wohnung und ging wieder in meine nebenan.
War schon irgendwie seltsam dass ich mich so gut mit ihm verstand.
Als ob wir uns schon ewig kannten, so haben wir nach meinem Zusammenbruch miteinander geredet.
Ich frage mich wie alt er eigentlich ist?
Auf keinen Fall über 30, das sieht man.
Ich könnte ihn ja fragen aber das ist mega peinlich.
Vielleicht weiß ja jemand aus meiner Klasse wie alt er ist? Das würde weniger seltsam rüberkommen.
Das Wochenende ging schnell rum und es blieb kaum Zeit für mich.
Aber meinen Zockerabend hab ich genossen und hab dafür mal wieder die Hausarbeit liegen gelassen.
Das durfte ich dann alles nach der Schule machen.
In der Schule war Herr Tomioka sehr distanziert und wie sonst auch immer auf Abstand.
Bestimmt Teil seines Professionellen Auftretens, also dachte ich mir nichts dabei.
Ich wollte grade das Schulgelände verlassen als mich Herr Rengoku aufhielt.
„Nozomi oder? Einen Moment! Ich hab hier noch eine Liste für dich! Du hast noch keine AG belegt! Bitte fülle das bis Ende der Woche aus!"
Er überreichte mir ein paar Zettel und verabschiedete sich wieder von mir.
Er war so voller Elan und immer fröhlich.
Einfach der Perfekte Lehrer der sein Fach versteht.
Auf dem Weg nach Hause, ging ich die Liste durch um etwas passendes für mich zu finden.
Doch irgendwie sprach mich nichts so wirklich an. Einfach aus der Macht der Gewohnheit, würde ich die Musik und Kunst AG wählen da ich kein Sport Ass bin oder ein Technisches Genie.
Als ich zuhause war, stand ein Postbote von Cargo International vor meiner Tür und schien auf mich zu warten .
„Sind Sie Nozomi Chiba? Ich habe eine Lastenlieferung von einem Herrn Keisuke Chiba für Sie!"
Mein Papa hatte mir etwas geschickt?
Ich war schon überrascht da er mir nichts gesagt hatte.
Ich frage mich was es ist?

Das wohl der anderen
Ende

Liebe deinen LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt