Nozomi & Genya

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„So meine lieben, dann will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen! Unser Thema der Woche lautet Neue Freundschaften!
Kunst ist kontrovers, anders, strahlend und explosiv! Ich will dass ihr euch eine ganze Woche lang beobachtet und zeichnet!
Dabei ist es wichtig euer gegenüber kennen zu lernen, seine Vorlieben, Interessen und was seinen Tag so ausfüllt! Das alles bringt ihr aufs Papier oder macht ein gemeinsames Kunstwerk unter diesem Motto.
Überrascht mich einfach und am Freitag ist Abgabe! Dann legt los!"
Herr Uzuis Ansage war klar und deutlich.
Wenn mir etwas nicht lag, dann war es den ersten Schritt bei einer Freundschaft zutun.
Grade bei jemanden der mich offensichtlich kein bisschen kennt oder gesehen hat.
Ich drehte mich langsam zu ihm um und er wartete schon auf meinen Einsatz.
Doch ich konnte keinen Ton rausbringen, nicht wenn er mich so bedrohlich anschaute.
„Da du offensichtlich nicht den Mund aufkriegst fange ich an! Mein Name ist Genya Shinazugawa, ich bin der kleine Bruder von deinem Klassenlehrer und bin in der 3. Oberstufe. Zu meinem Hobbys zählen  Kampfsport und Zeichnen.
Am liebsten mag ich Yakisoba zum Essen und mich kotzt es an wenn man sich wie ein Idiot verhält. So... jetzt bist du dran! Erzähl schon!"
Es klang so, dass der letzte Teil auf mich bezogen war und dass er Herr Shinazugawas kleiner Bruder ist, wusste ich nicht mal. Aber im Nachhinein war es offensichtlicher als man denkt. Der mürrische Blick, die Ausstrahlung und vor allem der Tonfall klang sehr nach ihm.
„Ähm ich... ich bin Nozomi Chiba aus der 2. Oberstufe. Meine Hobbys sind Games, Lesen, zeichnen, singen, Geige spielen und hin und wieder bin ich gerne auf Reisen. Mein Lieblingsgericht ist Paneer Masala. Mehr... hab ich jetzt nicht was mir noch einfällt."
Er schaute mich mit konzentriertem Blick an und fing an auf seinen Block zu kritzeln.
„Was... was machst du da?"
Fragte ich ihn vorsichtig. Er sah mich einfach nur an und zischte mir zu.
„Schhht! Ich konzentriere mich grade! Ich will den Moment einfangen wie du da sitzt, also beweg dich bloß nicht klar?!"
Er hatte schon losgelegt?! Der war ja echt schnell unterwegs. Doch wir hatten dabei nicht mal mit einer Projekt Grundlage angefangen.
„Sollten wir uns nicht erstmal auf etwas einigen? Machen wir ein Artbook, eine Leinwand, eine Skulptur oder sowas?"
Fragte ich ihn nochmal. Er steckte mir einen Stift in den Mund und zeichnete weiter.
„Halt doch mal den Mund! Ehrlich du bist anstrengend! Ich will erstmal Eindrücke sammeln! Das Thema können wir dann immer noch bereden!"
Also sagte ich nichts mehr und hielt einfach solange still bis er fertig war. Nach gut 90 min hatte er sein Ergebnis und ich durfte mich endlich wieder bewegen.
„Dürfte ich es sehen?"
Fragte ich neugierig.
Er schob mir seinen Block hin und ich war hin und weg. Er war wahnsinnig talentiert! Er hat wirklich den Moment auf Papier eingefangen und alles so detailgetreu gezeichnet.
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
„Das ist... das ist wunderschön! Es ist so als hättest du die Zeit auf Papier gebracht! Du musst mir echt ein paar Tipps geben um sowas hin zu bekommen!"
Vor lauter Euphorie hab ich glatt die Angst vor ihm vergessen und funkelte ihn mit meinen großen Augen an.
Er wurde ein wenig rot um die Nase und riss mir den Block aus der Hand um selber nochmal drauf zu schauen.
„Das meinst du doch nicht ernst oder? Ich hätte eher damit gerechnet dass du sowas bringst wie Herr Uzui, von wegen du musst mehr Aktion und Vielfalt aufs Papier bringen.
Ich bin ihm zu realistisch und kann nicht von der Norm abweichen. Daher hoffe ich dass du vielleicht mir helfen kannst!
Ich hab deine Bilder im Schulatelier gesehen und die sind so abgefuckt dass sie verdammt nochmal gut sind! Du bist hier eher das Genie von uns beiden!"
Irgendwie verschwand seine aggressive Ausstrahlung und er wirkte eher wie ein zurückhaltender schüchterner Typ.
„Wir helfen uns beide das wird super! Erst hatte ich mega schiss weil du mich so böse angeschaut hast, aber jetzt sehe ich dich in einem ganz anderen Licht!"
Ich lächelte ihn an und holte meine Kunstmappe hervor. Ich fing an das selbe wie er zu tun und zeichnete Genya in meinem Stil.
Er hielt ebenfalls still und fragte nicht weiter nach bis ich fertig war.
„Hier! Leg sie mal nebeneinander!"
Genya schob die Bilder zusammen und betrachtete sie.
„Das ist so krass! Ich fände es interessant wenn wir unsere Stile vereinen würden, wie bei einer Collage! Und viele unserer Bilder sollten dann im ganzen ein eigenes sein! Das wäre genau das was ich hier sehe!"
Seine Idee gefiel mir. Er hatte richtig Ahnung und man konnte sich prima mit ihm unterhalten.
Gemeinsam wanderten wir durch die anderen Kurse um dort die Eindrücke ein zu fangen.
Immerhin soll der Alltag ja integriert sein und die Schule gehört mehr oder weniger auch dazu.

Nozomi und Genya
Ende

Liebe deinen LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt