Was ist nur los?

280 17 2
                                    

Giyū stieg zu mir ins Bett und setzte mich auf.
Er hockte nun über mir und zog mir mein T-Shirt aus.
Sein Blick fiel auf mein Feuermahl dass sich unter meinem linken Schlüsselbein befand.
„Woher hast du dass?"
Er fuhr mit seinen Fingerspitzen über meine Haut und schaute sie sich genau an.
„Ich bin... Ich bin damit Geboren worden. Auf meinem Rücken ist dasselbe Mahl auch auf der gleichen Seite und Höhe. Wie als hätte mir jemand was durch die Schulter gerammt."
Er wusch mir den Schweiß wieder vom Körper und trocknete mich ab.
Giyū ging zu meinem Kleiderschrank und holte mir ein neues T-Shirt raus.
Er setzte sich über meine Beine und zog mir das Shirt an.
Als er so über mir war, konnte ich nicht anders als ihn an zu lächeln.
„Danke... du bist so nett zu mir."
Er schaute mir liebevoll in die Augen.
Sein Blick hatte eine eigenartige Sehnsucht und eine gewisse Schwermut als er mich so ansah.
„Soll ich wirklich immer noch hier schlafen?"
Ich streckte meine Arme aus und legte sie sanft um seinen Hals.
„Aber... du hast doch gesagt dass du das nicht tun kannst als mein Lehrer."
Er schmunzelte, löste meine Arme und legte sich neben mich.
„Nur dieses eine mal."
Ich legte mich zu ihm und kuschelte mich an ihn.
Zaghaft legte er seine Arme um mich und streichte mir durchs Haar.
Er war so warm und sein Herzschlag hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
„Ich... fühle mich seit langem... nicht mehr einsam."
Er schaute mich mit müdem Blick an.
„Aber du hast doch deine Freunde und irgendwie auch deine Eltern. Was ist anders wenn ich da bin?"
Ich drückte mein Gesicht an seine Brust.
„Du... du bist hier. Ich... kann dich spüren und anfassen. Ich hab das noch nie zu jemanden gesagt aber... ich... ich hab dich lieb."
Kaum hatte ich das gesagt, war ich unter dem Fieber auch schon wieder eingeschlafen.
Am nächsten morgen war der Platz neben mir leer und die Seite des Bettes gemacht.
Ich fühlte mich schon etwas besser und ging zur Treppe, um zu sehen ob Giyū noch da war.
Ich hörte Geklapper aus der Küche, also war er noch gegangen.
Zuerst wollte ich duschen und mir was frisches anziehen.
Als ich fertig war, ging ich hinunter in die Küche.
Giyū hatte etwas Eintopf gekocht und deckte den Tisch ein.
„Du bist ja schon wach. Geht es dir etwas besser?"
Fragte er mich besorgt.
„Dank dir geht es mir etwas besser."
Er kam zu mir und hielt seine Hand an meine Stirn.
„Das Fieber ist zum Glück schneller weg gegangen als gedacht. Aber wir behalten das lieber im Blick. Jetzt iss erstmal etwas mit mir."
Wir setzten uns und aßen gemeinsam.
Giyū konnte erstaunlich gut kochen.
Ich haute richtig rein um meine Kraftreserven wieder aufzuladen.
„Dir scheint es ja richtig zu schmecken! Bin ich froh dass dein Appetit groß ist."
Er schmunzelte und schaute zu wie ich gierig das Essen verschlang.
Die ganze Woche kümmerte er sich liebevoll um mich bis ich wieder gesund war.
Doch die Monate danach, war er irgendwie abweisend geworden und schien mir aus dem Weg zu gehen.
Hab ich irgendwas falsches gesagt oder getan?
Ich machte mir ziemliche Vorwürfe und die Vorweihnachtszeit sorgte für noch mehr Depression.
Jeder wäre bei seiner Familie um die Feiertage zu genießen. Doch ich?
Ich war zwar für die Feiertage mit Giyū verabredet, aber so wie er in letzter Zeit zu mir war, bezweifelte ich dass er noch mit mir feiern möchte.
Ich hatte seit ich krank war, auch keinen eigenartigen Traum mehr und es schien alles seinen Weg zu gehen.
Doch diese Sache mit dem Wald und den Pflanzen während meines Fiebers, ging mir nicht mehr aus dem Sinn.
Die Person in meinem Traum wurde genau dort verletzt wo ich mein Feuermahl hatte.
Sowas kann doch nicht einfach Zufall sein!
Zuhause machte ich mich im Internet auf die Suche nach eigenartigen Erscheinungen in Verbindung mit Wäldern.
Prompt hatte ich einen Treffer.
Es war Japans berüchtigter Wald der Selvstmorde, der Aokigahara Wald.
Jeder hier im Land kannte die Sagen und Mythen die sich um ihn rankten.
Jährlich verschwinden so viele Menschen dort und kehren nicht lebend zurück, dass sogar die Behörden aufgehört hatten diese Fälle zu dokumentieren.
Irgendwas sagte mir aber, dass ich dort vielleicht eine Antwort auf meine seltsamen Träume und Visionen bekommen kann.
Ich schwang mich auf meinen Roller und organisierte mir die Ausrüstung die ich für einen Roadtrip dort hin gebrauchen kann.
Als ich grade losfahren wollte, kam Giyū an meiner Garage vorbei und musterte mich.
Er sagte nichts, drehte sich weg und ging einfach weiter.
Mich machte das wirklich traurig, doch ich konnte nicht mit ihm reden wenn er mir ständig aus dem Weg ging.
Ich gab Vollgas und heizte an ihm im eiltempo vorbei.

Was ist nur los?
Ende

Liebe deinen LehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt