Die Luft summt um mich herum, die Vögel zwitschern und ich lächle.
Ich spanne meinen Bogen mit meinen Pfeil und fokussiere mein Ziel, um mit der nächsten Ausatmung zu schießen.
„Verflucht, Claire!" Brüllt Timo durch den Wald, vor seiner Nase hat er den Pfeil, den ich perfekt in den Baum neben ihm getroffen habe.
„Du musst halt aufpassen." Ich klettere von dem Baum herunter, auf dem ich zwei Stunden auf Timo gewartet habe.
„Hast du es?" Frage ich und Timo schaut genervt zu mir, ich hole meinen Pfeil und bleibe vor meinen Bruder stehen.
„Natürlich." Sagt er, als würde er es mir übel nehmen dass ich nicht an ihn geglaubt habe. Aus seiner Jackentasche holt er das Medaillon hervor und im Sonnenlicht glänzen die vielen Diamanten und der dunkel Blaue Stein leuchtet in Hellblau.
„Mama wird sich freuen über ihr Geburtstagsgeschenk." Sage ich zu Timo, er nickt als Antwort.
„Das wird sie sicherlich, na los." Er packt das Medaillon wieder zurück in seine Tasche und wir laufen gemeinsam aus dem Wald, zu unserem kleinen Haus am Stadtrand.Als verwitwete Frau, konnte sich Mutter kein Haus in der Innenstadt mehr leisten und so zogen wir auf einen Hof, eine halbe Stunde von der Stadt entfernt. Es ist schön nicht mehr in der lauten Stadt zu leben, doch auch langweilig mitten auf dem Feld zu leben, ohne jemanden zum reden zu haben.
Aber ich darf sowieso mit niemanden reden, Mutter meinte meine Stimme sei ein Goldschatz, erschaffen für den großen Auftritt. Solange schweige ich und bin für alle anderen Gehörlos.
„Glaubst du die Jorens werden die Kette vermissen?" Frage ich Timo über die Zeichensprache, es hat aber auch etwas gutes. Kaum jemand beherrscht die Gebärdensprache, schon gar nicht am Stadtrand. Aber auch so ist die Gebärdensprache kaum vertreten, was wir uns natürlich zum Nutzen machen. So können wir kommunizieren über wichtige Sachen, ohne das uns jemand belauscht.
Pläne schmieden ohne sie auszusprechen und alle lassen mich in Ruhe, denn eine Behinderte will keiner zur Frau nehmen. Nur mein Bruder Timo muss sich langsam auf Brautschau machen, daher haben wir noch einen großen Diebstahl vor, von dem wir Jahre leben können.
„Sie werden gar nichts gewusst haben von ihrem Schmuck." Timo lacht leise während er mit Zeichensprache kommuniziert und ich kichere leise. Ich sehe das eine Frau zu uns herüber sieht, Timo und ich sind gewiss keine Augenweide mit unserer abgetragenen Kleidung. Das einzige was uns zu etwas besonderes macht, sind unsere strahlend blauen Augen und das Pechschwarze Haar unserer Mutter.
„Hallo Miss Williams!" Ruft Timo rüber und ich setze ein kleines Lächeln auf, die Frau läuft schneller und Timo schaut ihr hinter her.
„Hure." Flüstert Timo ihr hinter her, ich harke mich bei ihm ein, um ihn hinter mir herzuziehen.
Er hat zwar mit seiner Beschimpfung recht, Miss Williams hat mehr als einen Mann täglich in ihrem Haus untergebracht, doch uns zu Grüßen hat sie all die Jahre die wir hier leben, nie geschafft. So sind die meisten Menschen die hier draußen mit uns leben.
Unsere Mutter trinkt oft und liebt den Genuss vom Wein, oft wirft sie leeren Flaschen gegen die Wände und wir wischen die Scherben hinter her weg und bringen sie erst am Tage raus. Das einzige was die Leute gut können ist es Mitleidig zu uns zu schauen, aber das war es auch schon.
Aber genau das wollten wir, dass ist das Schicksal das wir gewählt hatten vor fünf Jahren.
Vor fünf Jahren begannen wir mit unseren großen Plan, die kleinen Diebstahle neben bei waren schon immer Teil unseres Lebens.
Sobald Timo und ich laufen konnten, wurden uns Aufgaben gestellt um uns zu verstecken, mit Waffen umzugehen, zu stehlen und unauffällig zu wirken. Nun müssen wir das Gegenteil werden, wir müssen auffallen.„Ach wie schön das ihr endlich wieder auftaucht!" Brüllt Mutter von der Haustür aus, Timo schaut sich schnell um. Natürlich kommt gerade Miss Willow und ihre Tochter vorbei, sie wechseln schnell die Straßenseite.
„Alles gute zum Geburtstag." Mutter lacht und wirft ihr leeres Glas zur Seite.
„Kommt mir ja nicht ins Haus!" Timo tritt hinter mich.
„Mutter bitte, wir wollen deinen Geburtstag mit dir zusammen feiern." Bittet Timo sie, ich schaue zu ihm und dann zu Mutter. Sie brummt und kehrt uns den Rücken zu, lässt die Haustür aber offen das wir noch eintreten könnten. Ich sehe zur Seite und sehe gerade noch Miss Willow wie sie über ihre Schulter zu uns schaut, ihr blickt sagt mehr als tausend Worte.
Mitleid.„Ich hoffe ihr habt nichts gekauft." Beschwert sich Mutter und nimmt ein Schluck Wasser zu sich, Timo setzt sich auf den Holz Stuhl den er vor zwei Jahren selbst angefertigt hat.
Er hat damals bei einem Schreiner als Aushilfe gearbeitet und viel gelernt um uns vor allem Waffen anzufertigen, ich lege meinen Bogen den Timo auch für mich angefertigt hat, gegen die Wand.
„Natürlich nicht Mutter." Er streift seine Stiefel von den Füßen.
„Wir haben dir vorbildlich etwas geklaut." Mama lächelt und sieht uns stolz an, Timo steht auf und holt aus seiner Jackentasche das Medaillon heraus.
„Wie schön." Schwärmt sie und schaut uns voller stolz an.
„Danke, ihr beiden." Bedankt sie sich und nimmt uns dann beide in den Arm.
An diesem Nachmittag genießen wir zusammen den Wein und lachen leise vor uns hin. Wir gehen immer wieder unseren Plan durch, Mutter hat uns früh beigebracht das die Wände Ohren haben und so den ganzen Plan über Gebärdensprache geschmiedet.
„In zwei Tagen soll Lord Lucien hier angekommen." Berichte ich Mutter, von der Informationstafel die in der Stadt steht.
„Sehr gut, hast du genug Bilder?" Informiert Mutter sich und ich nicke als Antwort.
Am Tag seiner Ankunft wollen Timo und ich einen Stand aufbauen mit meinen Gemälden. Timo wird laut stark Werbung machen und da uns alle kennen, wird schnell getuschelt. Die Tage nach seiner Ankunft werden Timo und ich auch an unserem Stand Bilder verkaufen, aus Mitleid werden einige Leute welche kaufen.
Es ist üblich das Lord Henry, unser Stadtlord mit seinen Gästen am ersten oder zweiten Tag nach seiner Ankunft einen Spaziergang durch den Marktplatz macht und genau dann werden wir seine Aufmerksamkeit kriegen.Das erste Kapitel einer spannenden Reise.
Euer erste Eindruck der kleinen Familie?
Eure Soli 💕
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Silent Thief
AdventureZwei Geschwister, ein Plan. Die Zwillinge Claire und Timo, die zu Meisterdiebe erzogen worden sind, haben ihren Vater auf grausame Weise verloren und wollen nun seinen letzten Wunsch in Erfüllung bringen. Die Krone des Königs. Ob sie den Plan ihr...