-29-

10 0 0
                                    

Am nächsten morgen muss ich drei mal überlegen, ob das gestern Abend wirklich passiert ist.
Wollte ich einem Lord wirklich von unserem Plan erzählen?
Und wollte ich diesen Lord auch unbedingt küssen?
Ich werde zum Glück wach durch das kalte Wasser und kriege wieder einen klaren Verstand. Es klopft an meiner Tür und ich humple zu ihr, hinter der Tür versteckt sich Timo.
„Morgen." Sage ich unmotiviert, da ich weiß das er mich zum Frühstück abholt und ich keine Lust habe, dass die anderen mich so sehen.
„Hat dir der Arzt etwas gegeben für die Schmerzen?" Fragt Timo mich, ich schlucke.
„Nein, ich habe ihn gesagt das es so geht." Antworte ich, es fühlt sich komisch an meinen Bruder zu belügen. Doch ich kann ihn nicht erzählen was gestern Abend passiert ist.
„Sag einfach Bescheid, ich kann dir von Mutter etwas geben." Sagt er, ich drehe mich dankend um.
„Ich denke wenn wir heute noch trainieren wollen, brauche ich bestimmt etwas. Es hat in der Nacht noch etwas geblutet und ich weiß nicht ob es sich entzündet." Gebe ich zu bedenken.
„Ich kann es einfach nicht fassen das dir das Miriam angetan hat, so ein Miststück!" Sagt er sauer.
„Egal, umso mehr möchte ich ihr jetzt zeigen das wir es verdient haben." Sage ich energisch, er schaut stolz zu mir und nickt.
„Lass uns runter gehen." Ich folge ihm und verziehe beim Treppen laufen keine Miene, auch wenn es sich so anfühlt als würde das Messer immer noch in mir stecken. Ich bin froh als ich sitze und noch glücklicher das mir Timo mein Essen bringt.
„Ist es wahr das Miriam dir ein Messer in den Oberschenkel gesteckt hat?" Fragt Melissa über den Tisch hinweg zu mir und ich nicke.
„Krass, da komme ich mir völlig dumm vor mit meinen blauen Flecken." Sagt sie schmollend und ich muss an meine blauen Flecken denken.
„Hoffen wir mal das es dich nicht beeinträchtigt beim nächsten Spiel." Sagt Chris neben ihr, ich sehe zu ihm.
„Das könnte euch beiden doch gerade richtig kommen." Timo lenkt das Gespräch weiter.
„Besonders weil ihr wisst das ihr keine Chance gegen uns hättet." Er lehnt sich nach vorne und schaut zu unseren beiden Gegner, während nun auch die anderen beiden Teams zu uns stoßen. Wir klinken uns aus dem Gesprächen raus und essen das Frühstück zügig auf, doch gerade als wir gehen wollen wird die Tür geöffnet und der König persönlich steht vor uns. Wir stehen alles auf um uns zu verbeugen und meine Knie zittern, ich halte mich schnell am Tisch fest.
Ich stelle mich aufrecht hin und blicke in das besorgte Gesicht von Lord Lucien, doch er weicht meinen Blick schnell aus.
„Da sind ja die letzten Kandidaten!" Begrüßt uns der König freudig.
„Ich kann endlich das letzte Spiel verkünden! Jedes Team begibt sich auf die Reise zu meinen Palast, die beiden Teams die als erstes ankommen, sind im großen Finale und treten gegeneinander in einem Kampf an." Sagt er und ich lege meinen Kopf schief. Schon wieder wandern, meine Knie zittern schon bei dem Gedanken mit meinen dicken Oberschenkel durch die Wälder zu streifen.
„Jedes Team wird mit folgenden Sachen ausgestattet." Meldet sich meine Freundin Miriam zu Wort, dabei muss ich versuchen nicht böse zu schauen.
„Ein Kompass, Koordinaten, eine Karte, Vorrat für zwei Tage, Decken und für schlechtes Wetter eine Überdachung." Sie stellt auf den Tisch ein vorzeige Rucksack und ich stöhne innerlich noch mehr.
„Stärkt euch, alle laufen von unterschiedlichen Orten los, zu denen ihr heute Nachmittag gebracht werdet." Beendet Miriam ihren Text.
„Ich wünsche jedes Team gutes Gelingen und einen fairen Kampf." Nun kann ich mein schnaufen nicht lassen, doch werde vom König zum Glück ignoriert.
Nachdem der König den Raum verlassen hat, wollen auch Timo und ich gehen, doch wir werden abgehalten.
„Wie geht es deinem Bein?" Fragt Miriam die direkt neben mir steht, ich drehe mich leicht zu ihr.
„Bestens." Sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Und wie geht es deinem Hals?" Frage ich provozierend, Miriam will ein Stück zu mir heran treten, doch ihr Lord hält sie zurück und auch Timo zieht mich zu sich heran.
„Ihr redet hier von einem fairen Spiel, aber verletzt meine Schwester so das sie kaum laufen kann. Erklär mir Miriam, wie sollen wir den Lauf schaffen? Ich würde sagen das nennt man schummeln und gekonntes ausschalten eines anderen Teams." Während Timo auf Miriam einredet, schiebt er mich hinter sich und sieht somit nicht das ich zu Lucien gucken und stumm mit dem Kopf schüttle.
„Ihr wollte doch beweisen das ihr die besten seid, also kann euch so ein kleines Handicap nicht schaden." Kontert Miriam.
„Lass es gut sein Miriam und die beiden sich fertig machen." Sagt Lord Lucien zu seiner Verbündeten, sie sieht uns beide zwar immer noch sauer an, aber hört auf ihren Lord und lässt uns durch.

Im Zimmer angekommen, setze ich mich auf ein Sessel und lege mein Bein hoch.
„Wenn wir wirklich die schnellsten sein wollen, brauche ich eine Menge von Mutters Mitteln." Sage ich genervt, auch Timo scheint genervt.
„Wieso musstest du auch so lange warten? Hättest du dich nicht früher befreien können?" Fragt er und ich sehe erschrocken zu ihm.
„Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte wäre das natürlich nicht passiert, was denkst du eigentlich von mir?" Frage ich aufgebracht, weil ich nicht glauben kann dass er bei mir die Schuld sucht.
„Okay, tut mir leid du hast recht. Ich hoffe nur das wir es schaffen." Entschuldigt er sich, doch irgendwie kann ich ihm das nicht abkaufen.

Am Nachmittag werden wir von zwei Soldaten an einem Ort gebracht, den wir beide nicht kennen.
„Hier sind die Rucksäcke mit einem Zelt darin." Sie übergeben uns alles und sagen uns das wir Richtung Norden müssen, bis zu einem Fluss. Den Fluss dann vier Kilometer folgen, danach über eine Brücke gehen und weiter den Weg folgen Richtung Osten. Wir versuchen uns das zu merken und machen uns dann gleich auf dem Weg.
Wirken die Tabletten?" Fragt Timo mich über Gebärdensprache, als Sicherheit falls uns jemand belauscht.
Ja, zum Glück." Antworte ich ihm und wir laufen und laufen, bis meine Schmerzen wieder anfangen haben wir den Sonnenuntergang schon lange hinter uns gelassen und die Nacht ist über uns eingetroffen.
„Wir machen drei Stunden Pause, dann kannst du dein Bein ausruhen." Erklärt Timo und legt mir den Rucksack hin.
„Wir können auch schon in zwei Stunden weiter, du musst wegen mir keine Rücksicht nehmen." Sage ich ihm, er kommt zu mir und lächelt mich liebevoll an und in diesem Moment erinnert mich mein Bruder an unseren Vater.
„Du brauchst deine Kraft für den Kampf der noch folgt." Belehrt er mich und ich nicke langsam, ich bin eine gute Kämpferin darüber mache ich mir gar keine Sorgen. Aber nun da meine Verletzung am Oberschenkel noch frisch ist, wird es schwieriger einige Bewegungen zu machen. Aber wir haben Mamas Wundermittel und ich werde kaum die Schmerzen merken, wegen mir soll dieser Plan nicht scheitern.
Nachdem Timo und ich unser Lager aufgeschlagen haben, schaue ich in den Rucksack rein was wir alles dabei haben, dabei fällt mir eine zweite Notfalltasche mit Schmerzmittel und extra Verbänden auf und ich kann mein Lächeln nicht verbergen.

Eure Soli 💕

Silent Thief Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt