Silent Thief

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„Also Claire, können Sie uns den genauen Ablauf des Kampfes erzählen?" Fragt der General, der gegenüber von mir sitzt.
„Wir haben normal gekämpft nach den Regeln, aber irgendwann hat Chris ein Taschenmesser gezogen und mich am Oberschenkel getroffen." Ich mache kurz Pause um die Bilder von Chris zu verdrängen.
„Ich habe versucht ihn zu entwaffnen und dabei Chris am Arm getroffen mit dem Messer." Ich werde unterbrochen.
„Mit Absicht." Sagt ein älterer Herr.
„Ich habe mich gewehrt, so wie es bei einem Kampf üblich ist." Sage ich abwehrend und schaue wieder zu meinen gegenüber.
„Als ich dann gesehen habe wie viel Blut Chris auf einmal verliert, habe ich versucht auf ihn einzureden das wir aufhören müssen." Meine Stimme zittert, vor meinen Augen spielt sich das ganze nochmal ab.
„Er hat nicht gehört und wieder versucht mich anzugreifen, dabei hat er sein Bewusstsein verloren." Ich spüre sein Gewicht gegen meiner Brust und sein warmes Blut an meinen Fingern.
„Um die Blutung zu lindern, habe ich meinen Gürtel genommen und den Arm abgeklemmt. Doch es war schon zu spät." Mein Blick wandert hinunter auf den Boden, ich bete das er mir verzeiht und schaue wieder hoch.
„Also haben Sie aus Notwehr reagiert?" Fragt der General bestimmend, ich nicke.
Es wäre egal wie ich ihn verletzt hätte, sobald er geblutet hätte wäre er gestorben. Meine Sicht verschwimmt und ich presse meine Lippen zusammen.
„Es tut mir leid." Sage ich mit leiser stimme.
„Es muss Ihnen nicht leid tuen, er hatte wohl an eine Krankheit gelitten wo er schnell Blut verliert." Sagt der General streng und ich will am liebsten mit dem Kopfschütteln.
„Lassen Sie sich Zeit. Wir werden Chris erst zu seiner Familie bringen und nach zwei Tagen Trauerzeremonie, wird das Fest für die Gewinner stattfinden." Erklärt er, mir ist zwar überhaupt nicht nach feiern, aber ich nicke.
„Darf ich wieder gehen?" Frage ich dem General, als dieser nickt stehe ich auf und verlasse mit einen kurzen Blick zu Lucien den Raum. Dieser ignoriert mich und ich atme müde aus.

In meinen Zimmer angekommen, lege ich mich müde quer übers Bett und stöhne.
Ich versuche die letzten Wochen Revue zu passieren, um herauszufinden ob ich irgendwas bei Timo übersehen habe. Irgendwelche Gespräche, Momente wo er nicht da war und wo ich mich gefragt habe ob er mir vertraut.
Das er mal öfter aus dem Haus war, ist mir noch nie wirklich bewusst gewesen, da ich meistens in meinen Zimmer war gemalt habe oder im Garten gearbeitet habe. Ich habe kaum mitbekommen das Timo nicht da war, aber einmal habe ich es bewusst wahr genommen. Als Lord Lucien und Killian bei uns waren, war Timo nicht zu Hause und ich habe an diesem Tag nicht mehr mitbekommen wie er nach Hause kam.
Ich öffne meine Augen, setze mich auf und erinnere mich an das Gespräch zwischen Mutter und Timo.

„Ich will ja auch nicht behaupten das ihr es nicht hinbekommt." Flüstert Mutter, doch hören kann ich jedes einzelne Wort.
„Aber zweifeln tust du trotzdem, Mutter fünf Jahre Planung schmeißen wir nicht dahin." Timo klingt sauer und ich kann es ihm nicht verübeln. Warum glaubt Mutter nicht an uns? Wir haben solange geübt, sind die Pläne durch gegangen, die Chance das wir versagen ist ein Minimum.
„Glaubst du denn auch das Claire dazu in der Lage sein wird?" Ich bleibe nun komplett stehen auf der Treppe, man kann mich noch nicht sehen auf diesen Abschnitt und ich frage mich was ich getan haben muss, das Mutter so etwas fragt?
„Sie ist kein schwaches Mädchen, sie ist eine starke Frau und sie wird das schaffen." Sagt Timo ernst und darauf erwidert Mutter nichts mehr, ich laufe die Treppen weiter hinunter bis ich bei den beiden angekommen bin.

Was ist wenn Mutter die ganze Zeit wusste was Timo vor hat? Vielleicht meinte sie nicht den generellen Plan, sondern für den Fall falls wir jemanden umbringen müssen? Etwas weitere fällt mir ein.
Die Karte die Timo in der Hand gehalten hat, so das ich es nicht mitbekommen. Wäre sie von Mutter gewesen, hätte ich zu 100 Prozent davon gewusst. Der Plan hatte nie eine extra Landkarte enthalten, zu mal wir nicht wussten das solch ein Marsch gemacht wird. Ich sehe zur Tür, dahinter höre ich Menschen vorbei laufen und reden über unwichtigen Themen.
Was ist wenn Timo sich wirklich mit dem Prinzen zusammengetan hat? Aber wieso?
Es ging alles zu schnell, der Prinz hat nicht überrascht gewirkt als er Timo am Abend des Balls gesehen hat und das er sofort den Vorschlag mit dem Spiel gemacht hat, war vielleicht doch nicht vom Schicksal bestimmt. Sondern genau geplant von dem Prinzen und meinen Bruder. Aber wieso hilft der Prinz uns dabei die Krone vom König, seinem Vater zu stehlen.
Ich stöhne genervt und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen, schließe meine Augen und sehe kleine Puzzle Teil.

„Ihr Plagen wieder Kopfschmerzen, wie meistens. Sie nehmen immer mehr zu."

Das hatte Prinz Georg zu Lucien gesagt, als dieser nach seiner Frau Tatjana gefragt hat.

„Aber außer ein paar Tees und Schlaf, haben sie ihr nicht gegeben."

Was ist wenn nichts weiter gemacht wird bei Tatjana, weil es der König so möchte? Jeder Arzt der zu einem Königsmitglied will, muss erst am König vorbei. Was ist wenn Prinz Georg etwas für seine Frau machen muss, einen Arzt selber aussuchen will und nicht aussuchen lassen von König.
Mein Atem stockt.
Timo hat es schon einmal übers Herz gebracht einen Menschen zu töten, er würde es auch wieder tuen. Wenn es sein muss auch den König, ich stehe auf und laufe den Raum. Was würde es Prinz Georg bringen?
Er würde sofort selber König werden. Die Antwort kam schnell, aber was würde es Timo bringen ein Geschäft mit dem Prinzen zu schließen? Ich stelle mich ans große Fenster und schaue in den Himmel, vielleicht kann mir ja Chris von oben eine Antwort geben.
„Stellvertreter." Flüstere ich, jeder König hat einen Stellvertreter. Dieser beschließt Sachen, regelt die Politik und das Zusammenleben der Völker. Ich hole erschrocken Luft, würde Timo wirklich soweit gehen, um endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen nach der er sich so lange sehnt?

Glaubt ihr Claire hat mit ihrer Vermutung recht?
Eure Soli 💕