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In den nächsten drei Tagen passiert wenig, ich wurde weitestgehend in Ruhe gelassen und habe mich mit Timo meistens zu einem Tee draußen im Rosengarten getroffen, um uns auszutauschen was wir herausgefunden.
Zum Beispiel auch das sich ein Krieg anbahnt an der Ostfront.
„Ich kann mir nicht vorstellen das unser König einen Krieg anfangen möchte." Timo nimmt einen Schluck seines Tees.
„Und was wenn doch? Was ist wenn wir als Soldaten des Königs, dann in den Krieg ziehen müssen?" Mein Herz geht schnell bei den Gedanken umgeben zu sein von Fremden Menschen die irgendwo tot herum liegen.
„Claire, wenn alles gut geht. Was es wird, sind wir dann lange untergetaucht." Ich schließe meine Augen und hole einige male tief Luft.
„Dann hoffen wir mal das der Krieg nicht in den nächsten zwei Monaten beginnt." Timo nimmt meine Hand und streichelt beruhigt über die Stelle die vor wenigen Wochen Lord Lucien geküsst hat.
„Es wird alles klappen."

Ich trinke meinen Tee heute nach unserem Gespräch aus und stehe dann auf, um den Garten verlassen. Beim verlassen des Gartens sehe ich an einem Fenster Killian stehen der die Stelle betrachtet wo Timo und ich gesessen haben.
Killian hat uns öfter von dem Fenster dort oben beobachtet, aber heute habe ich seinen Blickkontakt genutzt, um ihn zu zuwinken und lächle. Er soll ruhig wissen das ich weiß, dass er uns beobachtet.
Er steht immer noch oben am Fenster als ich ihn erreiche und halte ihm mein Geschriebenes unter die Nase.
„Ich hoffe es ist eine schöne Aussicht." Liest er und schaut zu mir, wie er mich dabei aber anguckt macht mich nervös. Er nimmt meinen Stift, den ich festhalte und schreibt nieder.
„Bei solch einer schöner Dame, hat man immer eine schöne Aussicht."
Ich schaue aus dem Fenster und sehe wie Timo durch den Garten läuft.
„Muss ich mir sorgen machen, dass Sie von mir besessen sind?" Killian lacht und ich stimme stumm mit ein, aber ein kleiner Ton verlässt meine Stimmbänder. Doch Killian schenkt diesem Ton keinerlei Bedeutung.
„Nein, Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Aber bei meinem Lord." Ich schaue ihn fragend an.
„Wenn Ihr Lord etwas von mir möchte, dann muss er wohl zu mir kommen." Killian nickt, ich lächle und lasse ihn am Fenster stehen.

An diesem Abend kommt kein Lord Lucien zu mir, aber mich erreicht ein kleiner Brief.

Da ich nicht lange leben würde, wenn ich Ihre Gemächer betrete.
Ist dieser Weg wohl am besten.
Wie kommt es dazu das Sie so sehr am Malen interessiert sind?
Ihr Lord Lucien

Ich muss lächeln, während ich den Brief auf dem Sessel in meinem Zimmer lese und schaue hinaus ins dunkle. Lord Lucien hat eine schöne Schrift, das ist mir schon bei dem letzten Schriftverkehr aufgefallen. Er hatte einen guten Lehrer in der Hinsicht, ich nehme mir einen Stift zum antworten.

Ich hatte schon immer das Talent zum malen, Mutter sagt das ich schon mit drei gemalt habe und mit den Jahren besser wurde. Es lässt mich in eine Welt eintauchen die weit weg ist von meinem Leben, ich stelle mir die passenden Geräusche vor und bin einfach Ich selbst.
Ihre Claire

Ich gebe das Geschriebene meiner Zofe die es zum Lord bringt, da ich mit keiner Antwort rechne mache ich mich Bett fertig.
Aber als ich fertig bin und ins Bett wollte, liegt ein neuer Brief auf meinem Bett.

Es ist sicherlich nicht leicht für Sie? Es gibt nicht eine Person die das gleiche Schicksal hat wie Sie, das macht Sie in meinen Augen besonders.
Ihr Lord Lucien

Ich etwas besonderes? Würde er wissen das ich eine Diebin bin und er nur Mittel zum Zweck, würde er so etwas nicht mehr schreiben. Ich antworte ihm.

Ich glaube sogar ich habe ein einfaches Leben, ich kann nicht hören was andere zu bemängeln haben an mir. Ich höre keine Kritik, kein Hass, ich sehe die Menschen und ihre Emotionen in ihren Gesichtern. Das macht mir ein einfaches Leben, kein besonderes.
Ihre Claire

Ich gebe es der Zofe und hoffe das der Lord nicht mehr antwortet, dass das arme Mädchen endlich ins Bett gehen kann.
Es folgt auch kein Brief mehr, ich schlafe ruhig und habe dennoch das Gefühl, dass ich keine Minute geschlafen habe.
Heute soll ich mit dem Gemälde anfangen für Lord Henry, in drei Tagen ist der Ball und ich überlege schon verzweifelt wie ich diesen Ball umgehen kann. Ich will nicht noch mehr Aufsehen erregen, als sowieso schon. Zu hoch ist der Verrat den Timo und ich begeben.

Timo holt mich ab und wir gehen zusammen in den Garten, still schweigend. Ich sehe zu Lord Lucien, er nickt freundlich zu mir und ich kann nichts anderes tun als freundlich zurück zu lächeln. Ich bin überrascht mal den Lord ohne Killian zu sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher das er nicht weit entfernt ist.
„Da ist ja unser stilles Talent." Höre ich Lord Henry, dieser hat sich schon unter dem Kirschbaum platziert.
„Ich bin mir nicht sicher ob Claire sich wohl fühlt wenn ihr so viele zu schauen." Sagt Timo mit einem kurzen Blick zu Lord Lucien.
„Sie brauchen sich keine Sorgen machen, ihre Schwester wird mich gar nicht bemerken. Ich dachte sogar daran mit Ihnen, Timo in die Lounge zu gehen. Damit Claire in Ruhe zeichnen kann." Ich bin wie verzaubert von Lord Luciens lächeln und der Bewegung seiner Lippen das ich kaum mitbekommen habe was er gesagt hat. Ich spüre nur irgendwann Timos Hand auf meinem Arm.
Ich würde dich nur ungern alleine lassen." Timo schaut zweifelnd zu mir.
Willst du das Lord Lucien noch mehr Zeit mit mir verbringt?" Gebe ich zu bedenken, Timo scheint zu verstehen und gibt sich geschlagen.
„Ein Drink klingt wirklich gut." Sagt Timo dann zu Lord Lucien, dieser hat unser stilles Gespräch genau beobachtet und ein kleines schmunzeln gebildet. Egal was er denkt, ich kriege es per Brief bestimmt mit. Sollte er noch einmal einen schreiben, meine Vernunft sagt mir das es besser wäre wenn wir auf Abstand gehen. Doch eine kleine Stimme in meinem Kopf bittet darum das Lord Lucien den Kontakt sucht.

Was denkt ihr, schafft Claire es sich fern zu halten von Lucien?
Eure Soli 💕

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