- Kapitel 9 -

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Kapitel 9 - Was am Ende übrigbleibt

„Nico?", rief Mattheo verwundert, als dieser aus dem Haus und hektisch in dessen Arme gerannt kam. „Was ist denn passiert?" Außer Atem blieb Nico vor ihm stehen, die grünen Augen geweitet. „Der ist verrückt geworden, Mattheo. Wir müssen weg hier!"

Er hatte keine Zeit, um Mattheos verwundernden Blick zu beseitigen. In ihm wohnte die Angst, dass Elias jeden Moment hinter ihnen hergerannt kommen könnte. „Los jetzt!"

Es brauchte eine Weile, um seinen besten Freund zum Gehen zu bewegen. Erst nachdem sie einigen Abstand zwischen sich und dem Gebäude der HJ gebracht hatten, wagte Nico es, sich in einer Gasse versteckt hinzusetzen und nach Luft zu ringen. Mattheo, nicht minder außer Atem, hockte sich neben ihn. „Nico, verdammt? Was ist denn los?"

Nachdem Nico Luft gewonnen hatte, begann er von der merkwürdigen Konfrontation mit seinem Leiter zu berichten. Mattheo kniff die blauen Augen zusammen und sah fragend zu Boden, als könne ihm dieser die passende Antwort liefern. „Das ist echt komisch...", merkte er zurecht an. „Du hast Recht, so verhält er sich sonst nie."

Darauf war Nico selbst auch gekommen. „Und? Was sollen wir machen? Beim nächsten Treffen wird er es mir heimzahlen, das weiß ich...", erwiderte er voller Sorge. Wenn Elias wirklich Hass auf jemanden schob, dann ließ er es auch aus. Nico und Mattheo hatten als alte Hasen der HJ schon so einiges miterleben dürfen.

„Keine Sorge, ich bin da", versicherte ihm sein Freund. „Wenn er dir irgendwas tun sollte, weiß ich schon, was zu tun ist, Nico." Mit diesen Worten zwinkerte er ihm aufmunternd zu. Mattheo war wirklich ein richtiger Freund. Nicht so jemand wie Larissa... Jemand, dem Nico vollauf vertrauen konnte.

Plötzlich setzte sich Mattheo auf. „Hör zu, Nico. Wir versuchen herauszufinden, was mit ihm los ist. Wenn wir wissen, was sein Problem ist, können wir ihm vielleicht..." Er schien nach dem passenden Wort zu suchen. „...helfen." Helfen? Konnte Elias denn geholfen werden? Nicht, dass es Nico komplett egal war, doch wollte er keinen Psychologen spielen. Und Detektiv schon gar nicht. Wer wusste schon, was alles passieren konnte? Das Risiko war schon hoch, dass sie sich in große Schwierigkeiten brachten.

„Ich weiß nicht...", bezweifelte Nico. „Weißt du, was da alles passieren kann?" Mattheo zuckte nur mit den Schultern. „Erstmal abwarten... aber es würde mich schon interessieren." Irgendwo interessierte es Nico tatsächlich auch. Doch dieses schlechte Bauchgefühl klopfte an seine Tür. Sonst war es doch immer Mattheo gewesen, der Nico von dummen Ideen abhielt... Wieso dieses Mal nicht? Wahrscheinlich, wie er bereits gesagt hatte... Es war schon spannend, hinter die Geheimnisse seines Leiters zu kommen. Gerade wenn er Elias hieß.

„Na komm", Mattheo hielt ihm die Hand hin. „Wir sollten langsam nach Hause gehen. Meine Eltern haben bestimmt schon gegessen." Manchmal beneidete er seinen besten Freund um dessen Familie. Er hatte normale Eltern und führte ein weitgehend normales Leben. So etwas hätte Nico auch gern...

Während Nico und Mattheo schweigend nebeneinander liefen, begann letzterer wieder seinen besten Freund auszufragen. „Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, was los ist", begann die grobe Feststellung. „Das ist echt schwer zu beschreiben... Du musst aber auch wirklich alles wissen."

Diese Aussage erwiderte er wie immer mit einem besonders unschuldigen Lächeln. Also gut. Warum eigentlich nicht? Es tat bestimmt gut, seine Sorgen zu teilen. Geteiltes Leid, ist halbes Leid, hieß es doch immer.

„Papa hatte gestern Abend wieder...einen... naja... er hatte einen kleinen Ausraster, möchte ich sagen. Ich hatte nämlich meinen Mantel verloren und so bin ich die ganze Zeit in der Nacht umhergeirrt, um ihn zu finden. Habe ich ja schließlich auch, wie du sehen kannst."

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