- Kapitel 22 -

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Kapitel 22 - Der Neue

Nico fühlte sich unendlich schlecht, als er am nächsten Morgen langsam aufwachte. Nicht, weil er es endlich geschafft hatte, Larissa zu sagen, was für ein unglaublich schlechter Mensch sie war. Auch nicht, weil Elias immer noch tot war. Sondern weil er Joela hatte warten lassen. Er hatte ihr versprochen, zu kommen und das hatte er gestern in seiner Wut und Verzweiflung einfach vergessen. Was war er denn für ein Freund? Aber Nico war gar nicht mehr in der Verfassung gewesen, auch nur irgendetwas nach der Begegnung mit Larissa zu tun. Lange hatte er nur dagesessen und tatsächlich zu einem alten Schnaps seines Vaters gegriffen. Etwas, was er früher nie getan hätte. So schlecht war der nicht gewesen und vielleicht hatte er das auch mal gebraucht. Die Sorgen hat es immerhin für einen kurzen Moment weggebrannt. Leider nicht für immer...

Mit wahnsinnigen Kopfschmerzen kämpfte er sich trotzdem aus dem Bett und zog sich um. Zwar wäre gestern eigentlich HJ gewesen, aber da war etwas dazwischengekommen. Doch Nico kannte diese dreckigen Sadisten. Schon heute würde ein Ersatz dastehen und so tun, als wäre das am vorherigen Tag nie geschehen. Wie gut sie doch im Vertuschen waren...

Natürlich sollte Nico Recht behalten. Alle anderen waren da und warteten im Gemeinschaftsraum. Von einem Leiter war keine Spur. Mattheo, Leonard und Florian standen ebenfalls ratlos da und sahen sich an. „Ist niemand da?", fragte Nico sie erwartungsvoll. Vielleicht konnten sie auch wieder nach Hause gehen. Würde seinen Schmerzen auf jeden Fall gut tun.

Florian zuckte mit den Schultern. „Die haben hundertprozentig jemanden gefunden. Stellt sich nur noch die Frage, wann er hier aufkreuzen wird. War auch so, als die Elias damals hier eingesetzt haben."

Als er den Namen in den Mund nahm, spürten die vier plötzlich die Blicke vieler anderer Jungen auf sich ruhen. Der Tod von Elias hatte selbstverständlich die Runde gemacht und sich weit verbreitet. Die einen enthielten sich zu diesem Thema, die anderen fanden es gut, dass so ein Verräter zur Strecke gebracht wurde. Niemand würde sich jedoch trauen, etwas zu sagen, dass dem Urteil der SS widersprach. Denn Kritik war ein ganz wunder Punkt im System. Man behielt sie besser für sich...

„Weißt du denn, wen sie einsetzen?", rief einer der jüngeren Jungen Florian zu, denn er war der Älteste der Runde, weshalb immer davon ausgegangen wurde, dass er alles wusste. Dieser schüttelte jedoch erschrocken den Kopf und die vier Freunde wandten sich von den anderen ab, um die Situation nicht noch unangenehmer zu machen. „Aber habt ihr irgendetwas gehört? Wer ihn verraten hat und warum?", fragte Leonard, um die Stille zu brechen und sah sie neugierig an. Sollte Nico sagen, was er wusste? Larissa zu beschuldigen war eine sehr harte, allerdings äußert gerechtfertigte Anschuldigung.

Mattheo zuckte mit den Schultern. „Nach dem was sie dort gesagt haben, soll Elias wohl schwul gewesen sein, aber keine Ahnung, ob das wirklich stimmt."

„Sie werden wohl kaum einen ihrer besten Männer umbringen, wenn sie keine klaren Beweise für das Verbrechen haben", entgegnete Florian mit einem skeptischen Blick in seinen dunklen, braunen Augen.

Sollte er? Sollte er nicht? Das Gewissen plagte Nico schon etwas. Aber ohne, dass er sich kontrollieren konnte, handelte sein Instinkt wie so oft von allein und er sprach, bevor er dachte. 

„Ich glaube, es war Larissa", rutschte es Nico dann doch heraus. Einfach, um sich am Gespräch zu beteiligen und nicht als Außenseiter dazustehen, was vielleicht sogar besonderen Verdacht erregt hätte.

„Larissa?", sagte Leonard ungläubig und riss seine Augen auf. „Die Exfreundin von Florian?" Nico konnte nicht anders, als nur zu nicken. Wahrscheinlich war es ein erheblicher Fehler gewesen, seine Vermutung hier zu äußern. Trotzdem war sich Nico sicher, dass sowohl Leonard und Florian auf seiner Seite standen, was dies anging. Aber auch sie konnte Nico nicht einschätzen. Das war einfach nicht immer so, wie man glaubte.

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