Prolog

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Die Selwyns waren eine Familie, die sehr stolz darauf waren, ihre Blutlinie über viele Generationen hinweg reingehalten zu haben. Mr. Selwyn war ein großgewachsener Mann mit dunklen Haaren und Schnurrbart, der häufig eher düster drein blickte. Mrs. Selwyn war eine zarte, hübsche Frau mit roten lockigen Haaren, die sie meistens in einer hochgesteckten Frisur trug. Wenn sie lächelte, bildeten sich feine Grübchen auf ihren rosafarbenen Wangen ab und ihre Nase kräuselte sich leicht.

Viele fragten sich, wie zwei so unterschiedliche Charaktere zusammengefunden haben mögen, doch sobald Mrs. Selwyn Mr. Selwyn an ihrer Begeisterung über allerhand Dinge teilhaben ließ, so breitete sich nicht selten ein großes Lachen auf dem Gesicht des mysteriösen Mannes aus, was Mrs. Selwyns Augen nur noch mehr zum Leuchten brachte. Das Glück der beiden wurde vervollständigt als 1899 ein kleiner Junge geboren wurde: Elian Xavier Leto Selwyn. Schon früh war klar, dass er seinem Vater nicht ähnlicher hätte sein können. Die dunklen Haare und die beinahe schwarzen Augen mit den langen Wimpern ließ, trotz des jungen Alter des Kindes, einigen einen kalten Schauer den Rücken entlanglaufen. Dass die Familie Selwyn der schwarzen Magie nicht abgeneigt war, war in der Zaubererwelt allgemein bekannt. Die Mehrheit der Familie besuchte die Zaubererschule im Norden Europas, das Durmstrang-Institut. Jedoch endete diese Faszination der dunklen Künste mit Mrs. Selwyn. Sie war französischer Abstammung, besuchte als Mädchen die Zaubererakademie Beauxbatons und verachtete den Gebrauch schwarzer Magie, obwohl ihre Familie ebenfalls reinblütig war und in stetiger Verbindung zu dunklen Zauberern und anderen Reinblutsfamilien stand. Trotz ihrer Heirat zu Mr. Selwyn, der als sehr hohes Tier im Ministerium und ebenso der Zaubererwelt galt, war sie das schwarze Schaf der Familie Rosier.

Ihre Faszination für die Kunst der Heilung und für die Geschöpfe der magischen Welt isolierten sie vom Rest ihrer Familie, weshalb sie kurz nach der Heirat zu ihrem Mann nach England aufs Land zog, in die Nähe von London. Einige vermuteten, dass diese Heirat erzwungen wurde, damit die Rosiers ihren hochrangigen Namen und ihre Blutslinie retten konnten. Doch die einzigen die es besser wussten, waren Mr. und Mrs. Selwyn. Ihre Liebe gipfelte zwei Jahre später, im Jahr 1901, mit einem kleinen Mädchen. Ihre Augen waren von einem hellen Blau, wie die ihrer Mutter, umrandet von den schwarzen langen Wimpern, die Mrs. Selwyn bei der ersten Begegnung mit ihrem Mann aufgefallen waren. Die Haare des Mädchens waren ebenfalls von einem dunklen Braun, jedoch schimmerten sie im Sonnenlicht wie Galleonen. Auch ihr Wesen glich stark dem Mrs. Selwyns.

So teilte sie die Faszination für allerhand Dinge, die ihr in die Hände fielen. Saphira Cedrella Aurelia Selwyn war trotz dessen anders als andere junge Hexen und Zauberer ihres Alters. Ihre Eltern bemerkten früh ihre außergewöhnliche Fähigkeit Stimmungen und Gefühle ihrer Mitmenschen wahrzunehmen. Durch ihre außerordentliche Empathiefähigkeit gelang es ihr schnell, Menschen von sich zu überzeugen. Ihr Vater, Theodore Selwyn, berechtigte sich der Annahme, dass Saphira, ebenso wie er selbst, die Gabe der Legilimentik besaß. Denn sobald Mr. Selwyn versuchte, ihre Gedanken zu lesen, war nur ein leises Summen wahrzunehmen, wie das der Bienen in dem großen Garten, welcher direkt vor dem Haus der Familie lag. Noch bevor Saphira ihren 11. Geburtstag erreichte, begann Mr. Selwyn sie in seinem Fach zu unterrichten. So lernte sie früh, ihren Geist zu verschließen und ihre Gabe im intensivsten Sinne weiterzuentwickeln.
Eine Geschichte in Ehren von Saphira Cedrella Aurelia Selwyn (1901-2022).

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