Newt Scamander - Kapitel 3

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1926
„Newt? Neewwt?", rief Saphira die Kellertreppen hinunter, „bist du da unten?" „Nein, ausnahmsweise Mal nicht", der junge Mann stand plötzlich hinter ihr, was sie zusammenfahren ließ. Sie drehte sich um und trug ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Er erwiderte es etwas schüchtern. Die letzten drei Monate hatten sie sich fast jeden Tag gesehen. Meist kam Saphira nach ihrer Arbeit am Abend vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Einige Male kam es bereits vor, dass Newt sie auf ihren Aufträgen begleitete. Er war trotz aller Bescheidenheit ein begnadeter Spurenleser und auch wenn er es nicht zugeben wollte, fand er Spaß daran, vor allem weil er dann mehr Zeit mit Saphira verbringen konnte. „Spoon ist schon wieder ausgebüchst", erklärte Saphira und hob den Niffler aus ihrer Manteltasche. „Ich glaube so langsam, dass er sich in Albert verliebt hat. Er schlief heute morgen schon wieder neben ihm im Korb", fügte sie lächelnd hinzu, als sie das kleine Wesen Newt überreichte. Er nahm es behutsam in die Hände und trug es die Kellertreppe hinunter.

„Das bezweifle ich, Niffler können nicht schnell romantische Gefühle aufbauen", erklärte er, während er ihn zu den anderen Nifflern setzte. Saphira zog eine Augenbraue hoch, gab sich jedoch vorerst mit der Erklärung zufrieden. „Wie läuft der neueste Fall?", fragte Newt beiläufig und steckte seine Hände in die Manteltasche, als wüsste er nicht, was er mit ihnen anfangen sollte. Saphira seufzte und setzte sich auf die Kommode, auf welcher Newt vor einigen Monaten die Pfote von Spoon versorgt hatte. Er selbst stand nun gegen einen Schrank gelehnt und betrachtete die junge Hexe mit wachsamen blauen Augen, jedoch ohne ihrem Blick zu begegnen. „Du weißt, dass er besser laufen würde, wenn du mir helfen würdest", antwortete Saphira mit einem herausfordernden Schmunzeln. Newt blickte kurz auf bis er seine Augen wieder auf seine Füße richtete, mit denen er unruhig auf dem Boden scharrte. „Ich betrete das Ministerium wirklich höchst ungern", murmelte er vor sich hin. Saphira verdrehte leicht die Augen und nahm eines der Kräuterfläschchen in die Hand. „Wer betritt schon voller Freude das Zaubereiministerium?", sie inspizierte den Inhalt des Fläschchens genau ehe sie es wieder neben sich abstellte, „aber du hast dort mal gearbeitet und würdest kaum auffallen."

Saphira warf ihm einen bestimmten Blick zu. Schon seit einer Woche stand diese Konversation im Raum und Saphira brauchte Newt, um gegen ein hochrangiges Tier im Ministerium ermitteln zu können. Sie war dort nicht gern gesehen, seit das Ministerium davon Wind gekriegt hatte, welcher Arbeit sie nachging. Vielsafttrank zu brauen würde zu lange dauern und außerdem wollte sie sehr ungern ihrem Bruder über den Weg laufen. Dies erzählte sie Newt jedoch nicht. Sie hatte Angst, sein Bild von ihr würde sich ändern, sobald er erfuhr, wer ihr Bruder war. Newt seufzte leise. „Okay", sagte er schließlich. Saphira konnte ihren Ohren kaum trauen. „Aber nur einmal. Ich mach das nicht nochmal, verstanden Saphi-", er kam nicht dazu auszusprechen, denn Saphira war bereits auf ihn zugestürmt und hatte ihn in eine feste Umarmung geschlossen. Er schaute etwas verdattert drein, jedoch legte er dann zaghaft seine Arme um sie. „Du bist wirklich der Beste, Newt, wirklich", sie drückte ihn von sich weg um ihm ins Gesicht schauen zu können.

Seine Wangen färbten sich rosa, wodurch Saphira ein Schmunzeln unterdrücken musste. „Würdest du dich denn um die Tiere kümmern, während ich weg bin?", fragte er nach einer Weile. „Newt", lachte Saphira, „du tust ja so, als würdest du für ewig weg sein. Aber natürlich kümmere ich mich, das ist das Mindeste was ich tun kann." Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Dann werde ich mich wohl auf den Weg machen", sagte er zögernd und kratzte sich verlegen am Kopf. „Die Mondkälber müssten gefüttert werden und wenn irgendetwas sein sollte, schick mir einen Patronus und ich bin sofort zurück", sagte er zum Abschied. Saphira warf ihm als Antwort ein Lächeln zu, was ihn wieder etwas in Verlegenheit brachte, ehe er nach oben verschwand.

Saphira lächelte in sich hinein. Sie wusste, dass Newt sie sehr gern haben musste, wenn er das für sie tat und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie den großen Zauberer mit den blauen Augen und den zerzausten Haaren ebenfalls bereits in ihr Herz geschlossen. Sie ging ein paar Treppenstufen hoch ehe sie im mondbeschienenen Lebensraum der Mondkälber ankam. Die scheuen blassgrauen Wesen wandten ihr gerade den Blick zu und kamen ihr auf den zierlichen Beinen mit den Plattfüßen entgegen gesprungen, sobald sie das Futter in Saphiras linker Hand entdeckten. Sanft streichelte sie den Mondkälbern über den Kopf während sie aßen. Die Wesen hatten sich bereits an ihre Anwesenheit gewöhnt und wurden von Tag zu Tag zutraulicher. Ein Paar der magischen Wesen überließ Saphira trotzdem lieber dem Magizoologen, denn sie kannte den Charakter von einigen von ihnen noch nicht gut genug, als dass sie sich den Umgang zumutete. Die Mondkälber waren hingegen sanfte Wesen und Saphira hatte sie schon oft gefüttert. Nachdem die scheuen Tiere gefressen hatten, entfernten sie sich wieder ein Stück von der jungen Hexe und blickten den großen Vollmond an, der über ihren Köpfen schwebte. Saphira ließ die Kälber allein zurück und ging ein paar Stufen hinunter zum Gehege des Kelpies, um die Seenlandschaft zu betrachten. Trotz allem achtete sie darauf dem Rand des Beckens nicht zu nahe zu kommen. Während sie das im Sonnenuntergang schillernde Wasser betrachtete, führten sie ihre Gedanken zu Newt. Wie er wohl gerade im Ministerium zurechtkäme?

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