Tina Goldstein - Kapitel 7

184 19 0
                                    

1927
Paris war zwar nicht ganz so regnerisch wie London, aber mindestens genauso bepackt mit Muggeln und Zauberern. Saphira hatte sich, nachdem sie sich durch die Menschenmassen geschlagen hatte, ein Zimmer in einem großen Hotel genommen. Von ihrem Balkon aus, konnte man den Eiffelturm erkennen, der bei Nacht wie vom Mond beschienen, sanft schimmerte. Sie war sich nicht sicher, wie sie den morgigen Tag starten sollte. Vielleicht sollte sie sich langsam zur Ruhe legen. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Sie streckte sich und warf nochmal einen Blick auf die Straße, bevor sie sich auf ihr Bett fallen ließ. Das Baldachin erinnerte sie an ihr Kinderzimmer. Ein Seufzen entrann ihren Lippen. War es letztlich doch Schicksal gewesen, dass sie an diesem Abend, in diesem Hotelzimmer gelandet war? Sie wusste, dass sie den anderen nicht von ihrer eigentlichen Mission erzählen konnte. Es schmerzte ihr, dass sie sich von ihnen trennen müssen würde. Saphira war klar, dass kein anderer Weg zu ihrem Ziel führte. Sie musste sich Grindelwald anschließen, um die Informationen zu bekommen, die Dumbledore brauchte. Wenn sie sich genug anstrengen würde, überlegte sie, konnte es vielleicht auch reichen, die richtigen Fragen zu stellen. Saphira war zwar sehr begabt, was die Legilimentik anbetraf, jedoch wollte sie Grindelwald nicht unterschätzen.

Wenn sie Dumbledores Gedanken mit nur sehr viel Mühe lesen konnte, würde es bei Grindelwald auch kein Kinderspiel werden. Ihre eigenen Gedanken blieben bei Newt hängen. So sehr sie es sich auch verbot, mehr über ihn nachzudenken, konnte sie ihren eigenen Regeln doch nicht standhalten. Der heutige Abend, hatte zu viele Erinnerungen wieder hochgeholt, als dass sie ihn vergessen konnte. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie daran dachte, wie Newt Tinas Namen gerufen hatte. Aber sie musste es akzeptieren. Newt Scamander liebte bereits eine andere Frau. Enttäuscht schlug Saphira mit der Faust auf das Laken. Sie hatte sich nach Amerika fest vorgenommen, nicht weiter über die beiden nachzudenken. Saphira hatte nicht vor, noch eine weitere Träne an ihn zu verschenken. Sie waren nun wenigstens wieder Freunde und wenn Saphira diese Mission auf sich nehmen wollte, musste sie ihre Gefühle unter Kontrolle bringen.

Saphira stützte sich mit den Ellenbogen auf und ließ ihren Blick wieder aus dem Fenster schweifen. Ihr Kopf war immer noch zu voll, als dass sie schon schlafen konnte, also öffnete sie das Fenster und lehnte sich auf das Geländer des kleinen Balkons. Die frischen Blumen in den Kästen, welche am Gitter angebracht waren, dufteten sanft und der Geruch kribbelte Saphira leicht in der Nase. Unterhalb ihres Balkons war eine Statue einer Frau zu sehen. Sie betrachtete die Menschen, die trotz später Stunde immer noch durch die Gassen strömten. Ihr fiel eine braunhaarige Frau ins Auge, welche ihren Kragen hoch aufgerichtet hatte, als wollte sie nicht beobachtet werden. Saphira kniff prüfend die Augen zusammen, jedoch war es bereits zu dunkel, um die Gesichtszüge ausmachen zu können. Die Frau blickte sich ein paar Mal verstohlen um, ehe sie in dem Stein, auf welchem die weibliche Statue saß, verschwand. Saphiras Interesse war nun geweckt, der geheime Mechanismus erinnerte sie an die Winkelgasse und sie spürte ein Kribbeln in ihren Fingerspitzen. Aus unerheblichen Gründen, hatte sie das dringende Bedürfnis der Frau zu folgen, um herauszufinden, was versteckt hinter der Statue lag.

Nachdem Saphira sicher gehen konnte, dass keine weiteren Muggel in der Nähe waren, schritt sie ebenfalls durch die Steinmauer. Sie spürte einen leichten Widerstand, der ähnlich war wie beim Gleis 9 3/4. Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie sie mit ihren Freunden voller Vorfreude durch die Wand hindurch gestürmt war. Ein großer Platz kam zum Vorschein, überall waren Menschen, die sich versammelt hatten, um scheinbar einer Zirkusvorstellung beizuwohnen. Kinder flogen in riesigen Seifenblasen umher, es roch nach Zuckerwatte und gebrannten Mandeln. Männer und Frauen betrachteten einen Feuerspucker und einige hatten sich vor einem großen Käfig versammelt. Saphira konnte nicht erkennen, was sich in dem Käfig befand, zu viele Leute standen davor. Gern hätte sie den kurzen Augenblick genossen, mit dem Trubel und der puren Freude, die in der Luft lag. Doch die dunkelhaarige Frau war ihr wieder ins Auge gefallen, die sich mit einer völlig anderen Energie durch die Menschenmassen ihren Weg bahnte. Sie wirkte kühl und konzentriert. Saphira vermutete, dass sie nicht unbedingt hier wahr, um sich die Zirkusvorstellung anzuschauen. Sie folgte der Frau unauffällig, welche bereits im Zirkuszelt verschwunden war. Es war sehr beengt, doch Saphira schaffte es, trotz der regen Menschenmassen, sich neben die geheimnisvolle Frau zu stellen.

Blizzard I GrindelwaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt