Père Lachaise - Kapitel 10

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Paris - Friedhof Père Lachaise

Saphira fröstelte etwas. Der Abend hatte eine gewisse Frische mit sich gebracht und die kühlen Steinmauern, welche den Saal einrahmten, trugen ebenfalls nicht wenig dazu bei. Saphira stand neben einem der riesigen aus Stein gemeißelten Vögel, kurz vor den Treppen, welche hinunter in die Mitte des Amphitheaters führten, wo eine runde Bühne ihren Platz hatte. Das Mondlicht fiel sachte hinein und gab den dunklen Gestalten, welche sich bereits tuschelnd niedergelassen hatte, ein düsteres Aussehen. Sie ließ ihren Blick etwas weiter schweifen. Von Grindelwalds weißblonden Schopf fehlte noch jede Spur. Jedoch stach Queenie mit ihren rotblonden Haaren und ihrem rosafarbenem Mantel eindeutig aus der Masse hervor. Saphira straffte ihre Schultern und nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie die ersten Stufen hinabging, um sich neben Queenie zu stellen. Sie spürte feindselige Blicke auf sich ruhen, die sie jedoch ignorierte. Saphira wusste, dass sie hier fremd war und doch war sie es eigentlich nicht. Weder ihr schwarzer Ledermantel, noch ihr Blutstatus machten sie in der Masse auffällig und doch hatte sie eine Art an sich, die viele nicht einordnen konnten. Vielleicht kam daher die Verunsicherung oder die Gewissheit, dass diese Hexe nicht hierher gehörte. „Queenie", rief Saphira leise, als sie in hörbarer Nähe der Hexe angekommen war. „Saphira", Queenies Augen weiteten sich verwundert, „du hier?". Saphira war mehr als bewusst, dass ihre Anwesenheit Erklärungsbedarf verlangte, vor allem, weil sie nicht wollte, dass Newt und die anderen ein falsches Bild von ihr bekämen. Aber je mehr Menschen von ihrer Mission wussten, desto größer war die Gefahr, von Grindelwald durchschaut zu werden. Deswegen nickte sie nur als Antwort.

Der Saal füllte sich mit jeder Sekunde weiter. Immer mehr Menschen tauchten auf und nahmen mit leuchtenden Augen ihre Plätze ein. „Queenie?", rief es da plötzlich. Jacob war neben Saphira aufgetaucht und lief freudestrahlend auf seine Verlobte zu. „Jacob", voller Freude nahm Queenie liebevoll sein Gesicht in die Hände. Saphira rückte etwas von den beiden ab. „Was tust du denn hier?", sie küsste ihn zärtlich. „Liebling du ähh-", weiter kam Jacob nicht. „Oh Schatz, es tut mir ja so leid. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich liebe dich so sehr", sie sah ihn voller Reue an und übersäte dann sein Gesicht mit Küssen. „Und du weißt, dass ich dich liebe oder?", fragte Jacob nun ernst. „Ja", Queenie legte den Kopf schräg. „Gut, dann lass uns hier verschwinden", er nahm ihren Ärmel und war im Begriff zu gehen, als ihm Saphira ins Auge fiel. „Saphira, Mensch, was machst du denn hier?", er lächelte breit, was Saphira etwas in Verlegenheit brachte. Sie wollte eigentlich nicht, dass er sie hier sah. Er würde vermutlich Newt davon erzählen. „Ja, nun ja", begann Saphira, „du hast mir ja aufgetragen ein Auge auf sie zu haben". Saphira lächelte entschuldigend. „Naja gut, das habe ich nicht unbedingt damit gemeint, aber trotzdem-", schon wieder unterbrach Queenie ihn. „Ohh nein warte kurz, ich dachte, äh, ich dachte, wir könnten uns vielleicht anhören, was er zu sagen hat", sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. Jacob starrte sie entgeistert an und auch Saphira konnte ihren Ohren kaum trauen. Sie hatte sich zwar gedacht, dass Queenie erscheinen würde. Aber eher um für ihre Schwester zu spionieren, als um sich tatsächlich die Rede dieses Zauberers anzuhören.

„Nur Zuhören, mehr nicht", fügte Queenie hinzu und zog bittend an Jacobs Ärmel. „Was redest du da bitte?", Jacob konnte nicht fassen, was er da hörte. „Saphira, sag doch was", Jacob schaute sich hilfesuchend nach ihr um. Saphira schaute ihn traurig an, in der Hoffnung er würde verstehen, dass sie nur zu gern etwas sagen würde, aber es nicht konnte. „Ich glaub's nicht", murmelte er, „du bist eine von denen" Saphira schüttelte leicht mit dem Kopf. Zu gern hätte sie ihm die Wahrheit erzählt, aber sie konnte dieses Risiko einfach nicht eingehen. Plötzlich vernahm Saphira eine ihr sehr bekannte Stimme. Sie wendete ihren Kopf nach hinten und sah, wie Newt sich gerade von Tina verabschiedete und sich seinen Weg durch die Reihen bahnte. Sein Blick traf den ihren und er blieb wie angewurzelt stehen. Dann eilte er auf sie zu und stellte sich, eine Reihe über ihr, direkt hinter sie. „Was machst du hier?", zischte er ihr zu. Sie drehte sich um und legte ihren Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können. Seine blauen Augen flackerten unruhig und Unverständnis, Schmerz und Verwunderung lag in ihnen. Saphiras Herz schmerzte bei diesem Anblick. Was er jetzt wohl von ihr dachte. „Hör zu Newt, ich", sie schaute nach unten um seinem so schmerzvollen Blick auszuweichen. „Was tust du nur, Saphira?", flüsterte er und die Enttäuschung in seiner Stimme, trieb der jungen Hexe beinahe Tränen in die Augen.

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