Sie straffte noch einmal ihre Schultern, bevor sie zaghaft an die dunkle Tür klopfte, welche zum Kaminzimmer führte. „Kommt ruhig herein", ertönte eine ihr sehr wohl bekannte Stimme. Mit einem tiefen Atemzug öffnete sie die Tür und ging ein paar Schritte in den Raum hinein, um dann etwas unentschlossen in der Mitte stehen zu bleiben. Grindelwald saß allein, mit dem Rücken zu ihr, in einem Sessel, die unterschiedlich farbigen Augen auf das lodernde Feuer im Kamin gerichtet. „Setzt Euch doch", er deutete mit einer leichtfertigen Handbewegung auf das Sofa, ihm schräg gegenüber. Vorsichtig nahm Saphira Platz, ohne dabei den kühl wirkenden Mann aus den Augen zu lassen. „Ihr wünscht mich zu sprechen", sagte Saphira gedämpft. Ihre eigene Stimme kam ihr unheimlich laut vor, in der Stille der Nacht, in der nur das Knistern des Feuers zu hören war. Er wandte ihr langsam seinen Kopf zu. „Mich würde ehrlich interessieren, wie Ihr es geschafft habt in meine Gedanken einzudringen und vor allem", er machte eine kurze Pause, „warum Ihr es getan habt." Saphira musste sich sehr zusammenreißen, um unter seinem Blick nicht zu zittern. „Nun, ich besitze diese Gabe seit meiner Geburt und hatte einen der besten Lehrer. Es ist gewisser Maßen auch das Produkt jahrelanger Übung und harter Arbeit", antwortete Saphira wahrheitsgemäß in der Hoffnung, sie müsste den zweiten Teil seiner Frage nicht beantworten.
„Wer genau war dieser Lehrer, wenn ich fragen darf?", Grindelwalds Augen blitzten interessiert auf und Saphira meinte zu erkennen, dass sogar Gier in ihnen lag und doch war sie sich nicht sicher. „Mein Vater", bei dem Gedanken an ihn, veränderte sich ihre Mimik. Sie wirkte nun wie eingefroren, als hätte sie dadurch eine böse Erinnerung aufgeweckt. „Ich verstehe", Grindelwald verschränkte die Hände und eine kurze Stille richtete sich zwischen den beiden ein. „Und Euer Bruder, besitzt er ein ähnliches Talent?", fragte Grindelwald schließlich. Saphira fragte sich, wieso er so viel Interesse an ihrer Familie zeigte, doch als sie versuchte in seine Gedanken einzudringen, konnte sie nichts weiter hören, als ein leises Summen. Sie war etwas enttäuscht, aber schob es auf den anstrengenden Tag, den sie gehabt hatte. „Woher kommt Euer plötzliches Interesse für meine familiären Angelegenheiten?", fragte Saphira kühl, überrascht von ihrem unvorhersehbarem Selbstbewusstsein. Ein kurzer Ausdruck von Verwunderung trat auf das Gesicht ihres Gegenüber, der sich jedoch schnell wieder gefangen hatte. Ein Lächeln zeigte sich kurz darauf. „Nun Miss Selwyn, ich ziehe es vor, meine Gefolgschaft gut zu kennen, besonders wenn ich vorhabe, mit ihnen in Zukunft eng zusammen zu arbeiten", er lehnte sich etwas zurück. „Aber eure Reaktion lässt schließen, dass Ihr gegenüber diesem Thema etwas empfindsam seid. Ich würde ohnehin vorziehen, mich mit Euch über mein weiteres Vorgehen bezüglich des Jungen zu unterhalten", erklärte Grindelwald und musterte die junge Hexe, welche versuchte unter seinem Blick nicht einzuknicken.
„Ich bin sehr interessiert mehr darüber zu erfahren", erwiderte Saphira höflich und wich seinem Blick aus. Ihr wurde langsam etwas warm neben dem Feuer. Sie hätte Abernathys Angebot annehmen sollen, ihren Mantel entgegen zu nehmen. „Was denkt Ihr, wie ich vorerst vorgehen sollte?", Saphira merkte, wie sich sein Blick in sie brannte. Etwas überrascht von seinen Worten, hob sie den Kopf und schaute ihn an. Er hatte noch immer seine Augen auf sie gerichtet. Das Hellblaue wirkte im Licht des Feuers beinahe weiß und gespenstisch. „Ich denke", begann sie etwas unsicher und dachte daran, wie zerbrechlich Credence gewirkt hatte, als er sich von Nagini losriss um durch das Feuer schreiten zu können. „Ich denke, dass er Zeit braucht um seine Entscheidung zu verarbeiten. Er hat die Frau zurückgelassen, die er liebt, um seine Herkunft von Euch zu erfahren und weiß nicht, ob er richtig gehandelt hat. Ihr solltet ihm etwas Zeit geben", erklärte Saphira nach einer Weile des Nachdenkens. Grindelwald nickte bedächtigt. „Ich möchte, dass Ihr euch vorerst Seiner annehmt. Ihr wisst, was er fühlt und denkt. Ich erwarte von Euch benachrichtigt zu werden, sobald er bereit für die Wahrheit ist", er ließ seinen Blick nachdenklich aus dem Fenster hinter Saphira schweifen. Saphira neigte den Kopf. „Es ist mir eine Ehre", erklärte sie respektvoll. „Aber eine Frage, wenn Ihr erlaubt", sie legte den Kopf schief. Er zog eine Augenbraue hoch und Saphira fragte sich, ob sie seine Geduld zu sehr auf die Probe gestellt hatte. „Nur zu", murmelte er und wandte ihr nun wieder seinen Blick zu. „Was habt Ihr mit Queenie vor?", Saphira war mehr als bewusst, dass sie mit dieser Frage wahrscheinlich einen Schritt zu weit ging, aber sie musste einfach wissen, wozu er versucht hatte, sie von seiner Sache zu überzeugen.
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Blizzard I Grindelwald
Fanfic„Meine Brüder, meine Schwestern. Die Uhr tickt immer schneller. Ich habe einen Traum für uns wie wir für die Wahrheit leben, für die Liebe. Der Moment ist gekommen unseren rechtmäßigen Platz einzunehmen, in einer Welt wo wir Zauberer frei sind. Schl...