Der Kerker - Kapitel 20

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Immer noch fröstelnd betrat die Hexe das Kaminzimmer. Kiyan saß auf einem Sessel und wirkte eher wie der Herr dieses Schlosses, als ein Gefangener. Etwas selbstgefällig fläzte er sich darauf und nippte an der Teetasse, die neben ihm auf dem Beistelltisch stand. Das einzige was seine Gefangenschaft verriet, war eine silberne Fußfessel die sich um seinen Stiefel schlang. Ein warmes Feuer brannte im Kamin, was Saphira nur recht war. Roman stand hinter dem jungen Mann und warf Saphira einen vernichtenden Blick zu. Sie räusperte sich. „Würdet Ihr uns bitte allein lassen?", fragte sie an den wütenden Zauberer gewandt. Zu ihrem Erstaunen nickte dieser knapp und verließ den Raum, jedoch nicht ohne sie im Gehen anzurempeln. „Verzeihung", sagte er hämisch. Saphira ignorierte es und setzte sich dem Gefesselten gegenüber. Als hätte er sie jetzt erst bemerkt, glitten seine grünen Augen zu ihr. „Na, bist du jetzt meine Kerkermeisterin?", fragte er und der jungen Hexe entging nicht der herausfordernde Unterton. „Ich denke, wir kennen uns noch nicht gut genug um per du zu sein, meint Ihr nicht?", fragte sie hochmütig und hob eine Augenbraue. Er führte sich auf, als hätte er keine Sorge der Welt. Ihm war wohl nicht bewusst, was Grindelwald mit ihm vorhatte. „Hat die arrogante Gesellschaft hier auf Euch abgefärbt?", er nippte wieder an seiner Tasse und spreizte dabei theatralisch einen Finger ab. Saphiras Geduldsfaden neigte sich langsam dem Ende. Sie hatte noch keine Minute geschlafen und war immer noch klamm gefroren. „Sollten wir nicht lieber als Team arbeiten, als auf dem anderen rumzuhacken?", zischte die Hexe leise. Der junge Mann lachte auf. „Als Team? Mit Euch? Wohl kaum. Soweit ich zurückdenke, ist man als Team auf einer Ebene. Das hier-...", er deutete auf seine Fußfessel, „spricht wohl eher dagegen." Saphira verdrehte die Augen. „Du-... Ich meine Ihr, wisst genau, dass ich euch mitnehmen musste", verteidigte sie sich. „Ja, weil Euer Herr es Euch befohlen hat und ihr ihm wie kleine Schäfchen folgt.", er verengte seine Augen zu schlitzen. „Ich verrate Dir mal was", er lehnte sich vor, „Wölfe fressen Schäfchen". Bedrohlich fletschte er die Zähne. Saphira blinzelte. Wusste er gar nicht, dass sie für die gleiche Sache kämpften. „Dumbledore hat mich genauso hierher gesandt, wie er Euch anwies in das Dorf zu gehen", flüsterte sie so leise, dass sie sich selbst kaum verstand. Doch ihr Gegenüber musste es vernommen haben, denn er beugte sich nach vorne um ihr zu antworten. „Dumbledore ist mindestens genauso verblendet wie Euer toller Verehrer. Seinetwegen sitze ich nun in dieser Klemme. Je früher Ihr das erkennt, desto besser. Flieht solange Ihr noch könnt. Das ist das reinste Selbstmordkommando", knurrte er. Saphira zuckte zurück. „Was meint Ihr mit verblendet?", murmelte sie, während ihre Gedanken rasten. „Ich will Euch nur sagen, dass Ihr Euer Vertrauen nicht verschenken solltet. Und noch weniger als Dumbledore verdient es Grindelwald. Sein Geruch klebt an Euch wie eine lästige Klette", er verzog angeekelt den Mund.

Saphira brauchte sich nicht zu rechtfertigen und trotzdem verspürte sie den Drang genau das zu tun. „Ich muss hier irgendwie überleben", sagte sie nur. „Sich an ihn ranzuwerfen war wahrscheinlich die schlechteste Idee des Jahrhunderts, es wäre besser gewesen unauffällig zu bleiben. Nun wird er Euch keine Sekunde mehr aus den Augen lassen", wäre der Ekel in seinen Augen nicht so groß, hätte man beinahe Mitleid darin erkennen können. „Ich wüsste sowieso nicht, was Euch das angeht", fauchte Saphira. „Es ist ja schwer zu ignorieren", zischte er zurück. Die Wut, die sich in ihrem Bauch sammelte, wurde von Minute zu Minute größer, die sie mit diesem Mann verbrachte. „Wenn Ihr mir nicht alles verratet, was Ihr wisst, wird das für keinen von uns gut ausgehen", sagte Saphira bestimmt. Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich werde hier sowieso sterben und Euch habe ich gesagt, dass Ihr fliehen solltet. Mehr kann ich nicht tun", er lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme. Verzweiflung stieg in der Hexe auf. Das Gefühl, dass Dumbledore nicht der zu sein schien, für den sie ihn hielt, bestärkte sich nur noch. Doch die wichtigen Informationen, die sie brauchte, verriet ihr der Werwolf ebenfalls nicht. Wieso nur? Verabscheute er sie so sehr? „Wieso habt Ihr Euch nicht gewehrt, als ich Euch in der Hütte fesselte?", fragte sie leise. Bedauern lag in seinem Blick, das jedoch sofort wieder verschwand. „Hätte ich Euch nicht gewähren lassen oder womöglich verletzt, wäre Grindelwald vermutlich höchst persönlich aufgetaucht. Schon da konnte ich seinen Gestank an Euch von einer Meile entfernt riechen", er rümpfte die Nase. Gerade als Saphira etwas zu ihrer Verteidigung erwidern wollte, hob Kiyan die Hand. „Pscht", sagte er nur und hatte seinen Blick zur Tür gerichtet. Ein paar Sekunden später trat Roman wieder ein. „Tick Tock, sagte er nur. Die Zeit ist um. Jetzt geht es wieder zurück in deinen Kerker, Freundchen", er grinste. „Ihr werdet mich nicht los, bis Ihr mir nicht die Informationen gegeben habt, die ich brauche", sagte Saphira hart und rauschte an Roman vorbei, welcher den jungen Mann gerade am Nacken packte.

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