Credence Barebone - Kapitel 13

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Credence saß, mit dem Blick starr auf das Bücherregal ihm gegenüber gerichtet, auf einem Sessel in seinem Zimmer und rührte sich nicht von der Stelle, als Saphira und Queenie eintraten. Es waren bereits mehrere Tage vergangen seit seinem Ausbruch beim Frühstück und seitdem hatte er sich zumindest ein wenig gegenüber den beiden Hexen geöffnet. Credence Zimmer war um einiges geräumiger als das von Queenie oder Saphira. Rot und Gold waren hier die dominierenden Farben, was Saphira etwas wunderte, da der Großteil des Schlosses in dunklen Farben mit silbernen Applikationen gehalten war. Sie klopfte leicht gegen den Türrahmen um den jungen Mann davon in Kenntnis zu setzen, dass er nun nicht mehr allein war. Er blickte kurz auf, schaute Saphira eine Weile in die Augen, erhob sich dann und bewegte sich auf das Geländer gegenüber von der großen Fensterfront zu, nur um sich darauf abzustützen und die Berge zu betrachten. „Credence?", fragte Saphira leise, „was ist los?" Sie ging vorsichtig auf ihn zu und stellte sich neben ihn an das schwarze Geländer. Queenie verharrte an der Türschwelle.

Er zuckte mit den Schultern und Saphira konnte sehen, wie sich seine Kiefermuskeln verkrampften. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu und drang dann vor in seine Gefühlswelt. Die Unsicherheit, die Saphira von Anfang an bei ihm vernommen hatte, war immer noch sehr präsent. Jedoch spürte sie auch Zorn und eine gewisse Ungeduld, die in ihm zu brodeln schien, wie kochendes Wasser. „Was beschäftigt dich so?", fragte sie etwas eindringlicher. „Es sind nun 10 Tage vergangen", begann er, „und ich habe immer noch nicht erfahren, wer ich bin. Ich weiß, dass ihr es wissen müsst. Sagt es mir!" Sie konnte Enttäuschung in seinen Augen erkennen, als er sie endlich anblickte. Sie verstand seine Ungeduld und trotzdem war sie sich sicher, dass er noch etwas Zeit brauchte um sich an sein neues Umfeld zu gewöhnen.

Er war noch zu unsicher, als dass er wusste, wie er damit umgehen würde. Und so gern Saphira ihm auch in diesem Moment die Wahrheit erzählt hätte, wusste sie doch selbst nicht, wer ihr Gegenüber eigentlich war. „Credence, wir wissen leider auch nicht, was deine Herkunft ist.", erklärte Queenie und betrat endlich den Raum. Credence schreckte auf, als hätte er vergessen, dass Queenie ebenfalls hier war. Er schaute Saphira einen Augenblick lang vorwurfsvoll an. „Ich weiß, dass er dich als mein Kindermädchen geschickt hat. Du kannst ihm ausrichten, dass ich niemanden brauche, der auf mich aufpasst. Ich musste mein ganzes Leben allein klarkommen", stieß er hervor und wandte sich ab. „Ich bin nicht hier um auf dich aufzupassen, Credence", erklärte Saphira. „Wofür dann? Um mich zu bewachen?", seine Stimme zitterte häufig angstvoll, wenn er sprach, doch dieses Mal klang sie fest und selbstbewusst. „Nein, um für dich da zu sein", sagte sie leise und brachte ihn so einen Moment lang zum Verharren. „Ich vertraue dir nicht", sagte er nach einem kurzen Schweigen, „euch beiden nicht", fügte er mit einem Blick auf Queenie hinzu. Saphira konnte nicht so recht verstehen, woher sein plötzliches Misstrauen kam.

Da erinnerte sie sich plötzlich an Vindas Worte, die sie ihr heute morgen entgegen gezischt hatte. „Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht so wichtig nehmen, Miss Selwyn. Glaubt nicht, nur weil Ihr für den Jungen Kindermädchen spielen sollt, dass Ihr hier etwas zu sagen hättet." Saphira war an diesem Morgen etwas zu spät zum Frühstück aufgeschlagen, da sie sich die halbe Nacht Gedanken über Credence gemacht hatte. Durch Zufall stieß sie dabei auf den Herren des Hauses, der gemeinsam mit Vinda im Morgenzimmer gefrühstückt hatte. Grindelwald hielt es für eine gute Idee, Saphira über Credence zu befragen und schickte Vinda in die Küche, um Saphira etwas zu essen zu bringen. Nach ihrem Gespräch mit dem Zauberer war Saphira einer lächelnden Vinda auf dem Flur begegnet, die ihr diese Worte im Vorbeigehen zu warf. Sie musste Credence etwas über Saphira erzählt haben, was nun sein Misstrauen gegen sie schürte.

„Möchtest du, dass wir gehen?", fragte Queenie zaghaft. Credence hatte den beiden seinen Rücken zugedreht und nickte leicht. Queenie schritt ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus, Saphira blieb jedoch am Geländer angelehnt stehen. „Was hat sie dir erzählt?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. Credence zuckte zusammen und drehte sich wieder zu ihr um. Ein unsicheres Flackern trat in seine Augen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst", sagte er leise. „Ach komm Credence, was hat dir Vinda über mich erzählt? Ich weiß, dass sie irgendetwas gesagt hat. Was lässt dein Vertrauen in mich so erschüttern? Habe ich dir in den vergangenen Tagen nicht gezeigt, dass ich dir nichts Böses will?", fragte Saphira etwas aufgebracht. Es machte sie wütend, dass Vinda versuchte ihre Arbeit zu sabotieren und einfach so davon kam.

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