Mrs. Smith - Kapitel 2

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1926
Saphira Cerella Audrelia Selwyn war gerade auf dem Heimweg zu ihrer Wohnung in der York Street, als eine ältere Dame sie aufhielt. Sie war wohl um die achtzig und die weißen Haare waren unter einem kunstvollen Hut, der sehr teuer gewesen sein musste, zu einem Knoten zusammengebunden. Ihr Umhang aus rotem Samt, war sehr auffällig und wäre wohl bei Tageslicht kaum muggel-tauglich gewesen. Die junge Frau hatte bereits eine Vermutung, wieso sie am späten Abend noch aufgehalten worden war. Ihre Arbeit als Privatdetektivin hatte sie im Untergrund der Zauberergemeinschaft bereits bekannt gemacht. „Entschuldigen Sie Miss, wenn ich Sie zu so später Stunde noch aufhalte", krächzte die alte Frau mit rauchiger Stimme, „jedoch ist mir zugekommen, dass sie als Ermittlerin tätig sind?". „Ja, das ist richtig, wie kann ich Ihnen denn helfen?", fragte die junge Frau und trat aus dem dunstigen Licht der Laterne in die Dunkelheit hinein.

„Ach, es ist eigentlich nichts wichtiges. Mir wurde nur vor einiger Zeit mein Schmuck gestohlen und auch sonst alles, was teuer war. Wissen Sie, es waren Familienerbstücke und jedes Mal, wenn ich mir neuen Schmuck zulege, verschwindet dieser auch wieder. Ich wüsste nur zu gern, wer dahinter steckt", sie schüttelte ungläubig den Kopf, „in Zeiten wie diesen ist man auch nicht mehr sicher". Saphira nickte wissend. „Das klingt so, als ob ich es direkt erledigen könnte, wenn Sie das so wünschen", antwortete die Detektivin. Sie war zwar erschöpft vom Tag, jedoch wusste die Hexe, dass sie sich so einen Fall lieber früher, als später anschauen musste, bevor alle Spuren verwischt waren. „Wenn sie das tun könnten, das wäre wunderbar", begeistert klatschte die weißhaarige Frau in die Hände und ging in gebeugter Haltung ein paar Schritte voraus, ehe sie vor einem der Reihenhäuser stehen blieb und die Haustür aufschloss. „Kommen Sie erstmal herein, ich mache Ihnen einen Tee, das wärmt auf, bei diesem Wetter", die Hausbesitzerin hing ihre Jacke an der Garderobe auf, die mit allerlei Schnitzereien verziert war, und deutete auf einen Stuhl im Wohnzimmer.

Saphira nickte nur kurz und begann den Vertrag aufzusetzen, den jeder ihrer Kunden unterzeichnen musste, bevor sie sich an die Arbeit machte. „Entschuldigen Sie, dass ich nicht vorher gefragt habe, aber wie ist Ihr Name?", fragte die junge Hexe mit der routiniert ruhigen Stimme. „Ach natürlich, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Smith, Miranda Smith.", die kleine Frau hastete mit dem heißen Teekessel zum Tisch hinüber und strich sich gestresst eine der weißen Haarsträhnen aus dem Gesicht, die aus dem Knoten gefallen waren. Saphira nickte freundlich und übergab ihr eine Feder zum Unterschreiben des Vertrags.

Kurz nachdem sie den ersten Schluck von ihrem etwas zu süßen Tee genommen hatte, hörte sie ein lautes Scheppern von oben. Mrs. Smith riss erschrocken die Augen auf. „Da ist er", flüsterte sie mit angstvoller Stimme. Saphira bewegte sich mit ihrem Zauberstab hoch erhoben vorsichtig die Treppe hinauf. Sie lebten in gefährlichen Zeiten. Grindelwald war untergetaucht und konnte überall sein, ebenso waren seine Anhänger überall auf der Suche nach Ärger. „Lumos", wisperte sie, während sie sich immer mehr der Schlafzimmertür näherte, die einen Spalt breit offen stand. Mit einem weiteren Scheppern, das Saphira zusammenzucken ließ, kullerte ein goldener Ring durch den Spalt in der Tür und drohte die Treppe hinunter zu fallen. Saphira hinderte ihn jedoch mit der Spitze ihres Stiefels vor einer weiteren Reise. Mit leichten Schritten, die morschen Dielen des Flures knarrten nichtsdestotrotz, ging sie ein paar Meter auf die Tür zu und versuchte durch den Spalt zu spähen.

In dem schwummrigen Licht der Nachttischlampe war allerdings keine zaubererähnliche Gestalt auszumachen. Mit immer noch erhobenen Zauberstab sprang sie in das Zimmer hinein und wirbelte kurz herum, ehe ihr die Kommode gegenüber vom Bett ins Auge fiel. Ein maulwurfsähnliches Tierchen machte sich gerade daran zu schaffen, eine weitere funkelnde Kette in seinen bereits überfüllten Beutel zu stopfen. Als es bemerkte, dass es auf frischer Tat ertappt worden war, ergriff es die Flucht Richtung Tür, welche jedoch durch einen einfachen Schwung des Zauberstabs der Detektivin ins Schloss fiel. Mit einem siegessicheren Lächeln schnappte sie sich das kleine Tier und griff in seinen Beutel hinein, der zu ihrer Verwunderung randvoll mit teurem Schmuck, aber auch glänzenden Teelöffeln und glitzernden Steinchen gefüllt war. „Was bist du denn für ein freches Kerlchen", murmelte Saphira lächelnd. Sie war schlichtweg begeistert von dem kleinen Tier, welches es nun über mehrere Wochen geschafft hatte, allerhand glänzende Dinge zu sammeln.

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