Der Werwolf - Kapitel 19

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Die beiden folgten der Hauptstraße und bogen dann hinter dem kleinen Marktplatz links ab. Die Straße war kaum mehr beleuchtet und die ersten Bäume standen bereits am Wegesrand. Das kleine Haus aus Holz und Sandstein in dessen Fenster noch Licht brannte, wirkte etwas schief und krumm. Genauso wie der Zaun davor. Der kleine Garten war übersäht mit Heilkräutern und Frühblühern und Saphira musste unmittelbar an ihre Mutter denken. Ihr hätte es gefallen. Die junge Hexe wusste, dass sich ihre Mutter so ein Leben gewünscht hätte. Am Rande eines kleinen Dorfes mit einem kleinen Kräutergarten und umliegenden Waldstück. Kein einsames großes Anwesen, wie sie es durch ihre Heirat zu Saphiras Vater bekommen hatte. „Was machen wir jetzt?", fragte Abernathy sie, als sie am krummen Tor, welches nicht mehr richtig schloss, angekommen waren. „Klopfen", schlug die Hexe belustigt vor. Irgendwie kam ihr diese ganze Mission urkomisch vor. So bedrohlich konnte wohl ein Zauberer kaum sein, der allein in so einer gemütlichen Hütte lebte. Werwolf hin oder her. Abernathy deutete ihr mit einem Nicken den Vortritt an. Bevor sie klopfte, warf sie einen Blick durch das Fenster. Man konnte in die Küche blicken, wo ein dampfender Teekessel auf dem Herd stand. Man könnte meinen, er hatte mit ihrem Besuch gerechnet. Gerade als sie ihre Hand hob, wurde sie mit einer solchen Wucht zurückgeschleudert, dass sie in Abernathy krachte, der am Zauntor gewartet hatte. Sie umkrallte ihren Zauberstab und blinzelte durch den Staub, den ihr Fall aufgewirbelt hatte. Ein großer Mann, stand in der Eingangstür, richtete gerade seinen Zauberstab auf sie und feuerte den ersten Fluch ab. „Protego", murmelte Saphira und der Zauber prallte von ihrem Schutzschild wie eine lästige Fliege. Sie rappelte sich auf und hinderte Abernathy daran einen Fluch auf ihn zu legen. „Was wollt ihr?", knurrte der Mann. Seine Stimme klang tief und voll und mehr als bedrohlich. Plötzlich konnte Saphira sehr gut nachvollziehen wieso die Bewohner des Dorfes Angst vor ihm hatten. „Ich glaube das weißt du", antwortete die Hexe ruhig. „Ich werde nicht mit euch kommen", sagte er bestimmt. Noch immer konnte Saphira nur seine Umrisse erkennen. Das Licht, welches durch die Tür nach draußen drang, blendete sie. „Saphira das bringt nichts. Wir müssen ihn außer Gefecht setzen", murmelte Abernathy und feuerte einen Zauberspruch ab, welcher von ihrem Gegner einfach zurückgeworfen wurde. Saphira duckte sich unter dem weißen Blitz, der den überraschten Abernathy traf. Er wurde steif und kippte nach hinten um.

Auf ihn konnte sie nun nicht mehr zählen. Sie zückte ihren Zauberstab. Der Werwolf war ein Vertrauter Dumbledores, vielleicht konnte sie mit ihm reden, auch wenn er nicht wie einer der gesprächigen Sorte wirkte. Zu ihrer Verwunderung ließ der Mann seinen eigenen Stab sinken. „Du kannst mich nicht besiegen", erklärte er, drehte sich um und schlug die Tür hinter sich zu. Etwas sprachlos blieb Saphira stehen. Das war eine pure Frechheit gewesen. Am liebsten hätte sie ihm ihren Zauberstab um die Ohren gehauen. Dem würde sie es zeigen. Sie stürmte auf die Tür zu und trat ein. Etwas überrascht über ihre eigene Entschlossenheit sah sie sich um. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr in seiner Küche und drehte sich nicht mal zu ihr um, als wäre sie nicht im Ansatz eine würdige Gegnerin für ihn. Die breiten Schultern steckten in einem zerschlissenen Hemd und er trug braune Lederhosen, die ihre besten Tage schon hinter sich hatten. „Haltet Ihr es nicht für unklug mir den Rücken zu kehren?", fragte Saphira mit erhobenem Kopf. Ihren Zauberstab hatte sie immer noch fest umschlossen und sie näherte sich ihm. Der Fremde drehte sich nun langsam um und hielt eine Teetasse in der Hand. Seine braunen Haare waren an den Seiten kurz und nach oben hin länger. Eine weiße Strähne zierte die dunkle Haarpracht. Die durchdringenden grünen Augen glänzten belustigt, während er Saphira betrachtete. Er sah wild aus, jedoch nicht ungepflegt. Eine Narbe durchschnitt seine rechte Augenbraue, das tat seiner Schönheit jedoch keinen Abklang und ein Bart zeichnete sich über seinen vollen Lippen ab. Der Zauberer lehnte sich zurück gegen seine Küchenzeile und Saphira konnte jeden einzelnen Muskel unter seinem Leinenhemd erkennen. Sein Zauberstab steckte in einem schwarzen Gürtel, der locker um seine Hüfte lag.

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