Kapitel 6

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Erst spät Abends sah ich von meinem Buch wieder auf, weil sich das Feuer im Kamin komisch anhörte und bemerkte, dass sich keine Menschenseele mehr im Gemeinschaftsraum befand. „Pssst Elenore!" Scheiße wo kommt das jetzt auf einmal her? „Elenore, hier unten." Verwirrt und etwas panisch sah ich mich in dem Raum um, konnte aber niemanden finden. Schließlich blieb mein Blick am Kaminfeuer hängen. Die Asche bröckelte an manchen Stellen ab und ich erkannte endlich ein mir sehr bekanntes Gesicht. „Mensch Sirius, jag mir doch nicht so eine scheußliche Angst ein! Aber ich bin so froh dich zu sehen! Erzähl, wie gehts dir?" Meine Freude konnte ich gar nicht in Worte fassen. Viel zu lange ist es her, dass wir die Gelegenheit hatten miteinander zu sprechen.
Zu Sirius hatte ich eine ganz besondere Bindung. Damals, als ich noch ganz ganz klein war und ich mit meinen Eltern spazieren, oder im Park war, saß immer ein Mann auf einer Bank und starrte in die Ferne. Instinktiv hatte ich mich jedes Mal von den Händen meiner Eltern losgerissen um zu ihm zu laufen. Er war immer sehr nett, oft spielte er sogar mit mir. Meinen Eltern allerdings, war das Anfangs gar nicht so recht, stellten aber schnell fest, dass dieser Mensch sehr nett zu mir und ihnen war. Manchmal, wenn sie gerade nicht hinsahen, zeigte er mir sogar etwas Magie. Ich war von Anfang an fasziniert und denke, dass meine Begeisterung für das Magische von ihm kam. Tja und dieser Mann war Sirius. Täglich quälte ich Mum und Dad, weil ich Sirius wieder sehen wollte. Eines Tages aber, bei unserem Nachmittags Spaziergang, war die Bank leer, auch am nächsten, übernächsten und über über nächsten Tag. Ich weinte, wochenlang, wollte ihn wieder sehen doch er tauchte niemals wieder auf.
Erst als ich das erste Jahr in Hogwarts war, zeigte mir ein anderer Schüler die Gefangenen von Askaban. Einer davon war Sirius. Ich war bestürzt, konnte mir nicht vorstellen was er getan haben könnte um dort zu enden. Letztes Jahr, als ich mich mit Harry gemeinsam unter seinem Tarnumhang nach Hogsmeade schlich, hatten wir erfahren, dass angeblich Sirius Harry's Eltern verraten, Peter Pettigrew ermordet hätte und noch dazu der Pate von Harry sei. Es war ein sehr verwirrender Tag für uns beide, wobei natürlich für den braunhaarigen um einiges schlimmer.
In der heulenden Hütte, als zuvor ein schwarzer Hund Ron mit sich zerrte und schließlich Harry, Ron, Hermine und ich in dem kleinen Raum festsaßen, da sich Ron am Beim verletzt hatte, zeigte sich ein Mann in einem Pyjama-mäßigen Outfit mit schwarzen und weißen Streifen, welches sehr dreckig und an manchen Stellen aufgerissen war. Es war Sirius Black und obwohl dieser Mann angeblich so schlimme Sachen getan hatte, konnte ich meine Freude, ihn endlich nach all den Jahren wiederzusehen, nicht verbergen. Er hatte mich anfangs nicht wirklich zuordnen können, weil er viel zu „abgelenkt" von den wichtigeren Sachen war. Harry allerdings erkannte er sofort. Lupin stellte sich als Komplize von ihm heraus, Hermine schrie ihn an und zu guter letzt kam auch noch Professor Snape dazu der seinen Zauberstab auf Sirius gerichtet hatte, schnell aber von Harry mit einem Zauber nach hinten geschleudert wurde, so dass er bewusstlos da lag. Natürlich machte ich mir Sorgen um Snape aber er war zu dieser Zeit leider zweitrangig. An diesem Tag erfuhren wir die Wahrheit über Pettigrew, denn er war es der Harry's Eltern verraten hatte und sich selbst einen Finger abschnitt, damit alle dachten er wäre tot. Die Sache war endlich geklärt. Er war unschuldig. Ungeduldig lief ich unter Tränen zu Sirius, direkt in seine Arme, allerdings spannte sich sein kompletter Körper an, weil er mich offensichtlich wirklich nicht wiedererkannte. Kein Wunder eigentlich. „Sirius ich bins, Elenore." flüsterte ich damals in sein Ohr. Sein Körper entspannte sich augenblicklich als er meine Worte hörte und mich direkt in eine noch stärkere Umarmung zog. Er wirbelte mich in der Luft herum, bekam sein Lächeln nicht aus dem Gesicht und flüsterte gefühlt 50 mal wie groß ich geworden sei.
Als wir gemeinsam die heulende Hütte wieder verlassen konnten, umarmte mich Sirius noch einmal, setzte einen Kuss auf meine Stirn und ging ein Stück weg von uns um sich das Schloss anzusehen, dicht gefolgt von Harry. Die zwei redeten eine Weile bis die nächste schlimme Sache passierte. Professor Lupin verwandelte sich in einen Werwolf. Der schöne Moment, den wir soeben hatten war vorbei und das Gefühl von Angst machte sich breit. Snape, der gerade eben die Hütte verließ und wutentbrannt zu uns stürmte um uns die Hölle heiß zu machen, nahm den Werwolf augenblicklich wahr. Seine Wut war verflogen, denn er schob Harry, Ron, Hermine und mich hinter sich und breitete schützend seine Arme aus. Mein schlechtes Gewissen verfolgte mich übrigens bis heute, weil wir ihn einfach in der Hütte liegen gelassen hatten. Sirius, der mit Lupin kämpfte, den Kampf aber verlor und Harry der den beiden nachlief waren verschwunden. Wir konnten nicht mehr viel ausrichten, deswegen beförderten wir Ron in den Krankenflügel. Meine Gedanken waren aber nur bei Sirius. Es musste doch eine Möglichkeit geben ihn zu retten.

Nachdem Dumbledore bei uns war verwendeten wir Hermine's Zeitumkehrer um die Unschuldigen vor dem Tod zu bewahren. Kaum hatten wir Seidenschnabel, der offensichtlich zum Tode verurteilt war, gerettet hatten, machten wir uns auf den Weg um Sirius zu helfen. Zu viert auf dem Hippogreif war zwar spannend aber nicht unmöglich. Wir stiegen ab und Sirius musste sich von uns verabschieden. Er sprach ein paar rührende Worte zu Harry bevor er zu mir kam. Meine Tränen hörten nicht auf zu fließen, doch als er mich ansah war es ganz vorbei. Ich umarmte ihn so lange ich konnte, ohne ein schluchzen zu unterdrücken. Sirius umfasste mit seinen Händen mein Gesicht um mir die Tränen wegzuwischen. „Elenore, du bist zu einer wunderschönen, klugen und begabten jungen Hexe herangewachsen. Ich bin so stolz auf dich und dankbar das du bzw. ihr mir glaubt. Es tut mir leid, dass ich damals einfach verschwunden bin aber du kennst ja jetzt den Grund dafür. Ich hoffe du kannst mir verzeihen." unfähig zu sprechen nickte ich nur und umarmte ihn ein letztes mal. Das waren damals seine letzten Worte. Seitdem hatten wir uns immer nur Briefe geschrieben.

„Hey, Elenore! Wo bist du nur schon wieder mit deinen Gedanken?" „Tut mir leid Sirius..." „Was ist mit Harry und dem Feuerkelch? Hat er seinen Namen hineingeworfen?" „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen Sirius... er war es ganz bestimmt nicht. Ich hab aber auch leider keine Vermutung wer es sonst gewesen sein könnte..." „Schon gut Kleines, ich bin froh, dass du ihm glaubst. In Zeiten wie diesen ist es wichtig Verbündete zu haben." „Ja, da hast du Recht." „Warum machst du denn so ein trauriges Gesicht?" „Na, ich vermisse dich einfach. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen." „Ich weiß, ich vermisse dich seit dem Tag, an dem ich nicht mehr auf dieser Bank auf dich warten konnte aber bald ist es soweit und wir sehen uns wieder!" „Hoffentlich kommt der besagte Tag bald." wir verabschiedeten uns traurig voneinander. Ich war gespannt wann wir uns das nächste mal wieder gegenüberstehen würden.
Nach unserer Unterhaltung fielen mir schon fast beim gehen die Augen zu. Was für ein anstrengender Tag.

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