5: Wo ist der Sonnenschein?

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Obwohl die Nacht noch den Himmel beherrscht, wird die Dunkelheit bereits verjagt und das Schwarz weicht einem dunklen Blau

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Obwohl die Nacht noch den Himmel beherrscht, wird die Dunkelheit bereits verjagt und das Schwarz weicht einem dunklen Blau. Mein Blick huscht noch einmal zu der kleinen Stadt hinter uns. Die Schemen der Häuser, die zu kurz Heimat waren und trotzdem schwer zurückzulassen sind. Doch es ist der Anblick einer dicken schwarzen Wolke, die sich von einem der Dächer zum Himmel streckt, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Ich kann noch immer den Rauch an meiner Kleidung riechen und den Rus auf meiner Haut spüren.

Mein Blick geht zu Keir, dessen Finger fest in meinen verwoben sind. Auch seine Haut ist vom schwarzen Rus verschmiert. Die Kleidung verdreckt, an der er versucht hat, ihn abzuwischen. Und obwohl er versucht, den Schmerz zu verhüllen, sehe ich die Qual in seinen Augen; der Schrei, der seine Lippen nicht verlässt.

„Ist es sehr schlimm?", traue ich mich zum ersten Mal seit dem Chaos zu fragen. Obwohl der Rauch meine Lungen nicht versiegt hat, ist meine Stimme überraschend trocken.

„Keine Sorge, kleiner Drache." Keirs Stimme ist rau und gepresst. Seine Augen haben einen leichten roten Schimmer. Er drückt meine Hand und verschleiert einen Husten, während er versucht seine Mundwinkel zu heben.

„Es tut mir leid", wispere ich und meine Augen beginnen zu brennen.

Keir schnalzt mit der Zunge, schiebt seinen Arm mit unseren verschränkten Händen über meinen Kopf, um mich näher an sich zu ziehen und küsst meine Stirn. Ich lehne den Kopf gegen seine Schulter und blicke zu meinem Bruder, der voran stampft. Talib hustet immer wieder, wendet sich jedoch nicht zu uns um, doch seine Augen müssen wie Keirs rot glühen.

„Er ist sauer", wispere ich. Nehme einen tiefen Atemzug, da ich die Luft angehalten habe und schiebe den Nebel in meinen Kopf beiseite. „Dunkle fiese Gewitterwolken", murmele ich zu mir selbst.

„Nein, dein Bruder ist nur besorgt." Ich blicke zu Keir auf und er nickt bestätigend. Mein Bruder macht sich dafür verantwortlich. Dabei war es meine Schuld.

Wir laufen bis die Sonne den Zenit überschreitet, die Luft unglaublich schwül wird und unsere Mägen laut knurren. Kurz nachdem wir die Stadt verlassen haben, sind wir im Schutz des Waldes weitergegangen. Abseits der üblichen Handelsstraßen, den Kontrollpunkten und allgemein Menschen, doch vor allem Wächtern. In der Natur hat sich die Anspannung gelegt, wenn auch der Marsch leiser als üblich war.

In der Nähe eines kleinen Bachlaufes setzt Talib den Rucksack ab. Ich lasse mich ins hohe Gras fallen, das meine Haut kitzelt. Die Vögel singen fröhlich ihr Lied, das Wasser plätschert und Bienen gehen summend ihrer Aufgabe nach. Der Waldboden ist von bunten Wildblumen geschmückt und die Bäume erstrahlen in kräftigem Grün. Die Ruhe der Natur verjagt die Bilder der letzten Nacht und gibt meinem Herzen endlich Ruhe. Die Ruhe nach dem Sturm.

Keir zieht los, um eine paar Kaninchenfallen aufzustellen, während Talib sich ums Feuer kümmert und mich zum Bach scheucht, um die Wasserbestände aufzufüllen. Brummend setzte ich mich auf und schleppe meine schweren Glieder zum Gewässer, das tiefer ist als zuerst erwartet. Ich öffne den ersten Wasserbeutel und tauche ihn unter. Betrachte die Blasen, die das Nass aufschäumen und muss lächeln.

DrachenflüsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt