Eine Berührung auf meinen Lippen ruft mich langsam aus der Dunkelheit. Zieht mich durch die klebrige Masse, die einen dumpfen Druck in meinen Kopf legt. Ihn brummen und summen lässt, als schwirren Bienen darin. Es ist nicht nur eine einfache Berührung. Jemand streicht über meine Lippen, als wolle er eine Skulptur davon erschaffen. Mir fällt nur eine Person ein. Keir. Sein Bild blitzt vor meinem inneren Auge auf und ich kämpfe mich gegen den Nebel, der meinen Kopf beherrscht. Mit dem wiederkehrenden Bewusstsein, rufe ich einen unerklärlichen Schmerz, der meinen ganzen Körper besitzt.
Der Druck auf meinen Lippen wird fester. Zwingt sie auseinander und so auch meinen Kiefer. Mit aller Kraft rufe ich meinen Lidern zu, sie sollen sich öffnen und meinen Arme sie sollen sich bewegen. Nichts tut sich. Jedoch nimmt das Rauschen meiner Ohren, das ich erst jetzt bemerke, ab und Stimmen dringen zu mir vor.
„Ein schönes Ding, das muss man ihr lassen." Die Männerstimme lässt mich erstarren. Es ist nicht Keirs. Es ist nicht er, der mir zwei Finger in den Mund schiebt und schwer ausatmet, als genieße er die Geste. Riker!
Die Ereignisse der Waldlichtung prasseln zurück in meine Gedanken. Panik erfüllt mich. Mein Herz rast, vertreibt mit jedem Schlag den benommen Nebel. Doch ich kann mich nicht rühren. Ein widerlicher Geschmack mischt sich zu dem unausstehlichen Geruch des Mannes, den ich bereits in der Gasse vernommen habe.
„Spiel besser nicht mit dem Feuer", merkt eine fremde Männerstimme an.
„An ihr verbrenne ich mich nur zu gern. Nachdem ich die Kleine entdeckt habe, sollte als Belohnung eine Nacht mit ihr doch drin sein. Ich verspreche sie auch nicht ..."
Vor meinem inneren Auge sehe ich die Gier des Mannes, die bereits zwei Mal in seinen Augen überquoll. Ein Hebel schaltet in meinem Kopf um. Ein Druck geht durch meinen Körper, der die Paralyse von mir hebt. Mit all meiner Kraft beiße ich auf die Finger, die noch immer in meinem Mund stecken und reiße die Lider auf.
Ein Schrei erfüllt die Atmosphäre.
Ein metallischer Geschmack quillt in meinem Mund auf.
Licht schießt quälend in meinen pochenden Kopf und ich keuche.
Mit einem weiteren Schrei entreißt mir Riker seine Finger, die komplett mit dunklen Blut bedeckt sind, und taumelt einige Schritte rückwärts. Im selben Moment springe ich auf und will über ihn herfallen. Als ich mich zum Sprung abstoße, geht ein Ruck durch mein Bein, hält mich in meiner Wucht abrupt ab und reißt mich ungebremst zu Boden. Ich pralle mit dem Kopf auf, bevor ich mich abstützen kann. Der explosive Schmerz entzieht mir einige Herzschläge das Bewusstsein. Doch im nächsten Wimpernschlag falle ich zurück in die Qualen meines Aufpralls.
„Wenn du mich anrührst, verlierst du mehr als deine Finger!", schreie ich aus dem Schmerz heraus. Ich knurre wie ein Tier, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen und nicht vor Qualen aufzuschreien. Wenn er glaubt, ich sei ein wehrloses Mädchen, hat er sich geirrt!
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Drachenflüstern
Fantasy„Ist das alles ein Spiel für dich?", fragt er so wütend, wie lange nicht mehr. „Ja, ist es!", entgegne ich entschlossen. „Ich sterbe lieber mit einem Lächeln auf dem Gesicht, anstatt einem Blick über die Schulter." Amaya ist ihr ganzes Leben auf der...