Kapitel 12

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„Sie sind hier", flüsterte Davin, völlig eingefroren. Seine Augen waren weit aufgerissen. „Sie sind hier!"

In der Ferne ertönte ein Chor aus Wolfsgeheul. Es mussten tausende sein, dass ihre Stimmen uns hier unten erreichen konnten. Sie wollten kämpfen. Sie wollten töten und sie wollten siegen.


Silberblut war hier.



Mein Herz erwachte aus dem Schlaf und pumpte immer heftiger in meiner Brust. Es wollte genauso wenig sterben wie ich.

„Das kann nicht sein", flüsterte Davin. „Das kann nicht sein..."

Oh, doch. Es konnte sein. Ein Rütteln dröhnte aus den hinteren Zellen. Jubelrufe drangen dumpf zu uns durch. Für die Gefangenen war die Rettung gekommen, für uns der Untergang. Meine Gedanken rasten zu Tommy, Theo, Lia. Jemand musste sie beschützen. Jemand musste Eiskralle warnen. Jemand musste uns beschützen.

„Weiß Alpha Eros Bescheid?", fragte ich, doch Davin starrte einfach in die Ferne. Ich stürmte hinüber zu ihm und nahm seine handschuhbedeckten Finger in meine. „Weiß Alpha Eros Bescheid?"

Seine braunen Augen starrten mich müde an.

„Nein..."

„Jemand muss sofort einen Fuchs schicken! Sie müssen herkommen!", rief ich und suchte den Kerker ab. „Wir brauchen Feder und Papier!"

„Es ist zu spät", murmelte Davin. „Sie werden uns alle töten..."

Glückliches Wolfsgeheul drang durch den Kerker. Mein ganzer Körper war elektrisiert von dem Pochen meines Herzens. Ich ließ ab von Davin und rannte in den hinteren Bereich des Kerkers. Irgendwo musste es etwas zu schreiben geben. Auf einem kleinen Tisch neben einem Buch stand ein Tintenfass mit Feder.

Ich blätterte weiter in dem Buch und riss eine Seite heraus. Meine zittrigen Hände kritzelten in Windeseile die Worte darauf.



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Silberblut ist hier. Helft uns, oder wir werden alle sterben!

Lizzy

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Die Feder fiel auf den Tisch. Ich nahm das Papier und stürmte zurück zu Davin, der wie eine Statue im Raum erfroren war.

„Wir müssen das hier zum Fuchshaus bringen, sofort!"

Schreie ertönten über uns und stießen bis in mein Knochenmark. Silberblut würde uns überrennen. Hoffentlich war Tommy in Sicherheit.

„Auch Eiskralle wird uns nicht mehr helfen können. Wir werden alle sterben", flüsterte Davin.

„Wir dürfen nicht alle sterben", erwiderte ich. „Bitte, kannst du es ins Fuchshaus? Es ist unsere Hoffnung..."

„Ich werde nicht daraus gehen, niemals."

Ich knautschte das Papier zwischen meinen Fingern.

„Na gut, dann werde ich eben selbst gehen", sagte ich und das Adrenalin in meinen Venen gab mir Mut. Ich konnte nicht hier unten bleiben und nichts tun. Ich stürmte die Stufen hinauf und ein Grummeln aus dem Silberverlies begleitete mich. Zelos donnerte gegen sein Gefängnis. Mein Herz zog sich zusammen, doch ich blieb nicht stehen.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt