Kapitel 55

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Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter.


„Wie bitte?", fragte ich.

„Talon konnte niemandem von dem Mord erzählen und hat sich damit ins eigene Fleisch geschnitten. Wir müssen nur ein bisschen von dem Gerücht in Silberblut streuen... Und das Rudel wird als die Wahrheit erkennen."

Ob das genug war, um Beta Talon zu Fall zu bringen?

Der eisige Wind brachte meine Haare zum Tanzen.

Der Schnee funkelte unschuldig vor sich hin, nur zerstört von einigen Fuß- und Pfotenabdrücken.

„Das gefällt mir alles nicht", raunte ich. „Beta Talon wird sich nicht so einfach geschlagen geben."

„Das will ich doch hoffen", raunte Zelos und drückte einen Kuss auf meinen Kopf.

Ich kuschelte mich in seine Arme und genoss die wenigen Momente der Ruhe, die uns noch blieben. Ich schloss die Augen und lauschte nur den Klängen des Winterwaldes.

„Ich liebe es, wenn deine Wangen rot werden", sagte Zelos nach einigen Minuten des Schweigens.

Ein kleines Lächeln glitt auf meine Lippen.

„Und ich deine Wärme", antwortete ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.


Es war unschuldig.


Als wären wir normal.


Ein normales Paar.


Als könnten wir ein normales Leben führen weit weg von der Rudelpolitik. Einfach irgendwo in der Natur, in einem kleinen Dorf, eine kleine Familie...

„Du bist traurig", sagte Zelos und seine Brauen waren nach unten gezogen. „Was ist los?"

„Nein, ich bin nicht traurig", sagte ich und starrte in seine wunderschönen Rubine.

„Doch natürlich", erwiderte er. „Ich kann es spüren."

Ich seufzte.

Wir würden niemals normal sein.

„Nein, es ist alles gut. Ich bin nur etwas überwältigt von der Schönheit hier. Und das macht mich traurig. Wieso kann es nicht überall so sein?"

„Aber das wäre doch langweilig. Stell dir vor, es wäre überall so ruhig wie hier. Dann hättest du mich niemals kennengelernt. Und außerdem könntest du diesen Wald gar nicht so wertschätzen, wenn es nicht auch noch mehr gäbe..."

„Vielleicht hast du recht. Ich hoffe einfach, dass wir noch ein bisschen in dieser Blase bleiben können."

Die Tür knarrte auf und Dana stand im Rahmen. Ihre Augen leuchteten zu uns hinüber und sie lächelte.


„Will noch jemand Kekse, bevor Roan sie alle aufisst?", fragte sie und verschränkte die Arme.

„Danke", sagte ich und schüttelte den Kopf.

Sie strich sich ihre kurzen Strähnen aus dem Gesicht.

„Ulf meinte, Talon hat versucht dich umzubringen? Und dann noch mit einem Silberbolzen?", fragte sie. „Eine Sache muss es wohl geben, die alle verrückten Wölfe gemein haben."

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt