Kapitel 49

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Der Spaß im Schnee war vorbei.


Ich kraulte Kerberos hinter den Ohrpaaren. Zelos hatte sich zu seiner ganzen Größe aufgerichtet. Der restliche Schnee, der von den Schneebällen an seinem Mantel klebte, rieselte langsam zu Boden.

Beta Leo war aus dem Kerker geflohen und nun auf freiem Fuß...

Ich stand auf und das Knirschen begleitete mich zu Zelos. Ich legte meine Hand um seinen starken Arm. Die Wärme strahlte von ihm ab wie die Sonne. Ich nahm den Brief von Alpha Fenrir aus seiner Hand und verstaute ihn in meinem Mantel.

So konnte ich ihn voll umarmen.

Es brauchte eine Sekunde, bis Zelos reagierte, doch dann stieß er seinen Atem aus und drückte mich fest an ihn. Als hätte er Angst, dass ich mich in Luft auflösen würde.


„Es ist doch alles gut", flüsterte ich und legte mein Kinn auf seine Brust.

„Ich wusste gar nicht, dass du so optimistisch sein kannst", antwortete Zelos, doch ich vermisste sein typisches Grinsen. Ihm war nicht zu Lachen zu Mute und er nahm die Nachricht sehr ernst.

„Das hätte ich bis vor ein paar Wochen auch nicht geglaubt..."

Er legte einen Arm um meine Schulter.

„Komm, lass uns reingehen. Deine Nase ist schon ganz rot", sagte er. Er gab einen kurzen Pfiff von sich und Kerberos folgte uns durch den Schnee.

„Wer hat denn gerade mein Gesicht in den Schnee gedrückt", grummelte ich.

„Beta Leo wird sich in keinem Rudel mehr blicken lassen können... Dennoch sollten wir vorsichtig sein. Und Luna Mayra wurde auf der anderen Seite des Flusses gesichtet."

„Kein Wunder, dass Beta Talon über uns Bescheid wusste", antwortete ich und atmete eine weiße Wolke aus.

Das Rudelhaus kam in Sicht.

Die Eiszapfen hingen wie eine Girlande unter dem Dach und spiegelten das Licht der untergehenden Sonne. Ich lehnte meinen Kopf gegen Zelos und genoss seinen Geruch.


„Hey, Betty! Die Füchse haben auch noch eine Nachricht für dich gebracht!"

Davins Stimme zerbarst die Nachmittagsruhe, als wir in das Rudelhaus eintraten. Er reichte mir die Schriftrolle.


„Danke Davin. Wir sehen uns sicher gleich beim Abendessen", antwortete ich. Ich umschloss meine Hand um das Papier, das Nachrichten aus der Heimat brachte.

Zusammen mit Zelos und Kerberos machte ich mich auf den Weg nach oben in unser Zimmer. Es brannte bereits ein Feuer im Kamin und warf seine Schatten über die Wände. Ich hockte mich vor die Flammen und entrollte die Botschaft.


Auf den ersten Blick sah es aus wie pures Tintenchaos, doch nach einer Weile konnten meine Augen die Schnörkel und Zeilen auseinanderhalten:





Liebe Elizabeth,

es ist schön von dir zu hören. Onkel Theo schreibt gerade diesen Brief, aber ich, Tommy, diktiere ihm. Es gab ein riesiges Durcheinander, als man Beta Leo nicht mehr im Kerker gefunden hat. Er ist wohl ein gerissener Doofkopf. Sie haben seine Spuren überall verfolgt, aber bis jetzt noch nichts gefunden. Im Laden läuft es sehr gut und er sieht jetzt besser aus als vorher.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt