„Wie bitte?", fragte ich.
Die Wintergoldhähnchen saßen auf den Ästen der Tannen und sangen ihre Lieder um uns herum. Selbst der Wind verharrte und lauschte.
„Wir sind im westlichen Wald", antwortete Zelos mit ruhigem Ton.
Es war befremdlich, ihn ohne seine Leichtigkeit zu sehen, als wäre sie auf dem Weg hier hin verloren gegangen. Dennoch spendeten seine Arme um mich herum eine Wärme, die kein Feuer dieser Welt geben konnte.
Ich starrte auf den zusammengepressten Schnee vor meinen Füßen und bei der Bewegung wanderte ein Ziehen durch meine Schulter.
„Was ist passiert?", fragte ich und versuchte den dumpfen Schmerz hinunterzuschlucken.
Seine Haare glänzten im Licht der aufgehenden Sonne. Reue flog über Zelos' Miene als machte er sich dafür verantwortlich, was in Flussklaue geschehen war.
„Delta Ivan war ein Verräter... Kerberos hat sich um ihn gekümmert", antwortete er, bevor er seine Augen wieder hob. „Komm, du bist schon ganz Rot. Lass uns reingehen, dann kann ich den Verband wechseln."
Er führte mich zurück in die Hütte, in der ich vorhin noch geschlafen hatte.
„Wie lange sind wir schon hier?", fragte ich, während ich mich auf das Bett fallen ließ.
„Erst seit gestern Abend. Es war eine heikle Mission, aber mit Ulfs Hilfe und einem großen Umweg konnten wir die Wachen umgehen."
Zelos' Rücken war mir zugewandt und das Klappern von Utensilien dröhnte umher. Er mörserte etwas auf der Kommode, auf der frische Tücher lagen.
„Und der Fluss ist zugefroren? Was ist mit Flussklaue und Silberblut?", fragte ich und war im Begriff aufzustehen, doch Zelos legte eine Pranke auf meine Schulter und drückte mich sanft zurück in die Laken.
„Alle sind sicher und unversehrt", sagte er und hielt inne. Sein Blick fiel auf meine Schulter.
„Es ist nicht deine Schuld", flüsterte ich. „Niemand hat es kommen sehen, nicht einmal Ulf oder Roan."
„Ich hätte es wissen müssen", erwiderte Zelos mit harten Augen.
Ich nahm seine Finger in meine und kühlte sie etwas herunter.
„Es gibt Dinge, die kann man nicht vorhersagen. Selbst der allwissende Lycan nicht", sagte ich, doch mein Versuch die Stimmung aufzulockern, verfehlte sein Ziel.
Zelos zog nur die Augenbrauen zusammen und kniete sich vor mich hin. Noch vor seiner Aufforderung drehte ich mich auf der Matratze herum und starrte aus dem Fenster. Ich hob das Nachthemd an und Schmerz schoss bis in meine Fingerspitzen. Ein ungewolltes Stöhnen brach zwischen meinen Lippen hervor.
„Warte, ich mache das", sagte er und plötzlich riss der Stoff in Zwei.
„Zelos!"
Doch Zelos hatte sich längst an die Arbeit gemacht, den alten Verband um meine Schulter abzuwickeln. Er war behutsam und ab und zu streiften seine warmen Hände über meine weiche Haut. Ich hielt still so gut ich konnte. Zelos' heißer Atem hauchte gegen meinen Nacken.
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Die Gefährtin des Lycans
Werwolf„Komm nur näher, nicht so schüchtern. Ich werde dich nicht auffressen", raunte der Wolf. Selbst durch das Metall konnte ich die Belustigung hören. Ich blickte mich um. „Keine Sorge, hier ist niemand, der uns hören kann. Niemand würde dich sehen, wen...