Kapitel 20

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Ich lag im Bett.



Was blieb mir anderes übrig?

Meine Haare lagen über dem Kopfkissen verstreut. Meine Augen brannten vor Müdigkeit, weil die Gedanken einfach nicht stillstanden. Sie rasten in meinem Kopf hin und her, als versuchten sie das Geschehene zu verarbeiten.

Seit dem Abend war dieses Zimmer mein neues zu Hause. Dieser Abend hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Er hatte so wundervoll begonnen, nur um mir den Boden unter den Füßen wegzureißen.

Zelos hatte es getan.

Er hatte mir jeglichen Halt genommen und dann war er verschwunden. Er hatte den Gefallen eingefordert, damit er mich wegreißen konnte von meiner Heimat. Ich verschränkte die Arme und starrte an die Decke über mir. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte hierbleiben.

Zelos hatte andere Pläne.

Jede Nacht träumte ich von dem weißen Lycan, der aufrecht auf mich zukam und jedes Mal wachte ich schweißgebadet auf.

Ich konnte kaum schlafen.

Ich konnte kaum essen.

Ich fühlte mich krank.

Ich drehte mich in dem weichen Federbett auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Die schwache Wintersonne brachte den Schnee zum Funkeln wie Glasscherben. Der Sturm von letzter Nacht war vorbei und die Morgenruhe war zurückgekehrt.

Das letzte Mal hatte ich sie in Wolfsgestalt gesehen. Sie waren zu Hunderten in Richtung Silberkrone aufgebrochen. Jetzt waren nicht wir die Angegriffenen, sondern die Eindringlinge.

Unter der Führung von Zelos.

Und mithilfe der Gefangenen aus dem alten Rudel.

Ob sie Silberblut zurückschlagen könnten?

Sie waren Tage fort. Hier blieb alles ruhig, doch wie sah es in den Bergen aus? Ich rappelte mich auf und schob die Locken aus meinem Gesicht. Ein Gähnen entwich aus meinem Rachen. Ich schlurfte aus dem Bett und schob die Tür auf.

Kerberos hob seine Köpfe.

Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Zelos musste ihm befohlen haben meine Tür zu bewachen, denn jedes Mal, wenn ich sie öffnete, lag er da. In den ersten Tagen hatte ich mir die Zeit damit vertrieben zu warten, wann er sein Geschäft verrichten würde.

Keine Chance.


„Frisst du überhaupt?", fragte ich.

Der Höllenhund sprang auf die Beine und machte einen Satz auf mich zu. Ich knallte die Tür zu, bevor er mir zu nah kommen konnte. Ein enttäuschtes Jaulen drang durch die Tür. Hatte er meine Worte etwa verstanden?

Ganz vorsichtig schob ich die Tür wieder einen Spalt auf. Drei wüstengelbe Augenpaare sahen mich an. Kerberos saß geduldig vor dem Zimmer. Die nachtschwarzen Ohren waren aufgestellt. Mein Herz pochte schneller in der Brust.

Vielleicht konnte ich doch an ihm vorbei.

Zelos hatte mir versprochen, dass dieses Biest mir nichts tun würde. Ein Stich in meinem Magen folgte. Er hatte mein Vertrauen ausgenutzt und nun nutzte er seinen Hund, um mich hierzubehalten.

Ich tat einen vorsichtigen Schritt auf Kerberos zu.

Er war so groß, dass ich mich an der Wand des Ganges vorbeiquetschen müsste.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt