Kapitel 11

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Das Kaminfeuer wärmte meine starren Muskeln. Ich lehnte mich im Sessel zurück und schloss die Augen. Meine Knochen waren müde von der Arbeit im Kerker. Die Tage verschwammen ineinander. Das Einzige, was sie unterschied war Zelos. Durch ihn wurde die Strafe leichter.

Er hatte mich vor Beta Leo beschützt.

Ich seufzte. Die Flammen tanzten vor meinen Augen und knisterten immer wieder auf.

„Lizzy!"

Schritte polterten über den Boden auf mich zu. Tommys braune Augen leuchteten, als er mich sah. Seine Wangen waren knallrot, als hätte er draußen gespielt. Er sprang auf meinen Schoß und Schmerz schoss durch meine Beine.

„Auu", murmelte ich und rückte ihn zurecht. Fido war fest in seine Hand geknautscht.

„Du hast so viel verpasst! Wir sind bei den großen Felsen gewesen und haben Verstecken gespielt, aber Juvin hat mich jedes Mal gefunden! Doofe Werwolfnase, das hat keinen Spaß gemacht. Aber im Klettern war viel ich besser", sagte Tommy. Seine Augen leuchteten vor stolz und ich lächelte. Immerhin hatte er einen tollen Tag gehabt.

„Im Klettern kann dich selbst ein Werwolf nicht schlagen. Du bist schließlich auch ein Äffchen", antwortete ich und er grinste. Sein warmer Blick schmolz mein Herz.

Unschuldig.

Er war ein Kind.

Ich drückte ihn fester an mich.

„Versprich mir eines", sagte ich, „wenn der Krieg kommt, versteckst du dich unten im Keller. Du weißt schon, in dem hinteren Schrank. Und du wirst erst herauskommen, wenn es vorbei ist. Versprich es mir, bitte."

Tommy zog die Augenbrauen hoch und seine Augen wurden noch größer.

„Versprochen", flüsterte er. Er schlang seine Arme um mich und ich drückte ihn fester.

„Ich hab dich so lieb", raunte ich.

„Ich dich auch", murmelte er in mein Kleid. Ein lautes Gähnen folgte.

„Ich glaube es ist Zeit fürs Bett", sagte ich und Tommy setzte sich auf.

„Erzählst du mir noch eine Geschichte?", fragte er und rieb sich die Augen.

„Geh dich fertigmachen. Ich komme gleich."

Er sprang von meinem Schoß und sauste die Treppen hinauf. Ich lächelte ihm hinterher. Das Feuer war zusammengefallen zu einem Häufchen Asche. Immer wieder glomm es auf, wie die blutroten Augen im Kerker. Ein Schauer schwamm über meinen Rücken und ich rückte näher an die Flammen.

Die Hitze glühte auf meinen Armen.

Ich durfte mich nur nicht verbrennen.

Ich atmete ein und versuchte den Stress der Tage loszulassen. Die Glut knisterte. Ich hievte meine schweren Knochen aus dem Sessel und stakste die Treppen nach oben. Ich schob die Tür auf. Tommy saß im Bett, die Decke unter sein Kinn gezogen. Er grinste mich an.

Die Matratze sank ein Stück ein, als ich mich neben ihn setzte.

„Und, welche Geschichte möchtest du heute hören? Die von dem Drachen und dem Ritter?", fragte ich.

„Die von dem Urwolf und dem Lycan!", rief er und seine Augen leuchteten auf. Er hielt mir das Buch entgegen. Ich seufzte. Er war wie besessen von diesem Märchen.

„Na schön", sagte ich und blätterte die erste Seite auf. Ein Vollmond, umrandet von Nachthimmel und Sternen war darauf gemalt. Und darunter stand ein schwarzer Wolf mit roten Augen und Säbelzähnen.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt