Kapitel 50

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„Der Fluss!", keuchte er, „er wird zufrieren! Silberblut macht sich bereit für einen Angriff!"





Eine heillose Unordnung brach über das Rudelhaus hinein. Stuhlbeine kreischten zurück, Geschirr klirrte auf Teller und Stimmen wuselten durcheinander.

„Ruhe!"


Die Bewegungen gefroren unter Zelos' Einfluss, der bis in mein Knochenmark eindrang. Keiner wagte sich zu rühren. Selbst Ulf starrte den Lycan mit weiten Augen an.

„Was ist geschehen?", fragte er und seine Augen brannten roter als ein Blutmond.

„Ich weiß es einfach", keuchte Ulf. „Ich kenne diesen Fluss besser als jeder andere. Wenn die Nächte so kalt bleiben, wird er bald komplett zugefroren sein. Es fängt schon an. Silberblut wird angreifen, sobald man über das Eis gehen kann."

Delta Ivan gegenüber von mir schob seinen Stuhl zurück.

„Es ist besser, wenn wir das Vorgehen im Privaten besprechen..."

Ulf schluckte, während Zelos energisch nickte.

„Wir werden einen Plan haben, noch bevor ein Wolf einen Fuß über diesen Fluss setzen kann", sagte er und seine Stimme dröhnte durch den Raum.

Vorsichtig füllte sich der große Saal wieder mit Ruhe und das Klimpern von Besteck setzte wieder ein. Der Geruch der Kartoffelsuppe mit Brot wehte von meinem Teller aus. Obwohl mein Magen sich zusammenzog, war nicht an Essen zu denken.

Davin erhob sich, genauso wie Roan.

Ich schob meinen Stuhl zurück, doch plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich herum zu Zelos, der mit weichen Augen auf mich hinabblickte.

„Bleib hier und iss", sagte er.

„Wie soll ich essen, wenn ihr hungert?"

Zelos grinste.

„Es ist süß, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich habe Jahre nichts gegessen. Da ist ein Abend ganz angenehm", antwortete er und lehnte sich hinunter. Er drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Bitte, tu mir den Gefallen. Sorg dafür, dass sich die Menschen keine Sorgen machen. Danach kannst du gerne hochkommen."

Zelos hatte recht.

Die Menschen trauten sich kaum ihre Suppe anzurühren. Stattdessen flüsterten sie und warfen ängstliche Blicke zu den Türen.

„In Ordnung", raunte ich und legte meine Finger über die Pranke auf meiner Schulter. „Aber nimm Kerberos mit. Ich glaube ohne ihn wird das mit dem Mut machen besser klappen."

Der Hund drehte seine Köpfe zur Seite und schnaufte verächtlich.

Zelos lächelte.

„Alles klar. Bis nachher."

Er drückte einen letzten Kuss auf meine Haare, bevor er und Kerberos hinter den anderen Kriegern die Treppe hinauf verschwanden. Ich seufzte. Die Kartoffelsuppe sah reich aus an Kräutern, Karotten und Gewürzen, doch meine Gedanken lagen woanders.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt