Kapitel 22

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Ich atmete durch, als ich die letzte Stufe hinunterschritt. Das Gebrumm der Stimmen schwirrte durcheinander. Jeder, der mich sah, neigte leicht seinen Kopf, bevor er weiter umherwuselte.


„Ah, Elizabeth!", rief Zelos und seine tiefe Stimme sandte ein prickliges Gefühl in meinen Magen. Er kam gerade aus dem großen Saal. „Wir brechen jetzt auf. Ich hoffe du bist bereit. Es wird eine lange Reise."

„Ich brauche noch ein paar Dinge", sagte ich.

„Was fehlt dir? Ich werde es besorgen lassen", antwortete Zelos und kam direkt vor mir zum Stehen.

„Das ist nicht nötig. Ich muss nur kurz zu Hause vorbeigehen."

Seine Augen begannen zu Glühen.

„Das kommt nicht in Frage. Was brauchst du für die Reise?", fragte Zelos und nahm meine Hände in seine. Ich zitterte fast bei der Wärme, die sie ausstrahlten.

„Handschuhe wären gut und vielleicht eine Mütze..."

Zelos starrte auf die verschlungenen Finger zwischen uns und seine Stirn runzelte sich. Er nahm eine Pranke und legte sie sanft auf meine Wange.

„Ich hätte beinahe vergessen, wie kälteempfindlich Menschen sind", murmelte er und seine Augen verglasten. Keine Minute später räusperte sich eine Wölfin mit Stoff in den Händen.

„Hier, Lycan Zelos."

Er löste sich von mir und dankte der Frau. Er kam zurück zu mir und schlang einen rabenschwarzen Schal um meinen Hals, der zu meinem königsblauen Mantel passte. Er war kuschelig weich. Eine Mütze aus Fell und Handschuhe folgten.

Ich war eine halbe Mumie, so wie Zelos mich eingewickelt hatte. Zufrieden betrachtete er sein Werk, während ich schon begann zu schwitzen. Er nahm meine Hand und wir begannen unseren Weg nach draußen.

Eine eisige Luftfront wehte mir entgegen, doch Schal und Handschuhe wehrten ihn zum Großteil ab. Der zertretene Schnee klebte auf den Straßen und den Stadtdächern.

„Wie lange wird die Reise dauern?", fragte ich.

„Wenn wir schnell sind, kommen wir morgen an."

Der große Platz war voller Menschen und Wölfe, die gespannt auf uns warteten. Auf der Bühne stand Fenrir, der seine Krieger verabschiedete. Kerberos saß ebenfalls auf den verschneiten Brettern, während sich seine Köpfe in alle Richtungen schlängelten.

Zelos half mir die gefrorenen Stufen der Bühne hinauf, bevor wir auf hunderte Gesichter hinunterblickten. Zu meiner Erleichterung war ich nicht in Reichweite des Riesenhundes.

„Der Moment ist gekommen, um Abschied zu nehmen!", rief Zelos und seine Stimme brachte die Frostluft zum Klirren. „Wir werden Silberblut besiegen und die Krieger werden nach Hause zurückkehren!"

Applaus brandete durch die Menge, doch Zelos war noch nicht fertig. Ich stand wie eingefroren neben ihm und lauschte seinen Worten, die sich über den heulenden Wind erhoben. Dann sah ich ein bekanntes Gesicht in der Menge.

Theo.

Seine Stirn lag in Falten, als hätte er Mitleid mit meiner Position.

„Fenrir wird seine Rolle als Alpha wieder aufnehmen, so lange er sich als würdig erweist. Diese Möglichkeit wird jedes Rudel haben", sagte er und Fenrir nickte ihm zu. „Nun werden wir aufbrechen, für Verteidigung und Sieg!"

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt