Kapitel 64

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Der Abend war vorbei.


Der Thronsaal hatte sich geleert. Viele der Krieger wollten sich ausruhen von der langen Nacht, genauso wie Luna Lilli, Alpha Fenrir und ihr Kind.

Die Teller waren kalt und nur noch mit Soße benetzt, der Knoten in meinem Magen dafür dicker als ein Gänseei. Zelos ließ sich am Tisch nichts anmerken von unserem Gespräch in der Kammer. Er unterhielt sich mit Eros und seine blutfarbigen Augen leuchteten dunkler als der Rotwein.

Wieso sollte ich ihn hassen?


Was war plötzlich los mit ihm...


Ich seufzte.


Tommy und Alice waren längst wieder auf den Beinen und jagten einander zwischen Stühlen und unter den Tischen hindurch.

Ich hingegen saß wie eine Statue auf meinem Platz, Blei auf den Augenlidern und ein Herz, das langsamer kaum schlagen konnte. Die Müdigkeit drückte auf mich herab trotz der Gedanken, die durch meinen Kopf huschten.

„Hab dich", sagte Alice und kicherte.

Tommy kam neben mir zum Stehen und keuchte sich die Seele aus dem Leib. Sein Gesicht war rot wie eine Tomate.

„Ich... kann... nicht... mehr", sagte er und nahm sein Glas vom Tisch. Er kippte das Wasser hinunter und sah mich an. Kindliche Freude leuchtete in seinen Augen und schmolz mein Herz.

Er ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. Dann entkam ein Gähnen seinen Lippen und er versuchte es hinter den Händen zu verstecken.

„Ich denke es wird Zeit fürs Bett", sagte ich und er hatte nicht mal die Energie zu widersprechen.

„Da schließen wir uns an", sagte Ulf und nahm die Hand seiner Tochter. „Sag gute Nacht, Alice."

„Gute Nacht Tommy und Lizzy", antwortete sie und lächelte. „Gute Nacht Alpha Astor, gute Nacht Luna Dana."

Lia hatte ihre Hände auf die Wangen geschlagen und gurrte beinahe, als sie das Werwolfsmädchen betrachtete.

Ich drehte mich zu Zelos um.

„Ich bringe Tommy ins Bett und dann gehe ich selbst schlafen", sagte ich.

„Ich werde gleich da sein", erwiderte er.

In seinen Augen schien etwas versteckt, das nur ab und zu aufblitzte. Ich schluckte die Neugier hinunter. Sie musste noch einige Minuten warten, bis wir allein waren.

Ich nickte und nahm Tommys Hand. Zu meiner Erleichterung gab es keine Widerworte, jetzt, wo Alice schon weg war. Wir verabschiedeten uns aus der Runde und machten uns auf den Weg.

„Na Betty, hast du die Feier genossen?", fragte Davin und gesellte sich zu uns, als wir den Thronsaal auf einen der Korridore verließen.

„Ja, aber wir müssen gerade noch einen kleinen Abstecher in der Küche machen", antwortete ich.

Die Kekse würde ich nicht einfach zurücklassen, sonst würde sich Lia in der Nacht an ihnen zu schaffen machen. Sie waren ein Geschenk für Zelos und vielleicht könnten sie ihn sogar zum Reden bringen.



„In Ordnung..."


Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt