Our Little Secret - H2O/Mako

42. Ein enthülltes Geheimnis

Nachdem Laura die Pappe an den Fenstern gewaltsam entfernt hatte, spiegelte sich die Erscheinung des Vollmondes in Liz' Pupillen wider. Liz starrte den silbern strahlenden Mond für einige Sekunden an, als würde sie in eine andere Welt hineinblicken. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sich fast Panik in der blonden Meerjungfrau breit gemacht, als sie ihre Freundin an den Fenstern gesehen hatte. Aber die Panik war wie weggeblasen. Stattdessen entfaltete sich nun die Wirkung des Mondes in Liz. Auf ihrem Gesicht formte sich ein breites, strahlendes Lächeln, ehe sie sich erhob und auf Laura stürzte. Letztere schien den aufgeregten Anblick von Liz zu genießen, als hätte sie nur darauf gewartet.

"Lauraaa, lass uns nach Mako Island schwimmen!" quengelte die blonde Meerjungfrau, sobald sie ihre Freundin erreicht hatte und zerrte dabei wild an ihrem Arm. Laura zog ihren Arm aus dem Griff von Liz und fasste mit der Hand dieses Armes an die Wange von Liz, welche überraschend warm war.

"Liebend gern, Liz." wisperte Laura ihr ins Ohr, nachdem sie ihr langsam näher gekommen war. Liz stieß daraufhin nur einen kurzen Freudenschrei aus und fiel Laura stürmisch um den Hals.

Ohne viele weitere Worte auszutauschen, machten sie sich auf den Weg nach draußen und schlichen dabei leise wie die Mäuse, Händchen haltend durch das Haus von Liz. Liz' Eltern waren bereits so tief am Schlafen, dass sie nicht einmal den kurzen Schrei ihrer Tochter mitbekommen hatten. Ansonsten hätten die Eltern die beiden auf ihrem Weg nach draußen sicherlich versucht aufzuhalten. Eine Meerjungfrau unter Vollmond-Einfluss davon abzuhalten nach Mako Island zu schwimmen, war jedoch fast unmöglich. Was Liz auf ihrem Weg nach draußen gar nicht in frage stellte, war die Tatsache, dass Laura vorher noch gemeint hatte, dass ihre Eltern sie ins Haus gelassen hatten. Dies war natürlich nicht möglich gewesen, wenn sie bereits schliefen. Aber dafür hatte Liz gerade keinen Kopf. Für sie gab es nur Mako Island und Laura. Ihr Meerjungfrauen-Hirn war nicht nur durch den Mond geblendet, sondern auch durch die Gefühle, die sie für ihre gute Freundin empfand.

Die zwei waren inzwischen schon draußen und liefen durch die Straßen ihrer kleinen Stadt auf dem Weg zum Strand, um nach Mako Island zu schwimmen. Bis auf die beiden waren die Straßen so gut wie leer. Dementsprechend war es nahezu totenstill draußen. Bis auf die Wellen des Meeres, die nicht allzu weit von den Mädchen entfernt waren, hörte man rein gar nichts. Liz stellte es ebenso wenig in frage, dass Laura eigentlich gar nicht in der Lage sein könnte, nach Mako Island zu schwimmen, wie sie es selbst konnte. Sie war in ihrer Verblendung gefangen und war die ganze Zeit über nur am Kichern und wiederholte ständig wie toll Laura doch war, weil sie mit ihr nach Mako schwimmen würde. Außerdem betonte sie immer wieder, wie hübsch der Mond doch sei. Sie bemerkte über den gesamten Weg hinweg nicht, dass Laura je länger sie Zeit sie miteinander verbrachten, sie nach und nach genervter von Liz' aufgedrehten Art wurde. Das hatte sie sich offenbar anders vorgestellt.

Nach einiger Zeit kam Laura schließlich zum Halt. Als Reaktion darauf blieb auch Liz stehen, mit Verwunderung in ihrem Gesicht. "Was ist denn los, Laura? Lass uns keine Zeit verschwenden!" Liz zerrte erneut am Arm ihrer Freundin, diesmal deutlich weniger wild, und klang dabei so wie ein Kind, welches seine Mutter anjammerte.

"Mir ist nur eine Idee gekommen." erwiderte Laura in einem unheimlich ruhigen Ton und strich dabei Liz eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Freudig strahlend sah Liz die Brünette erwartungsvoll an und fragte sich, welche tollen Ideen ihre Freundin wohl noch haben könnte.

"Lass uns doch noch Bree und Candy mitnehmen. Die beiden würden sicherlich auch gerne nach Mako Island schwimmen."

Als Liz diesen Vorschlag gehört hatte, fiel ihr alles aus dem Gesicht. Ihre vorherige freudige und hibbelige Art war wie vom Erdboden verschluckt. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, zog beleidigt eine Schnute und drehte sich von Laura weg. Ein patziges "Nein." war ihre einzige wörtliche Antwort darauf. Daraufhin wollte sie weiter in Richtung Strand stapfen, aber Laura hielt sie am Handgelenk fest, was sie zum Stehenbleiben brachte.

"Aber warum nicht? Das wird bestimmt ganz super." Während Laura sprach, hatte sie sich immer ein Stückchen weiter an Liz genähert. Ihre Stimme blieb weiterhin so ruhig wie gehabt.

"Weil ich die beiden gerade nicht sehen will! Und weil ich dachte, dass es nur wir beide sein werden!" fauchte Liz. Ihr Atem wurde ganz unregelmäßig vor Wut. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Laura noch Bree und Candy dabei haben wollte. Sie hatte die Erwartung, dass diese Nacht eine besondere nur für die beiden Freundinnen werden würde. Sie verstand es einfach nicht.

"Liz, denk doch mal darüber-" begann Laura Liz zu beschwichtigen. Doch sie wurde von eben dieser unterbrochen, als sie ihre Hand nach ihr ausstreckte, ihre Finger sich spreizten und sich eine unglaubliche Hitze in der Brünetten ausbreitete. Lauras Augen weiteten sich panisch, als sie realisierte, was Liz gerade tat. Sie nutzte gerade ihre Fähigkeiten, um Laura von dieser - in ihren Augen - bescheuerten Idee abzubringen. Sie wollte unter keinen Umständen, dass noch irgendwer mit ihnen nach Mako schwamm. Es sollten nur die beiden sein. Sie wollte mit keinem anderen den Moment mit Laura auf Mako Island teilen.
In einer rasanten Geschwindigkeit hatten sich überall an Lauras Körper Schweißperlen gebildet. Jedes Mal, als sie versuchte Liz etwas zu sagen, brach sie ab oder stammelte etwas Unverständliches. Sie verspürte eine so enorme Hitze, dass sie fast gar nicht mehr klar denken konnte. Doch Liz hörte nicht auf den Körper ihres Gegenübers zu erhitzen. Sie starrte sie lediglich emotionslos dabei an, wie sie mit der Hitze am Kämpfen war. Die Hitze wurde schließlich so untragbar für Laura, dass sie auf ihren Knien zusammen sackte. Wenn man ganz genau hin hörte, nahm man das leichte Brodeln in Lauras Blutgefäßen wahr. "Liz...bitte..." flehte sie die blonde Meerjungfrau an, welche ihr Tun sofort stoppte, als Laura auf dem Boden gelandet war.

Einen Moment lang blieb Laura auf ihren Knien und versuchte ihren Atem zu beruhigen. Das war zu knapp, dachte sich die Brünette. Die Hitze verschwand nach und nach aus ihrem Körper. Als sie zu Liz aufsah, streckte diese ihr ihre Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. "Ist gut, Liz. Nur wir beide schwimmen nach Mako Island." sagte sie und schnappte sich Liz' Hand und ließ sich von ihr hochziehen. Liz wurde daraufhin wieder so glücklich wie sie es vorher war. Und Laura war froh darüber, dass ihre Freundin rechtzeitig damit aufgehört hatte, ihre inneren Körperflüssigkeiten zu erhitzen. Ansonsten wären all ihre Bemühungen für nichts gewesen.

Laura schien mit diesem Ergebnis zwar deutlich unzufrieden, aber sie ging dennoch gemeinsam mit Liz, Hand in Hand, zum Strand. Am Meer angelangt, sprang Liz ohne darüber nachzudenken ins kühle Wasser hinein, welches nachts noch viel kälter war als tagsüber. Laura sprang ihr überraschenderweise einfach hinterher. Nachdem Liz sich selbst unter Wasser verwandelt hatte, erblickte sie Laura, welche über ihre Meerjungfrauen-Gestalt kein Bisschen geschockt wirkte. Liz war im Gegensatz zu Laura allerdings ziemlich geschockt. Ihre Augen weiteten sich, als sie Lauras Gestalt wahrnahm. Dadurch, dass es so dunkel war, konnte sie zwar nicht viel erkennen, aber ihre Wahrnehmung reichte dafür aus, um erkennen zu können, dass auch Laura einen Fischschwanz hatte. Aber ihrer war ein ganz anderer als ihr eigener oder der ihrer Meerjungfrauen-Freundinnen. Lauras Fischschwanz hatte dunkelgrüne Schuppen. Die dunkelgrünen Schuppen zogen sich allerdings über den gesamten Körper von Laura. Sogar ihr Gesicht und ihre Arme waren vereinzelt mit den Schuppen übersät. Liz hätte nur zu gerne etwas zu dieser Enthüllung gesagt, was sie jedoch nicht konnte, während sie unter Wasser war. Laura schien ganz gelassen darüber und bedeutete Liz nur ihr zu folgen, ehe sie in Richtung Mako Island in einer hohen Geschwindigkeit davon sauste. Statt das Gesehene zu hinterfragen, schloss sich Liz ihrer voraus schwimmenden Freundin nur strahlend an und schwamm ihr hinterher.