11. Auf der Party - Teil 1

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Immer wieder blickte ich nervös zum Swimmingpool, indem seelenruhig einige Schwimmreifen sich treiben ließen. Ich war nur wenige Meter von dem Wasser entfernt. Das machte mich alles andere als glücklich. Aber wenn hier noch viel mehr Menschen sein würden, würde mich das noch weniger glücklich machen. Was wenn irgendjemand auf die lustige Idee kommen würde, mich in den Pool zu schmeißen? Soweit ich wusste, gab es hier auch Alkohol. Da konnte es doch ganz gut sein, dass jemand auf dumme Ideen kommen würde?! Bei dem Gedanken wie mich betrunkene Teenager in den Pool warfen und meinen Fischschwanz sehen konnten, wurde mir ganz unwohl.

"Alles okay?" hörte ich Bree neben mir. "Nicht wirklich..."gab ich ehrlich zurück, ohne meinen Blick vom Pool zu nehmen. Die Brünette verstand mich offenbar. "Hey, wir können uns nachher auch einfach ins Haus zurückziehen. Es wird uns sowieso keiner vermissen." Da hatte sie wiedereinmal recht. Aber falls wir das durchziehen sollten, wäre es dann okay, wenn wir Elizabeth alleine lassen würden? Immerhin waren wir ja eigentlich hier, um ihr zu helfen, und nicht sie alles alleine regeln zu lassen.

Bree hatte meine Zweifel offensichtlich bemerkt. "Mach dir keine Sorgen um das Prinzesschen. Sie wird bestimmt wissen, wie sie das regeln wird." Wirklich beruhigt hatte mich das jetzt nicht. Aber ich entschied mich trotzdem dazu, nichts mehr zu dieser Sache zu sagen. Ich hatte schließlich keine Lust darauf, dass Bree wieder genervt von mir sein würde. Für die Party brauchte ich sie schließlich noch.

Wie aus dem Nichts erschien Laura vor uns. Der Blick, den sie im Moment aufgesetzt hatte, ähnelte dem Killer-Blick von Elizabeth. Konnte es sein, dass die beiden sich durch ihre Blicke gefunden hatten? Für's erste blieb ich mal bei dieser Theorie.

"Was sitzt ihr beiden hier so rum? Ich hab zwar keine Ahnung, warum Liz euch hier haben will, aber gut. Wenn ihr schon die Ehre habt, hier sein zu dürfen, könntet ihr euch nützlich machen!" giftete sie uns an. Bevor wir auch nur irgendwas erwidern konnten, warf sie ihr braunes langes Haar nach hinten und stolzierte davon. Ich würde zwar gerne helfen, wusste aber nicht wobei. Vorhin, als wir unsere Hilfe angeboten hatten, hatte uns diese Schlange nämlich gesagt, wir sollen nichts anfassen, da wir ihrer Meinung nach alles zerstören würden. Und jetzt beschwerte sie sich darüber, dass wir nur rumsaßen? Das Mädchen sollte sich echt mal entscheiden!

"Die ist so ätzend! Kann die sich nicht mal entscheiden?" sprach Bree meine Gedanken aus. "Wenn sie mir noch mal so dumm kommt, kann die Schlange sich auf was gefasst machen!"regte sie sich weiter auf. "Für wen hält die sich eigentlich?!" Bree fluchte für die nächsten Minuten weiter vor sich hin. Dabei ließ ich sie lieber in Ruhe. Schließlich wollte ich es nicht riskieren, dass sie auf mich statt Laura losging.

Die Zeit verging und der Garten füllte sich immer mehr mit Menschen. Menschen, die zwar auf unsere Schule gingen, die ich aber trotzdem noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Außerdem war der DJ auch schon voll und ganz bei der Sache und ließ laute Musik laufen. Die war so laut, dass man sie locker in der ganzen Nachbarschaft hätte hören können. Während Bree und ich noch immer auf den gemütlichen Stühlen auf der Veranda saßen, wurde um uns herum schon hart gefeiert. Alle tanzten, unterhielten sich, betranken sich, reduzierten ihre Kleidung auf Bikinis und Badeshorts und sprangen teilweise auch in den Pool. Es beunruhigte mich ein wenig, dass man Elizabeth unter der Menge nicht erkennen konnte.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und wandte meinen Blick zu Bree, welche gelangweilt auf ihr Handy in der einen Hand starrte und einen Saft in ihrer anderen Hand schlürfte. Sollte ich sie darauf aufmerksam machen, dass Elizabeth aus unserem Sichtfeld verschwunden war? "Bree?" Die Brünette hob ihren Kopf. Ihre braunen Augen trafen meine und sie gab ein stumpfes "hmm" von sich. "Ich...ähh kann Elizabeth nirgendwo sehen...meinst du...wir sollten...?"

Weiter kam ich nicht, denn Bree stand seufzend auf und zog sich ihr rotes Oberteil über den Kopf, sodass sie nur noch ein blau weiß gestreiftes Bikinioberteil und schwarze Hotpants trug. "Was machst du da?" fragte ich sie verwirrt. "Mich anpassen. Solltest du auch." erwiderte sie und blickte abwartend auf mich hinab. Wartete sie etwa darauf, dass auch mir mein Oberteil auszog? "Worauf wartest du eigentlich? Zieh dir schon dein Oberteil aus!" Das konnte sie vergessen! Aber sowas von! Bestimmt verschränkte ich meine Arme vor der Brust und sah beleidigt zur Seite. "Nein." Genervt seufzte sie auf. "Dann geh ich eben alleine. Bleib aber hier und warte auf mich." Moment, was? Was sollte das denn jetzt? Ich konnte doch wohl auch ohne mein Oberteil auszuziehen unter die Menschen gehen?!

"Um das ganz kurz zu erklären: Wenn du Klamotten trägst, besteht eher die Gefahr in den Pool geworfen zu werden, als wenn du nur im Bikini rumläufst. Und du willst ja nicht vor allen anderen im Pool landen, oder?" erklärte sie mir. Da ging ein Licht in meinem Kopf auf. Schnell erhob auch ich mich und knüpfte meine türkise Bluse auf und warf sie mir vom Leib, sodass mein hellblaues Bikinioberteil zum Vorschein kam. Sofort fühlte ich mich unwohl und verschränkte wieder meine Arme vor der Brust. Bree verdrehte ihre Augen. "Übertreib mal nicht. Du bist ja nicht komplett nackt." Ehe ich etwas erwidern konnte, packte sie mich am Unterarm und zerrte mich zu der tanzenden Masse. Je näher wir den Leuten kamen, desto mehr bekam ich das Gefühl, ich hätte Elizabeths Verschwinden für mich behalten und ihr viel Glück alleine wünschen sollen.

Während Bree uns durch die tanzende Menge führte, stolperte ich ihr mit dem Gefühl als würde sich alles in mir zusammenziehen hinterher. Warum mussten hier auch so viele Menschen sein?! Menschen, die mir viel zu nah waren, und viel zu unvorsichtig mit der Flüssigkeit in ihren Trinkbechern umgingen. Immer wieder schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, dass einer dieser nicht mehr ganz so nüchternen Menschen mir aus versehen sein Getränk überschütten würde. Oder eher gesagt, hatte ich mehr Angst vor den Folgen davon.

Mit der Zeit wurde ich langsamer und musste darauf achten, dass ich Bree nicht auch noch aus den Augen verlor. Also legte ich einen Zahn zu und kämpfte mich dabei geschickt durch die Menge. Das erwies sich jedoch als ein ein riesiger Fehler. Da das Gras inzwischen schon nass war, und ich nun mal ich war, rutschte ich bei meinen schnelleren Schritten aus. Innerlich bereitete ich mich schon auf meine Landung vor. Wie ich mit dem nassen Boden in Berührung kam und mein Geheimnis der halben Schule offenbart wurde. Ich hatte eigentlich ein recht gutes Leben gehabt.

Der Moment, indem ich fiel, zog sich wie Kaugummi. Ich fiel und fiel immer weiter. Plötzlich fiel ich nicht mehr. Das nasse Gras spürte ich jedoch nicht an meiner Haut. Stattdessen spürte ich etwas anderes auf meiner Haut. Es war viel wärmer und weicher als das und schlang sich um meinen Bauch. War das etwa ein Arm einer anderern Person?

Our Little Secret - H2O/MakoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt