Seit den Ereignissen am letzten Vollmond waren nun inzwischen einige Wochen vergangen. Was bedeutete, dass in einer Woche schon der nächste Vollmond anstehen würde. Der Gedanke daran bereitete mir direkt Bauchschmerzen. Vor allem aus dem Grund, dass meine beiden Fischfreundinnen keinerlei Interesse daran gezeigt hatten, etwas für den Abend zu planen. Und das machte mich ganz verrückt. Jedes Mal, als ich versucht hatte, etwas mit den beiden zu planen, winkten sie beide nur ab und meinten, dass wir ja noch etwas Zeit hätten, und dass es nun ja nur halb so wild wäre, weil wir ja wussten was auf uns zukommen würde. Am liebsten hätte ich die beiden in diesen Momenten angeschrien und ihnen gesagt, dass das nichts war, was man so auf die leichte Schulter nehmen sollte. Aber ich konnte mich immer beherrschen, insbesondere aus dem Grund, dass mir das ganz schön unangenehm gewesen wäre, in der Öffentlichkeit zu schreien.
Zur Beruhigung hatte ich schließlich beschlossen diesen Nachmittag eine Runde schwimmen zu gehen. Es überraschte mich, dass ich inzwischen von einer Beruhigung reden konnte, wenn es ums Schwimmen ging. Scheinbar konnte ich mich trotz meiner anfänglichen Sorgen, doch mit der ganzen Sache allmählich anfreunden. Ich hatte allerdings auch nichts dagegen, wenn bald alles wieder beim Alten sein würde. Bree und Liz hatten sich dazu entschlossen mich beim Schwimmen zu begleiten. Für die beiden war das ja quasi schon normal.
Wir trafen uns nach der Schule in der gewohnten Bucht, die sich etwas abseits vom öffentlichen Strand unserer Stadt befand. "Da seid ihr ja endlich." begrüßte ich meine Freundinnen, welche gleichzeitig verspätet ankamen. Ohne viele weitere Worte auszutauschen, sprangen wir schließlich ins kühle Meer. Innerhalb von wenigen Sekunden kribbelte es in meinen Beinen und ehe ich mich versah, waren diese schon weg. Wir schwammen in die gewohnte Richtung, also in Richtung Mako Island, und verbrachten viel Zeit beim Korallenriff, welches nicht weit von der Insel entfernt war. Es erstaunte mich immer wieder, wie wunderschön es unterwasser doch war. Nicht nur optisch durch all die interessanten Meerestiere, sondern auch die Ruhe unter dem Meer war etwas ganz besonderes. Ich konnte es gar nicht richtig beschreiben, aber es war einfach eine komplett andere Ruhe im Vergleich zur Ruhe, die man an Land erfahren konnte. Die Ruhe des Meeres hatte vielmehr etwas... Friedliches? Es war fast so, als würde man in eine völlig andere Welt eintauchen, jenseits von dem, was ich ansonsten kannte. Die Unterwasserwelt fühlte sich fast schon magisch an. Witzig, wie es für Meerestiere das normalste der Welt war hier unten zu schwimmen und für mich ein solches aufregendes Erlebnis. Ich musste zugeben, es hatte schon seine Vorteile ein halber Fisch zu sein. Sowas hätte ich ansonsten im Leben nicht erfahren können. Zudem war es auch praktisch hier unten nach Deko zu suchen. Ich hatte bei unserem Tauchgang nämlich eine tolle leere Meeresschnecke entdeckt, die perfekt in mein Zimmer passen würde. Leider konnte ich bei diesen Tauchgängen ansonsten nicht so viel mitnehmen, ich konnte ja keine Tasche oder sowas mitschleppen. Also musste ich mich dieses Mal erstmal mit meiner gefundenen Meeresschnecke zufrieden geben.
Nach einigen Stunden unterwasser - natürlich mit Pausen zwischendurch im Mondsee, um nach Luft schnappen zu können - saßen wir nun zu dritt in meinem Zimmer. Während ich gerade dabei war ein schönes Plätzchen für meine Meeresschnecke auszusuchen, merkte ich, dass etwas in ihr raschelte. Ich runzelte die Stirn. Vorhin war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass die Schnecke leer war. Außerdem hörte sich das Geräusch nach keinem Lebewesen an. Ich schüttelte die Schnecke kräftig, um mich zu vergewissern, dass ich mir das Rascheln nicht eingebildet hatte. Und tatsächlich, irgendwas steckte darin. Liz und Bree, die sich eben noch über unsere Hausaufgaben unterhalten hatten, schauten nun zu mir auf. Sie waren wohl auch verwundert darüber, dass sich etwas in dem Schneckenhaus befand. Erneut schüttelte ich ohne noch länger darüber nachzudenken gewaltsam das Gehäuse, in der Hoffnung, dass der Inhalt auf diese Weise heraus purzeln würde. Und es hatte funktioniert. Während ich das Gehäuse wild auf und ab bewegte, rutschte etwas kleines heraus und landete mit einem Knall auf dem Boden. Ups. Das nächste Mal sollte ich bei sowas vielleicht feinfühliger vorgehen, nicht, dass noch was kaputt geht. Ich stellte das nun wirklich leere Schneckengehäuse auf meiner Kommode ab und duckte mich zum herausgefallenen Gegenstand. Bevor ich den Gegenstand allerdings erreicht hatte, hielt ich kurz inne. Ich hatte sowas schon einmal gesehen. Das konnte doch nicht sein, oder...? Hastig sammelte ich den Gegenstand auf und beäugte ihn ungläubig. Es handelte sich bei dem Gegenstand um eine silberne Kette mit einem ebenfalls silbernen Anhänger daran. Es war exakt der gleiche Anhänger wie der, den Bree letztens gefunden hatte, und der seit dem um meinen Hals hing. Nun, einen Unterschied gab es: der Stein an der oberen Spitze des Anhängers war an diesem Anhänger rot.
"Candy, was ist denn?" fragte mich Bree schließlich. Die beiden hatten wohl bisher nur meinen Unglaube wahrgenommen, aber den Grund dafür noch nicht. Ich antwortete ihr, indem ich den beiden die Kette zeigte. Es dauerte einige Sekunden, bis die beiden verstanden hatten, worauf ich hinaus wollte. Erst hatten sie mich nur mit einer gerunzelten Stirn angesehen, doch dann öffneten sich ihre Münder und sie waren ebenso überrascht wie ich.
"Wie kann das denn sein?" fragte nun Liz. Ich hatte mich zu den beiden auf mein Bett gesetzt, sodass sie sich den Anhänger nun auch genauer ansehen konnten. Ich konnte es einfach nicht fassen. Es gab echt krasse Zufälle auf dieser Welt. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit, dass sowas passierte?
Beim Untersuchen der Kette öffnete Liz den Anhänger. "Oh seht mal..." Und die Reihe an großen Zufällen ging weiter. In dem Anhänger offenbarte sich uns ein Bild von drei Mädchen, die wahrscheinlich ungefähr in unserem Alter waren, und nebeneinander auf dem Bauch lagen. Und das auffälligste an dem Bild war, war, dass es sich bei den drei Mädchen ebenfalls um Meerjungfrauen handelte. Mir klappte sofort die Kinnlade runter, als ich das Bild gesehen hatte. Es gab also noch mehr Meerjungfrauen? Allein diese Tatsache überwältigte mich mit so vielen neuen Fragen gleichzeitig.Ich beobachtete meine beiden Freundinnen. Diese schienen auch etwas überfordert und wussten wohl nicht ganz, was sie dazu sagen sollten. Der Schock in Brees Gesicht wandelte sich kurz danach zu einem Grinsen. Was gab es denn da zu grinsen? "Also hatte ich damals recht mit meiner Annahme, dass dein Medaillon von einer Meerjungfrau versteckt wurde." Da hatte sie nun offensichtlich recht. Alle Infos, die wir hatten, wiesen eindeutig darauf hin, dass die Anhänger von weiteren Meerjungfrauen versteckt worden sind. Wahrscheinlich sogar mit einer Absicht. Aber mit welcher? "Denkt ihr, es gibt noch einen dritten davon?" sprach Liz die nächste Frage aus meinem Kopf laut aus. Die drei Meerjungfrauen auf dem alten Foto ließen das zumindest vermuten.
Noch immer verwundert über diese neue Erkenntnis unterhielten wir uns noch einige Zeit darüber. Wir spekulierten, ob die Meerjungfrauen aus dem Bild eventuell noch am Leben sein könnten und ob sie ihr ganzes Leben als Meerjungfrauen verbracht haben. Außerdem beschlossen wir, dass wir uns demnächst auf die Suche nach dem dritten Anhänger machen würden. Es musste einfach noch einen geben. Diesen hier schenkte ich Liz und falls wir den dritten finden sollten, würde dieser Bree dann gehören. Sie war zwar nicht ganz überzeugt davon, weil es ihr dann doch etwas zu kitschig war, wenn wir drei mit "Freundschaftsketten" herumlaufen würden. Aber wir würden sie sicherlich noch davon überzeugen können, die Kette ebenfalls zu tragen. Als die beiden an diesem Abend schließlich nach Hause gegangen sind, verblieb ich mit einem Lächeln in meinem Gesicht. Es war irgendwie schön mit den beiden durch unser gemeinsames Geheimnis verbunden zu sein und die ganzen Meerjungfrauen-Angelegenheiten mit beiden zusammen durchzustehen. Wenn wir dann bald die dritte Kette gefunden haben, hatten wir eine Art Symbol, welches uns verband. Und der Gedanke daran mochte kitschig sein, das gab ich zu, aber es änderte nichts daran, dass es mich noch über den gesamten restlichen Abend erfreute. Ich hatte sogar schon fast vergessen, dass demnächst wieder ein Vollmond anstehen würde.
DU LIEST GERADE
Our Little Secret - H2O/Mako
FanfictionKlappentext im ersten Teil der Geschichte:) Das hier ist eine Fanfiction zu der Serie 'H2O - Plötzlich Meerjungfrau' und dem Spin-Off 'Mako Mermaids', aber mit meinen eigenen Charakteren. Also es ist eher so eine Art "Spin-Off Fanfiction" (sagt ma...