Am Tag darauf hatten wir uns zu viert in unserer üblichen Gruppe von Eingeweihten an einen Tisch in einem der Gänge der Schule gesetzt, statt wie gewohnt auf die Wiese. Bree wollte dagegen schon protestieren - sie liebte es auf der Wiese zu sitzen - doch sobald wir uns niedergelassen hatten, schilderte ich ihr die gestrige Situation mit der Sprinkleranlage. Während meiner Erzählungen merkte ich, dass es mich auch ein wenig schmerzte nicht mehr sorgenlos auf der Wiese sitzen zu können. Die Nachteile davon einer Meerjungfrau in einer Menschenwelt zu sein überwogen ganz klar noch immer für mich.
Bree ließ die Erzählungen erstmal auf sich wirken und runzelte eine Zeit lang nur die Stirn. Irgendwas ratterte da in ihrem Kopf. Das Ergebnis ihrer Überlegungen teilte sie schließlich mit uns. Ihr Gesichtsausdruck wirkte dabei so, als würde sie gerade an jeglicher Kraft in ihr ziehen, die sie davon abhielt, uns anzuschreien. Es war zwar noch nichts passiert, aber mein Körper kauerte sich jetzt schon leicht ein.
"So wie ich das sehe, ist die Sprinkleranlage absichtlich zu dieser Zeit gestern angegangen." Sie machte eine Pause und genoss es offenbar wie gespannt wir alle darauf warteten, dass sie uns ihre Überlegungen etwas präziser darlegte.
"Ich glaube, irgendwer hat es auf euch beide" sie zeigte auf mich und Liz, "abgesehen."
Nun war ich diejenige, die die ihre Stirn runzelte. Wollte sie damit sagen, dass uns irgendwer bloßstellen wollte? Das hielt ich um ehrlich zu sein für unwahrscheinlich. Wer sollte das denn gewesen sein? Mit welchem Motiv? Und so viele Personen wussten auch gar nicht Bescheid.
"Und wer soll deiner Meinung dahinter stecken?" fragte Liz. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und musterte unsere brünette Freundin mit einer hochgezogenen Augenbraue. Die Skepsis war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Ohne ihren Blick von Liz abzuwenden, erwiderte Bree lediglich: "Das willst du ganz sicherlich nicht hören." Wir drei merkten alle sofort, worauf Bree hinaus wollte. Mike und ich warfen uns erst gegenseitig einen verunsicherten Blick zu und dann schielten wir zwischen Bree und Liz hin und her. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Das würde jetzt wieder unangenehm werden.
Nach einem kurzen Moment der Stille, in welchem sich die beiden ein Anstarr-Duell geliefert hatten und Mike und ich das ganze stumm beobachtet hatten, kniff Liz ihre Augen zusammen und sagte schließlich kühl: "Wieso überrascht es mich nicht, dass du Laura schon wieder mit sowas beschuldigen willst?"
"Vielleicht weil dir innerlich bewusst ist, dass meine Vermutungen gar nicht so verkehrt sein können." konterte Bree gelassen. Die Luft zwischen uns wurde immer dicker. Man konnte die Anspannung förmlich fühlen.
Liz lachte nur über den Konter unserer dritten Freundin. "Mach dich nicht lächerlich, Breanna." Reflexartig fing ich an auf meiner Unterlippe zu kauen. Wenn sie Brees vollen Namen benutzte, konnte das nichts Gutes heißen. Unter normalen Umständen hätte ich inzwischen schon längst meinen Senf dazu gegeben, da ich ja ebenfalls an Brees Vermutung zweifelte. Aber in diesem Augenblick brachte ich es einfach nicht über mich, nur einen einzelnen Ton aus mir herauszupressen. Eine solche Anspannung hatte ich zwischen den beiden noch nie mitbekommen, trotz dass die beiden quasi 24/7 am zanken waren. Die Situation gerade war anders als sonst. Ich konnte nicht konkret sagen, woran ich das festmachte. Es war eher ein Gefühl. Diese ganze Interaktion zwischen den beiden schüchterte mich so dermaßen ein, dass ich über mich selbst überrascht war.
"Wieso sollte ich mich lächerlich machen? Ich stelle doch nur eine Theorie auf."
"Deine Theorie ist ziemlich schwach, so ganz ohne Beweise." Bei diesem Punkt stimmte ich Liz innerlich zu. Bree hatte einfach nichts, was ihre Theorie beweisen würde.
"Da hast du recht," gestand Bree, "aber ich bin nicht blöd und kann mir eins und eins zusammenzählen. Erst spielt dein Haus bei der Vollmondnacht verrückt und jetzt geht die Sprinkleranlage ganz zufällig zu einem ungewohnten Zeitpunkt an, als du und Candy dort waren." Ich musste zugeben, dass das sehr merkwürdige Ereignisse waren, aber ich sah die Verbindung zu Laura immer noch nicht.
"Das heißt, irgendwer weiß noch von unserem Geheimnis." fasste Bree ihre Gedanken zusammen und durchbohrte Liz weiterhin eindringlich mit ihrem Blick. Meine Augen weiteten sich. Ich ahnte nun, was Brees Punkt wirklich war. Es ging ihr nicht nur darum, Laura anzugreifen. Ihr Angriff war auf jeden Fall auch gegen Liz gerichtet. Besagte realisierte nun auch, was ihr gerade indirekt vorgeworfen wurde."Und du denkst, ich hätte es Laura erzählt?"
"Ja, exakt das."
Liz kämpfte gerade damit irgendwas darauf zu antworten und dabei gleichzeitig so ruhig zu bleiben, dass sie nicht komplett eskalierte. Brees Anschuldigung war schon hart. "Ich. Habe. Ihr. Nichts. Erzählt."
"Was glaubst du denn dann, wer es gewesen sein könnte? Irgendwer weiß ja offensichtlich bescheid."
Liz war schon richtig am Glühen vor Wut, aber sie hielt ihre Gefühle gezähmt, während sie sprach. Ich fragte mich, wie viel Willensstärke sie gerade dafür aufbrauchen musste, keinen Anfall zu bekommen.
"Ich weiß es doch auch nicht." Liz machte eine Pause und sah nun einmal zwischen Mike und mir hin und her. "Sagt ihr doch auch mal was dazu. Ihr wisst doch auch ganz genau, dass Bree da nur kompletten Müll redet." Ich wollte etwas sagen, öffnete sogar schon leicht meinen Mund. Aber es kamen einfach keine Geräusche raus. All die Gedanken, die ich während der Konversation zwischen den beiden hatte, waren auf einmal weg, gelöscht. Ich konnte nicht mehr auf sie zugreifen. Während ich daran gescheitert war, etwas zur Diskussion beizutragen, hatte Mike sich schließlich zu Wort gemeldet. "Was wenn das mit der Sprinkleranlage Mr. McCartney war?" Innerlich schlug ich mir die flache Hand gegen die Stirn. Das half uns gerade überhaupt nicht. Mein bester Freund hatte nun auch festgestellt, dass sein Beitrag sehr unpassend war, da wir ihn alle drei als Reaktion nur perplex anstarrten. Sein Blick senkte sich und er hielt erstmal seinen Mund.
"Wie auch immer, irgendwer außer uns vieren weiß auf jeden Fall noch Bescheid. Und ich halte Laura für am wahrscheinlichsten," sie wanderte mit ihrem Blick prüfend durch die Runde, "oder fällt euch da noch jemand ein?" Bei dieser Frage rutschte mir mein Herz in die Hose. Mir fiel noch jemand ein. Aber davon wusste keiner, noch. Ich fühlte mich auf einmal ganz klein. Also, noch kleiner als sonst. Meine Hände, die ich schon seit einigen Minuten aneinander gepresst hatte, sammelten plötzlich Feuchte. Ich starrte nur in die Leere, ich konnte keinem meiner Freunde gerade ins Gesicht schauen. Und verdammt, ich kaute schon wieder auf meiner Unterlippe herum wie auf einem Kaugummi. Besonders unauffällig verhielt ich mich nach Brees Frage ja nicht gerade. Aber ich betete innerlich einfach nur, dass es keiner mitbekommen würde. Bitte sprecht mich nicht darauf an, bitte, bitte, bitte.
"Candy?", hörte ich die Stimme meines besten Freundes, "hast du uns irgendwas zu sagen?" Ich hob vorsichtig meinen Blick wieder, um festzustellen, dass ich gerade von allen meiner drei Freunde in den Boden gestarrt wurde. Ach mist. So einfach kam ich nicht aus der Situation wieder raus. "Äh, ich...es ist so ähm..." stammelte ich unsicher vor mir her und ließ meinen Blick durch die Gegend streifen, ohne dass ich nur einen der anderen anschaute.
"Jetzt spuck's schon aus Candy, was verheimlichst du uns?" warf Bree nun harsch und ungeduldig ein.
Hilflos schaute ich mich um mich herum, auf der Suche nach einer Lösung. Meine Finger lagen ineinander und kneteten sich gegenseitig durch. Mein Gesicht wurde immer heißer, ich meinte sogar eine Schweißperle meine Schläfe hinunter kullern zu spüren. Meine Augen kämpften zudem damit einen Druck in ihnen zurückzuhalten. Fühlte es sich so an, wenn man einen Fehler gemacht und im Nachhinein ein schlechtes Gewissen hatte? Das musste es ja, genau das war ja der Fall. Weiter brachte mich diese Erkenntnis allerdings nicht. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie man sich seinen Fehlern vernünftig stellte. Also griff ich zur bescheuertsten und gleichzeitig einfachsten Lösungsstrategie, die mir einfiel. Langsam erhob ich mich, packte meinen Rucksack und schlängelte mich aus der Sitzbank hervor. In den Gesichtern meiner Freunde erkannte ich nur dicke Fragezeichen. Und dann rannte ich los.
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Our Little Secret - H2O/Mako
FanfictionKlappentext im ersten Teil der Geschichte:) Das hier ist eine Fanfiction zu der Serie 'H2O - Plötzlich Meerjungfrau' und dem Spin-Off 'Mako Mermaids', aber mit meinen eigenen Charakteren. Also es ist eher so eine Art "Spin-Off Fanfiction" (sagt ma...