19. Ruhe vor dem Sturm

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Gähnend richtete ich mich auf. Ich hatte genug geschlafen für diese Nacht. Müde war ich trotzdem, aus welchem Grund auch immer. Es war mir außerdem nicht möglich weiter zu schlafen, denn diese viel zu hellen Sonnenstrahlen ließen dies nicht zu. Man konnte also sagen, dass ich gar keine andere Wahl hatte als wach zu werden.
Als die Decke durch meinen halbwegs aufgerichteten Oberkörper auf meinen Schoß fiel, wurde es auf einmal ganz frisch um mich herum. Ganz luftig, um genau zu sein. Als wäre mein nackter Körper kühler Luft ausgesetzt. 

Ich sah mich für einen Moment in meiner Umgebung um. Mehr konnte ich in diesem Moment auch noch nicht tun. Dazu war ich viel zu müde. Aber wer kennt es nicht, wenn man morgens, direkt nach dem aufgewacht ist, einfach auf seinem Bett sitzt, um sich zu sammeln? Den Raum erkannte ich nach nur zweimal blinzeln. Es war Lizs Zimmer, eindeutig. Nach dieser Erkenntnis sah ich mich sofort nach meinen zwei Freundinnen um. Doch ich stoppte mitten in der Bewegung, als ich etwas entdeckte, das mich zum stutzen brachte. Entdeckt hatte ich meine nicht vorhandene Kleidung. Beschämt riss ich augenblicklich die Decke über meinen entblößten Oberkörper. Warum zur Hölle hatte ich nackt in Lizs Bett geschlafen? Hatte man mir etwa Alkohol untergejubelt? Wenn ich so darüber nachdachte, ergäbe das sogar Sinn. Denn ich konnte mich an rein gar nichts von letzter Nacht erinnern. Und überhaupt, wo waren diese  Streithähne?!

In einem raschen Tempo stieg ich mit der weißen Decke um mich herumgewickelt aus dem Bett und zog mir meine Ersatzklamotten an, welche sich in meinem roten Rucksack befanden. Mit der gleichen Geschwindigkeit raste ich die Treppen herunter ins Wohnzimmer. Volltreffer! Tief schlafend lagen die beiden da. Liz lag ausgestreckt auf ihrem schicken braunen Sofa, während Bree nur mit der oberen Hälfte ihres Körpers auf dem Sofa lag. Zum Glück waren sie nicht dabei sich gegenseitig zu zerfleischen. Das war die Hauptsache. Doch bei genauerem Hinsehen weiteten sich meine Augen. Brees rechte Hand umschloss ein Messer! Oh Gott, sie hatte Liz doch nicht etwa...? Nein! Sowas würde sie doch nie tun. Oder täuschte ich mich etwa? Ein schläfriges Schnaufen von Liz holte mich zurück in die Realität. Erleichtert atmete ich aus. Dass Liz scheinbar noch am Leben war, beruhigte mich wirklich sehr. Das erklärte allerdings nicht das Messer in Brees Hand.

"Hey Bree, Liz, wacht auf!" sagte ich in einem sehr lauten Ton zu ihnen, ohne näher an sie heranzutreten, da das Messer mir doch etwas Angst einjagte. Beide öffneten langsam verschlafen ihre Augen und blinzelten einige Male, bevor ihre Blicke auf mich fielen. Es war zugegeben schon ein wenig gruselig gewesen wie sie das zur selben Zeit getan hatten. Für einen Moment sahen sie mich mit ihren schläfrigen Augen an, doch dann rissen sie ihre Augen auf und richteten sich ruckartig auf. Ich wich reflexartig zurück, als ich sah wie Bree das Messer auf mich richtete. Was war denn auf einmal los mit denen?

Ich konnte mich nicht mehr halten und ließ all meine Fragen aus mir herausplatzen. "Was ist denn los? Und warum habt ihr hier im Wohnzimmer geschlafen? Und warum bin ich nackt in Lizs Bett aufgewacht? Und was soll dieses Messer?" Bree und Liz warfen sich kurz verwirrte Blicke zu, ehe sie langsam auf mich zugingen. "Wir sind jetzt erstmal dran mit Fragen stellen!" sagte Bree bestimmend und legte das Messer auf dem gläsernen Sofatisch ab. Das hatte mich schon mal um einiges beruhigt, aber leider keine meiner Fragen beantwortet. Es hatte nur weitere Fragen in meinem Kopf aufkeimen lassen. Aber ich musste mich offenbar noch etwas gedulden, bis ich die Antworten auf meine Fragen erhielt.

"Also, erstens" begann Liz, "wo zur Hölle warst du letzte Nacht?" Ich runzelte die Stirn. Wovon redete sie da bitte? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die letzte Nacht in diesem Haus verbracht habe. "Ja, und was hast du mit den Rollläden und der Haustür angestellt...also falls du das gewesen bist?" fügte Bree schnell hinzu. Noch immer hatte ich keinen blassen Schimmer was die beiden von mir wollten. 
"Ich gehe davon aus, dass ich letzte Nacht in diesem Haus war. An etwas anderes erinnere ich mich zumindest nicht." erwiderte ich und sah Liz an. Mein Blick wanderte zu Bree. "Und ich habe keine Ahnung was mit den Rollläden und der Haustür passiert ist." Ich hielt kurz inne, es kam mir wieder ins Gedächtnis, dass ich rein gar nichts mehr wusste, von dem was letzte Nacht passiert war. Dementsprechend fügte ich dies zu meiner letzten Aussage hinzu. Es war Verwunderung in den Gesichtern meiner Freundinnen zu erkennen. "Hast du gestern Alkohol getrunken oder so?" fragte Liz mich ungläubig. "Als ob ich mir freiwillig dieses Gesöff geben würde." entgegnete ich ihr, überrascht davon, dass sie mir sowas zutraute. "Irgendwelche anderen Drogen?" hakte Bree skeptisch nach. Und wieder überraschte es mich, dass man mir sowas zutraute. "Nein." antwortete ich schlicht. 

Um auf meine Fragen zurückzukommen und ihre Fragen zu erklären, erzählten sie mir was letzte Nacht vorgefallen war. Sie schilderten wie ich unbedingt nach Mako Island schwimmen wollte und sie damit genervt und letzten Endes angelogen hatte, um aus dem Haus zu gelangen. Vermutlich hatte ich mich tatsächlich auf Mako Island aufgehalten, das wäre die einzige plausible Erklärung für mein Verschwinden. Denn warum hätte ich darum betteln sollen, dahin zu schwimmen, aber dann doch wo anders hingehen? Des Weiteren teilten sie mir mit, dass die Haustür sich nicht hatte öffnen lassen und die Rollläden im Wohnzimmer die Fenster und die Hintertür verdeckt  hatten und sich nicht hatten hochziehen lassen. Weswegen sie vermutet hatten, es wäre noch ein Einbrecher oder so im Haus, was sie dazu verleitet hatte das Messer zu sich zu holen. Nachdem ich das alles gehört hatte, konnte ich es  nachvollziehen, dass sie so reagiert hatten. Wahrscheinlich hätte meine Reaktion in so einer Situation genauso ausgesehen. Das alles rechtfertigte jedoch nicht, die Tatsachen, dass ich nackt aufgewacht  bin, dass ich überhaupt nach Mako Island gehen wollte, und dass ich mich an gar nichts mehr von letzter Nacht entsinnen konnte.

"Ich glaube, ich hab eine halbwegs einleuchtende Erklärung für deinen entblößten Körper vorhin." meldete sich Bree schließlich zu Wort, womit sie meine und Lizs volle Aufmerksamkeit hatte. "Du wolltest ja nach Mako Island schwimmen, bestimmt hast du dich dann einfach dazu ausgezogen. Vielleicht hast du es ja vergessen, dass das unnötig war...es war ja sowieso irgendwas nicht in Ordnung mit dir letzte Nacht." Das war in der Tat halbwegs einleuchtend. Nun würde ich nur noch gerne erfahren, was dieses Verlangen in mir nach Mako Island zu schwimmen ausgelöst hatte. "Möglicherweise hängt das alles irgendwie miteinander zusammen, dass ich gar keine Erinnerung an die vergangene Nacht habe und nach Mako schwimmen wollte." überlegte ich laut. "Das könnte tatsächlich sein..." meinte Liz. 

Obwohl wir noch keine Antworten auf unsere Fragen gefunden hatten, beendeten wir vorerst das Gespräch, da es sowieso keinen Sinn mehr hatte Fragen zu beantworten, ohne eine richtige Spur zu der Antwort zu haben. Deswegen machten Bree und ich uns auf den Weg zum Strand, um nach meinen Sachen zu schauen. Ich hoffte so sehr, dass man sie nicht schon längst geklaut hatte. Einer meiner Lieblings BHs befand sich nämlich darunter, den ich unter keinen Umständen verlieren wollte. Da der Strand von Shining Point nicht gerade die Größe eines Sandkastens hatte, war uns klar, dass die Suche nach meiner Kleidung nicht im Null Komma Nichts erledigt sein würde. Dann kam noch hinzu, dass es ja hätte sein können, dass ich mich nicht erst  am Strand ausgezogen hatte und nackt durch die Straßen gerannt wäre. Das wäre ziemlich peinlich gewesen, auch wenn es mitten in der Nacht gewesen war. Es hätte ja sein können, dass mich trotzdem jemand gesehen hatte, insbesondere, weil ich ja auf jeden Fall auf dem Rückweg nackt gewesen sein musste. Aber naja, in diesem Moment sollten wir uns lieber darauf konzentrieren, meine Sachen überhaupt zu finden.

Wir waren schon seit einigen Stunden dabei die Küste von Shining Point nach meiner Kleidung abzusuchen. Und es machte echt überhaupt keinen Spaß. Was vor allem daran lag, dass Bree  mies drauf war, also noch mieser als sonst. Was etwas Unbehagen in mir aufkommen ließ. Glücklicherweise hatten wir meine zurückgelassene Kleidung gefunden und konnten uns wieder auf den Weg zu Elizabeths Haus machen.

Dort angekommen waren wir erst überrascht, dass die Haustür offen stand. Fragend sahen wir uns an. Wir waren uns nämlich ziemlich sicher, dass wir die Tür geschlossen hatten. War etwa jemand in das Haus eingebrochen? Wohl eher nicht, es War schließlich helllichter Tag. Langsam traten wir ein, schlossen die Tür hinter uns und suchten nach unserer Freundin. Diese fanden wir relativ schnell. Sie saß auf dem schicken Sofa, das sich im Wohnzimmer befand. Perplex wich ich zurück, als ich sah, dass sie nicht alleine war.

"Was tust du hier, Mike?"

Our Little Secret - H2O/MakoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt