46. Eine merkwürdige Begegnung

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"Wie du hast sie immer noch nicht darauf angesprochen?" Bree saß Liz gegenüber und blickte sie verwirrt an. Wir befanden uns gerade zu viert - wie üblich - in unserem Stamm-Café. Seit wir in dieses gemeinsame Geheimnis verwickelt waren, kamen wir die meisten Wochenenden hierher, um miteinander Zeit zu verbringen. So wie gerade auch. Wie gewohnt war es an diesem Freitag Abend sehr voll hier und man hörte eine Masse von Menschen gleichzeitig über unterschiedliche Dinge reden, während Musik im Hintergrund lief. Diesmal war es allerdings keine Live-Musik von der Band meines Bruders, da eines der Bandmitglieder krank war. Stattdessen spielte das Café irgendeinen Radiosender über die Lautsprecher ab. Durch die Menge an Menschen, die so dicht beieinander waren, war es ziemlich warm in dem Lokal.

"Dir ist bewusst, dass wir diesen Plan schon vor fast zwei Wochen vereinbart haben?" fügte Bree nach einer Pause, in der sie die blonde Meerjungfrau mit einem ernüchternden Blick gemustert hatte.

"Es hat sich einfach noch nicht ergeben." verteidigte Angesprochene sich.

"Hä? Seit die Vorbereitungen für den Schuljahresabschluss-Ball angefangen haben, habt ihr doch fast täglich Zeit miteinander verbracht?" Bree war sehr deutlich verwirrt und gleichzeitig etwas verärgert, dass Liz es immer noch nicht gepackt hatte, Laura auf die letzte Vollmondnacht anzusprechen. Mir persönlich war das recht, da ich noch immer alles andere als überzeugt von dieser Idee war. Ich hatte in der Zeit auch mehrmals versucht zu erklären, warum ich dieser Meinung war, aber Bree meinte daraufhin immer nur, ich solle mich 'locker machen', weswegen ich es irgendwann aufgegeben hatte. Irgendwann hatte ich einfach keine Energie mehr dafür. Es kam ja noch dazu, dass die ganze Sache mit Gabe immer noch nicht geregelt war. Er ging mir zwar nicht mehr so oft gezielt aus dem Weg und begrüßte mich ab und zu mal, wenn wir aneinander vorbei liefen in der Schule, aber er wirkte dabei immer sehr distanziert. Das Gespräch mit ihm hatte ich auf jeden Fall nötig. Verdammt, es beschäftigte mich sogar gerade in diesem Moment mehr als das Gespräch zwischen Liz und Bree.

"Aber bei den Vorbereitungen haben wir andere Dinge zu bereden, da kann ich nicht einfach über sowas reden." erklärte Liz ihre Situation, "Das wäre einfach unpassend gewesen."

"Willst du mir damit sagen, dass es in den gesamten zwei Wochen keine einzige Gelegenheit dazu gab?" Bree zog eine Augenbraue hoch.

"Mein Gott Bree, kannst du nicht einmal aufhören zu nerven? Irgendwann mach ich das schon." Liz verdrehte ihre Augen, schnappte sich ihr Glas und schlürfte ihren Smoothie.

"Könnt ihr nicht einmal zusammenarbeiten, statt euch so anzuzicken?" mischte sich nun Mike ein, welcher offenbar langsam genug von deren ewigem Hin und Her hatte.

Ich hielt mich weiterhin raus und schlürfte meinen Saft. Ich war nicht mal nervös wegen des Konflikts. Aber ich war mit meinem Kopf auch nicht hundertprozentig anwesend gewesen. In meinem Kopf schwirrte nach wie vor nur Gabes dämliches - aber auch zugegebenermaßen gutaussehendes - Gesicht herum. Instinktiv fasste ich mir an die Schläfen und massierte diese. Meine Verzweiflung nach einem Gespräch mit Gabe war inzwischen so ausgeartet, dass mein Kopf fast wirklich dachte, er sei attraktiv. Ich musste dringend mit ihm reden, bevor mein Kopf noch auf die Idee kam, die Theorien meiner Freunde zu bestätigen, dass ich in ihn verknallt wäre. Es konnte doch nicht sein, dass ein einzelner Mensch meine Gedanken derart durcheinander bringen konnte? Das machte mich wahnsinnig. Am liebsten hätte ich einfach mein Glas genommen und es samt Inhalt gegen den Boden geschmettert, einfach nur aus Frust. Vielleicht war auch irgendwas in dem Saft unter gemischt und mein Kopf spielte gar nicht von allein so verrückt, wer weiß.

Über den restlichen Abend hinweg hatte ich mich nur kaum an den Gesprächen beteiligt und war zum Großteil in meinen Gedanken versunken. Es hatte mich jedoch keiner von den anderen darauf angesprochen. Wobei ich gemerkt hatte, dass Mike mich ansprechen wollte und gespürt hatte, dass mich irgendwas beschäftigte. Allerdings war er selbst ziemlich beschäftigt gewesen mit den anderen beiden über ihr Verhalten zu reden. Ich hatte zwar nicht mitbekommen, wie er das geschafft hatte, aber irgendwie hatte er die beiden dazu bewegt, sich gegenseitig beieinander zu entschuldigen und jeweils drei Komplimente an die andere auszusprechen. Das war zum einen ein sehr liebenswerter aber zum anderen auch ein sehr unheimlicher Moment gewesen. Immerhin hatte ich es noch nie erlebt, dass die beiden über einen Satz hinweg nett zueinander waren. Ob Mike irgendwelche therapeutischen Superkräfte hatte?

Our Little Secret - H2O/MakoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt