Als ich gesehen hatte, wie Sai Sakura bedrängt hatte, wäre mir fast eine Sicherung durchgebrannt. Da ich diesen Widerling jedoch schnellstens loswerden und mich um sie kümmern wollte, hatte ich mich zusammengerissen und ihn nur in den Schwitzkasten genommen, anstatt ihn zu Brei zu verarbeiten. Ich verwettete alles drauf, dass er sie sogar vergewaltigt hätte, wenn ich nicht dazugestoßen wäre, um dieses zu verhindern. Solche Typen schreckten vor nichts zurück, wenn sie etwas – oder jemanden – besitzen wollten.
Mein Informant bei den Cops hatte mich bereits in Kenntnis gesetzt, dass man Sai gegen Kaution freiließ, auch weil nichts weiter passiert war, da ich rechtzeitig in den Übergriff rein geplatzte. So stand Sakura weiterhin auf seinem Radar, mit höherer Priorität als sowieso schon, denn er hatte gemerkt, dass sie beschützt wurde. Ihm wird noch nicht klar sein, dass ich engagiert wurde und ein Personenschützer war, aber das ist nur eine Frage der Zeit und mir vollkommen bewusst. Vorbereitet war ich darauf.
Auch hatte ich ein paar Telefonate geführt und nun hatte Sakura eine Beurlaubung. Arbeiten gehen war in diesem Moment nicht das Gelbe vom Ei. Nachdem ich diese Tatsache mit Sakura besprochen hatte, hatte sie nur zögerlich genickt, in Gedanken sicherlich alle finanziellen Einbußen berechnend, falls die Beurlaubung ausläuft und sie unbezahlten Urlaub nehmen musste. Ihre Frage an mich war direkt gewesen, ob sie ihren Nebenjob vorerst weiter ausüben würde können, was ich bejahte.
Das Smartphone legte ich auf die Küchenanrichte, während ich daran vorbei ging, um auf die Terrasse zu treten, auf der Sakura sich aktuell aufhielt. In der Hand hielt sie mein Tablet, auf dem sie ein eBook zu lesen schien, vollkommen versunken in die Welt der Fantasie. Innerlich seufzend lies ich mich auf einen der Korbsessel sinken und schlug die ausgestreckten Beine übereinander, während ich die Unterarme auf den Lehnen ablegte.
Heute war es nicht ganz so warm und eine angenehme Brise ging, die einen im Schatten fast schon frösteln lies, weswegen Sakura sich eine leichte Decke über die Beine gelegt hatte, welche sie bis über den Bauch zog. Sie trug einen cremefarbenen dünnen Pullover, dessen Ärmel sie bis zu den Ellenbogen hochgeschoben hatte und ihre Haare waren seitlich über die linke Schulter nach vorn drapiert. Bisher schien sie mich noch gar nicht registriert zu haben und ich schmunzelte. Mein großer Bruder war zu Lebzeiten ein echter Bücherwurm und hätte nicht einmal mitbekommen, wenn man ihn samt Sofa weggetragen hätte.
Innerlich seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und schloß meine Augen, um dem Wellenrauschen und den Vögeln zuzuhören, dabei die Ruhe genießend. Vielleicht sollte ich das einfach öfter machen. Morgens befand ich mich immer hier draußen, tagsüber jedoch nicht so oft. Dabei konnte man hier unglaublich gut entspannen und die Seele baumeln lassen. Vielleicht werde ich langsam alt und brauchte das.
„Sasuke?", riss mich Sakuras unsichere Stimme aus meinen Gedanken und ich öffnete meine Augen.
„Hm", brummte ich leise und wand ihr mein Gesicht fragend zu.
„Wärst du sehr sauer, wenn ich dir gestehe, dass ich dir einen Anruf von meinem Ex verschwiegen habe?„Du hast was?" fragte ich und setzte mich abrupt aufrecht hin „Wann kam dieser Anruf und wieso hast du mir nichts erzählt?"
„Vorgestern, bevor ich zu dir in den Keller gekommen bin, um dir eine Flasche Wasser zu bringen. Er hat wieder mit unterdrückter Rufnummer angerufen und mir erzählt, dass er immer das bekommt was er will und er nicht locker lassen würde. Also an und für sich nichts neues...", erwiderte sie kleinlaut und kaute nervös auf ihrer vollen Unterlippe herum.
„Und warum genau hast du mir das verschwiegen?"„Weil es nichts war, was wir nicht schon gewusst haben. Ich habe es unter ‚unwichtig' abgehakt und es dann irgendwie auch vergessen... oder verdrängt. Aber nicht absichtlich eigentlich."
„Alles kann wichtig sein, Sasuke. Er ist immerhin einen Tag später bei dir auf Arbeit aufgetaucht und hat dich bedrängt", knurrte ich und versuchte meinen Zorn herunterzuschlucken, denn ich war nicht sauer auf sie, sondern auf ihren Irren Ex!„Es tut mir wirklich leid, Sasuke. Zukünftig werde ich dir alles mitteilen" versprach sie mir und seufzte dann leise. „Und eigentlich..."
Ich hob fragend eine Augenbraue, weil sie den Satz abbrach und die Decke zur Seite schlug, wobei sie das Tablet neben sich auf der Liege ablegte, um dann aufzustehen und zu mir zu treten. Nach einem Griff in die Hosentasche ihrer Jeans hielt sie mir ihr Smartphone entgegen und ich runzelte irritiert meine Stirn, weil ich nicht wusste, warum sie es mir entgegenhielt.„Du kannst es nehmen. Ich habe meine Mum und Ino informiert, dass ich über dich erreichbar bin und dir mein Smartphone aushändige, damit Sai nicht mich, sondern dich erreicht, sollte er es erneut versuchen. Dann kann ich nichts falsch interpretieren, oder vergessen dir zu erzählen."
Erstaunt starrte ich sie an.
Ob sie wusste was das für ein Vertrauensbeweis mir gegenüber war? Ich nahm ihr das Gerät ab und nickte knapp, bevor ich es in der Tasche meiner Shorts verschwinden lies.„Wenn das für dich in Ordnung ist, handhaben wir es gern so. Vielleicht kommst du dann ein wenig zur Ruhe", erwiderte ich und sie lächelte mich erleichtert an. „Ich bin dir nicht böse, falls du das denkst. Höchstens zornig auf Menschen wie Sai. Ich werde heute Abend jemanden aus meiner Firma aufs Sofa setzen, weil ich noch einige Dinge erledigen muss. Allein lassen will ich dich in keinem Fall. Sai weiß zwar nicht wo du dich derzeit aufhältst, aber ich will nichts riskieren."
„Und ich kann nicht mit?"
„Ich bin mindestens die halbe Nacht unterwegs. Ein wenig Schlaf solltest du schon noch bekommen. Mein Körper ist mehrere Nächte ohne Schlaf gewöhnt", zwinkerte ich ihr zu und lehnte mich wieder zurück. „Neji und Shikamaru werden sich ins Wohnzimmer setzen und dir Gesellschaft leisten, bis du zu Bett gehst. Oder einfach nur anwesend sein – ganz wie es dir lieb ist. Sie kommen in einer Stunde und dann mache ich euch miteinander bekannt. Sie sind ganz umgänglich."„Gut... Ich gehe eine Runde aufs Laufband und danach duschen. Das sollte ich in einer Stunde hinbekommen."
Eine Stunde später lies ich meine beiden Mitarbeiter in mein Haus und bot ihnen was zu trinken an, während wir auf Sakura warteten, welche aktuell unter die Dusche gesprungen war. Vermutlich hatte sie sich ausgepowert, um nicht allzu lang in der Nähe von den Jungs sein zu müssen, die sie noch gar nicht kannte, was ich durchaus verstehen konnte. Nach dem Übergriff von ihrem Ex wird sie fremden Männern mit Vorsicht gegenübertreten.
„Hi", grüßte sie Neji und Shikamaru leicht lächelnd, als sie die Küche betat und stellte sich neben mich hinter die Küchentheke.Beide nickten ihr freundlich zu und ich warf einen kurzen aber prüfenden Blick auf Sakura.
„Das sind Neji und Shikamaru , zwei meiner Mitarbeiter. Sie sind kampftechnisch voll ausgebildet und werden ein Auge auf dich und die Umgebung haben, so lang ich unterwegs bin. Sollte irgendwas dringliches sein, was durch sie nicht geregelt werden kann, bin ich natürlich telefonisch jederzeit erreichbar", informierte ich sie und legte ein Smartphone auf den Tresen vor ihr. „Das ist ein Gerät, welches auf meinen Namen läuft. Meine Nummer habe ich abgespeichert, ebenso die Nummern von Neji und Shikamaru."
Überrascht schaute sie mich an und ich verkniff mir ein Grinsen, weil sie aussah wie ein Reh im Fernlicht, mitten auf einer abgelegenen Straße tief im Wald.„Sai wird sich nach weiteren Nummern erkundigen. Da die SIM-Karten auf deinen Namen laufen, war es ihm bislang schnell und ohne Mühe gelungen an deine Telefonnummern zu kommen. Auf meinen Namen wird er so schnell nicht stoßen. Und auch nicht auf die Tatsache, dass ich dir eine dieser Nummern zur Verfügung gestellt habe."
„Oh. Das klingt schlüssig, ja. Vielen Dank."
„Wann genau ich wieder hier sein werde, weiß ich noch nicht. Es gibt allerdings einiges zu regeln und diese Dinge erfordern zwingend meine Anwesenheit. Bis ich wieder zurück bin, werden die Zwei hier die Stellung halten."
„Korrekt", bestätigte Neji knapp und nickte bekräftigend dazu.Ich verabschiedete mich von dem Trio nachdem ich mich in meine Bikerkluft geschwungen und mir meinen Helm samt Handschuhe geschnappt hatte, um dann auf meiner Harley in die anbrechende Dämmerung zu fahren. Das wird eine ordentliche Tour auf die ich richtig Lust hatte, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Wobei ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend hatte – nicht das ich meinen Männern nicht vertraute, aber ich würde lieber gern selbst zugegen sein.
DU LIEST GERADE
Personal Guardian
Fanfiction„Ist dir kalt?" „Ein wenig", brachte ich leise und verlegen heraus, obwohl mir nicht wirklich kalt war. „Das kann ich mit Sicherheit ändern", raunte er dunkel und ehe ich überhaupt darüber nachdenken konnte was er meinte, hatte er mich mit einem Arm...