Sasuke

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Sämtliche Alarmglocken schrillten, als ich das Gespräch annahm, welches ich erwartet hatte. Meine Gedanken rasten und ich lief weiterhin durch das Dickicht, dabei war es mir egal, dass mir immer wieder dünne Zweige ins Gesicht peitschten. Ich musste Sakura finden und von hier wegbringen. Ihr irrer Ex konnte jederzeit auftauchen und sie woanders hinbringen, ohne jeglichen Hinweis auf ihren neuen Aufenthaltsort. Da er Kontakte in aller Welt hatte, könnte er sie sogar in ein anderes Land verschleppen und wäre komplett aus dem unserem Rechtssystem raus. Allein der Gedanke daran lies meinen Magen gefährlich rebellieren.

„Sasuke, ich habe eine auffällige Bewegung entdeckt. Du bist in der Nähe und wärst, so wie du dich aktuell fortbewegst, in circa zehn bis fünfzehn Minuten am Ziel", hörte ich Kiba -  einen Angestellten - über mein Security-Headset, welches am gegen Abhören gesichertes Funkgerät angeschlossen war. „Es befinden sich auf jeden Fall Menschen dort. Etwas weiter weg sind diverse dunkle Pick-Ups geparkt."
„Sonst gibt es landläufig keine weiteren Bewegungsprofile?"
„Nein. Ich denke, du hast die richtige Hütte angepeilt. Du hattest bisher immer den richtigen Riecher. Mach dich nicht fertig, Sasuke", versuchte sie mich zu beruhigen und ich musste grinsen.

Schnaufend rannte ich n besagte Richtung und ignorierte das Seitenstechen vom vielen Laufen und Sprechen gleichzeitig. „Sollte Sakura auch nur ein Haar gekrümmt worden sein, wird hier gleich ein Unglück passieren, dass kann ich dir prophezeien."
„Das glaube ich ungesehen. Klinke mich wieder aus, behalte das Ziel jedoch im Auge. Melde dich, wenn ich dir helfen kann."
Eine Antwort blieb ich ihm schuldig, jetzt zählte allein die Frau in die ich mich Hals über Kopf verliebt hatte und die davon rein gar nichts wusste. Entgegen meiner Vorsätze hatte ich mein Herz verloren und mich nun zum Spielball eines Psychopathen und seinem Gefolge gemacht. Wobei Sai es nicht auf mich abgesehen hatte, sondern auf Sakura. Dennoch hatte ich seinen ältesten Übergriff vereitelt und ihn kurzweilig ins Gefängnis bringen lassen. Hierfür werde ich sicherlich noch die Rache bekommen.

Leise keuchend hielt ich hinter einem breiten Baumstamm an und lehnte mich mit dem Rücken dagegen, die Hände auf meine Knie gestützt. Ich wurde langsam echt alt. Nur einen kurzen Augenblick lies ich mich zu Atem kommen und wischte mir mit dem Ärmel über die Stirn, um den Schweiß nicht weiterhin in die Augen zu bekommen und sah vorsichtig um den Baumstamm herum, damit ich die Umgebung ins Auge fassen konnte. Direkt am Haus stand ein schwarzer Wagen, also war jemand anwesend. Lautlos schlich ich mich an die Hauswand heran und bewegte mich zur Vorderseite herum, um einen Blick um die Ecke zu werfen, als ich einen wutentbrannten Schrei hörte, gefolgt von einem Klatschen und einem schmerzvollen Wimmern, was mir das Blut in den Adern gefrieren lies, um es dann wie Lava durch meine Adern zu pumpen.

Ohne darüber auch nur im Ansatz nachzudenken, gab ich meine Deckung komplett auf, schiss auf jegliche Gefahr für mich und stürmte durch die, Gott sei Dank, unverschlossene Eingangstür.
„Du blöde kleine Schlampe! Ich werde dir Gehorsam einprügeln, wenn du nicht hörst", brüllte eine männliche Stimme bedrohlich.
Wieder hörte ich ein Klatschen, gefolgt von einem Schmerzenslaut und sprintete auf die einzig offene Zimmertür zu, die ich entdecken konnte und aus der die Stimme samt Geräuschen kamen. Ohne langsamer zu werden, stürzte ich mich mit einem zornigen Knurren auf den Kerl, der über Sakura auf der Matratze kniete und seine Hand gerade wieder in die Luft hob, um sie erneut zu ‚züchtigen'.  Mein Körper traf ihn mit voller Wucht und riss ihn mit mir zusammen vom Bett, wo wir krachend auf dem Boden landeten und ich meine Fäuste in sein Gesicht hageln lies.

„Hast du keine Eier in der Hose, du Wichser? Musst du dich an Frauen vergreifen und sie schlagen? Wolltest du sie vergewaltigen?", grölte ich und verpasste ihm noch einen ausholenden Schlag ans Kinn, während er keuchend und wimmernd unter mir lag und erfolglos versuchte sein Gesicht irgendwie mit den Händen zu schützen. „Fass sie noch einmal an und ich kastriere dich ohne Betäubung, du Bastard!"
Schwer atmend stieg ich von dem Typen herunter, welcher vor Schmerzen wimmernd in die Embryonalhaltung ging und die Unterarme über sein Gesicht schob. Mit schnellen Schritten trat ich an das Bett heran, in dem die rosahaarige an das Kopfende gedrückt saß, die Beine an ihren Oberkörper gepresst und mit den Armen umschlungen, ihr Gesicht gegen die Knie gedrückt. Ohne zu überlegen schob ich meine Arme so unter ihren zierlichen Körper, damit ich sie mühelos von der Matratze heben und aus der Hütte tragen konnte. Keine Ahnung ob die Kavallerie hierher unterwegs war, oder ob wir die Zeit hätten uns hier weiterhin aufzuhalten – ein weiteres Risiko wollte ich nicht eingehen.

Nach einigen Minuten, in denen ich, mit ihr auf meinen Armen, zügig durch das Unterholz gelaufen war, ging ich auf die Knie und zog sie eng an meine Brust, auch um mich selbst ein klein wenig zu beruhigen, in dem ich mich versicherte, dass es ihr soweit gut ging. Mit meiner rechten Hand streichelte ich sanft ihren Nacken und sie drehte ihr Gesicht in meine Halsbeuge, die Finger hatte sie in meinem Shirt vergraben. Sie zitterte, schien aber nicht zu weinen, was mich doch etwas beunruhigte. Ich hatte erwartet, dass sie Tränen vergießen würde, was sie nicht tat.
„Du bist gekommen." nuschelte sie und vergrub ihren Kopf tiefer in meine Halsbeuge.
Augenblicklich drückte ich sie noch fester an mich und seufzte leise auf.

„Alles in Ordnung, kleine Kirschblüte?", fragte ich sie leise und lehnte mich mit ihr zusammen gegen einen Baumstamm, meine Beine streckte ich dabei aus, damit sie bequem auf meinem Schoß sitzen konnte.
„Du bist jetzt da", hauchte sie nur leise und ich spürte wie sie sich näher an mich kuschelte.
Behutsam drückte ich sie ein winziges Stück von meiner Brust, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, damit ich sie anschauen konnte. Auf ihrer rechten Wange hatte sie einen roten Handabdruck und Wut kochte wieder durch meine Blutbahn. Wenigstens hatte ich dem dreckigen Bastard eine gehörige Abreibung verpasst, die er so schnell nicht vergessen würde. Am liebsten würde ich noch einmal zurück zur Hütte und ihm noch ein paar Hiebe in die Visage verpassen.

Allein Sakuras Sicherheit hielt mich davon ab. Nochmals würde ich sie ganz sicher nicht aus den Augen lassen.
„Mir geht es gut, Sasuke, wirklich."
Diesen Satz hatte ich vor einer gefühlten Unendlichkeit schon einmal gehört und schlussendlich hatte ich hilflos dabei zusehen müssen, wie eine geliebte Person zu Grabe getragen wurde. Dieses Gefühl der Ohnmacht wollte ich auf keinen Fall ein weiteres Mal durchleben müssen. Zart strich ich mit meinem Daumen über ihr Kinn und sie schaute mich einfach nur stumm an. In ihren Augen konnte ich die durchgemachten Stunden der Angst und Ungewissheit erkennen, was mein Herz schwer werden lies. Am liebsten würde ich sie dazu bringen alles heraus zu lassen, jedoch war hier nicht der richtige Ort dafür. Innerlich seufzte ich und aktivierte das Funkgerät in meiner Jackeninnentasche, um Kiba zu kontaktieren.

„Kiba?"
„Sasuke! Hast du Sakura gefunden?", ertönte auch schon seine aufgeregte Stimme in meinem Ohr.
„Ja, wir sind aus der unmittelbaren Reichweite raus. Ich werde mich nun mit ihr in Richtung Abstellort meines Wagens begeben. Kannst du bitte kurz schauen, ob jemand in der Nähe ist?"
„Sekunde", summte er, nun deutlich besser gelaunt und ich schüttelte innerlich amüsiert den Kopf. „Wenn ihr euch durchs Gehölz schlagt, werdet ihr definitiv nicht gesehen. Bisher ist noch nichts zu sehen. Euer aktueller Standort ist sicher."

„Danke, Kiba."
„Allzeit bereit. Du hast auf Lebenszeit einen Stein im Brett. Das weißt du ganz genau. Ist Sakura okay?"
„Soweit geht es ihr gut, mach dir keine Sorgen."
„Du liebst sie sehr, oder?" verwundert zog ich eine Augenbraue in die Höhe und warf einen kurzen Blick zu Sakura die mittlerweile ihre Augen geschlossen hatte.
„Mehr als du dir vorstellen kannst." murmelte ich, in der Hoffnung sie bekam unser Gespräch nicht mit.
Ich würde es ihr sagen.
Irgendwann.
„Oh mein Gott, wie romantisch! Du musst es ihr sagen, Sasuke – unbedingt."
„Nein. Das hat Zeit."
„Es ist niemals zu früh. Es kann nur irgendwann zu spät sein. Denk darüber nach, Großer. Lass nicht zu, dass die Vergangenheit dir deine Zukunft zerstört. Du hast es verdient glücklich zu sein. Und nun macht euch auf den Weg, sonst erwischt man euch vielleicht noch während wir hier plaudern."

Kiba unterbrach die Funkverbindung und ich seufzte wieder innerlich tief. Er hatte gut reden und musste nicht sein Innerstes nach außen kehren. Mein Herz trug ich nicht gern auf einem Silbertablett vor mir her, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Wobei ich Sakura gegenüber recht schnell aufgetaut war und sie Dinge von mir wusste, die nicht viele wussten. Als ich meinen Blick wieder auf ihr Gesicht richtete, sah ich das sie mich fasziniert betrachtete und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
„Was ist?", fragte ich sie und sie lächelte leicht.

„Worüber habt ihr geredet? Du siehst so nachdenklich aus?"
„Ja, du liegst richtig mit dieser Vermutung", lächelte ich zurück. „Lass uns los. Sonst spürt man uns hier noch auf, weil wir uns verewigen. Ich will dich so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone wissen."
Geschickt stand ich auf und zog sie sanft auf ihre Füße, einen Arm schlang ich zur Sicherheit um ihre Taille, damit sie nicht in sich zusammensackte, falls sie unsicher auf den Beinen war.
„Wie hast du mich vorhin genannt, Sasuke? Ich stand zu sehr unter Schock von den Ereignissen." wollte sie neugierig von mir wissen und war überrascht, das sie es wohl doch mitbekommen hatte.
„Das verrate ich dir vielleicht später", zwinkerte ich ihr zu.
„Du bist gemein. Glaub ja nicht, dass ich das wieder vergesse, Mr. Uchiha", schmollte sie und streckte mir die Zunge raus.

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