Sakura

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Shikamaru und Neji waren nett, aber ich fühlte mich in ihrer Gegenwart nicht zu hundert Prozent wohl. Das lag jedoch nicht an ihnen selbst, sondern einfach daran, dass ich bei fremden Männern generell vorsichtig war. Das Misstrauen war mein ständiger Begleiter, wenn man so wollte. Wobei es natürlich auch Ausnahmen gab, wie man bei Sasuke und Naruro gesehen hatte. Bei Naruto ging ich allerdings stark davon aus, dass es an Sasukes Anwesenheit gelegen hatte und ich deswegen nicht befangen ihm gegenüber war. Je mehr ich nachdachte, desto mehr fiel mir auf, dass ich ihn vermisste. Seufzend drehte ich mich wieder auf die andere Seite und knautschte das Kissen unter meinem Kopf frustriert zusammen, weil ich einfach nicht einschlafen konnte. Mit einem Blick auf das Smartphone stellte ich fest, das wir es bereits ein Uhr in der Nacht hatten und ich setzte  mich entnervt auf. Zu den Männern wollte ich mich nicht setzen, dazu fühlte ich mich nicht fit genug. Nicht, dass ich dann im Sitzen auf dem Sofa einschlief. Am besten noch zwischen den Beiden.

Müde stand ich auf, blieb unschlüssig mitten im Raum stehen und atmete tief durch. Ohne über meinen spontanen Einfall weiter zu grübeln, verlies ich mein Zimmer, wand mich der Tür von Sasukes Schlafzimmer zu und umfasste den Türknauf zögerlich. Ob ich mir das herausnehmen durfte? Meine innere Stimme flüsterte mir zu, dass ich eingehüllt in seinem Duft durchaus in Nullkommanichts einschlafen würde. Mit klopfendem Herzen öffnete ich die Tür und tappte in den vom Mondschein leicht erhellten Raum, sofort umgeben von Sasukes wunderbarem Geruch den ich umgehend tief inhalierte, wie eine Abhängige. Eine innere Ruhe erfasste mich und ich musste lächeln, denn ich hatte es geahnt. Ohne zu zögern begab ich mich zu seinem Kingsize Bett und schlüpfte unter die Decke, um mich einzukuscheln. Hier fühlte ich mich beschützt und unglaublich geborgen – auch ohne seine direkte Anwesenheit.

Von einem dumpfen Geräusch wurde ich wach und blickte mich schlaftrunken um, weil mir erst nicht bewusst war, wo ich mich befand. Ermattet rieb ich mir mit der Hand über meine Augen und setzte mich auf. Was war das für ein Geräusch? Kam Sasuke gerade nach Hause, oder waren das Neji oder Shikamaru? Da meine Blase drückte, schob ich mich über die Bettkante und stand auf, mit leisen Schritten zur Tür gehend, um in den Flur hinaus zu spähen. Ich würde das Gästebad benutzen, wenn ich schon so dreist in Sasukes Bett schlief, dann wollte ich nicht auch noch sein Badezimmer benutzen. Lautlos huschte ich aus dem Zimmer, schloß die Tür hinter mir und tapste barfuß zum Badezimmer, um meine Notdurft zu verrichten. Innerlich brummte ich müde und fragte mich, wie spät es war, während ich mir die Hände wusch.

Ich öffnete die Tür und lief gegen irgendwas, beziehungsweise gegen irgendwen. In der Annahme, dass es es ich hierbei nur um Sasuke oder seine Männer handeln könnte, hob ich meinen Kopf und wollte mich entschuldigen – wurde dann jedoch blass. Scheiße. Das war niemand den ich kannte. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, legte sich ein Arm um mich und ich wurde grob hochgehoben. Der Fremde war gebaut wie ein Gorilla und ich bekam augenblicklich Panik. Wer war das und was wollte er hier im Haus?

„L-lassen Sie mich runter!", brachte ich krächzend hervor und strampelte wild. „Wer sind Sie und wie kommen Sie hier rein, verdammt?"
„Schnauze, Weibsbild! Ich habe meine Anweisungen und führe diese nur aus. Stell nicht so viele Fragen, denn diese beantworte ich dir so oder so nicht."
Seine Stimme klang schneidend und duldete keinen Widerspruch. Mir wurde heiß und kalt auf einmal, meine Gedanken überschlugen sich panisch und ich versuchte nicht zu hyperventilieren. Ich dachte hektisch nach. Wo waren Shikamaru und Neji? Hatte er sie...? Oh Gott, bitte nicht! Lass sie einfach nur eingeschlafen sein und nicht blutend irgendwo im Haus liegen.

„Ich kann selbst laufen, lassen Sie mich runter!"
„Auch noch Ansprüche stellen?", knurrte der Wandschrank, lies mich überraschenderweise dennoch auf den Boden gleiten, damit ich auf eigenen Beinen stehen konnte. „Der Boss meinte, ich soll dir kein Haar krümmen und dir deinen Willen lassen, sofern er nicht mit seinen Wünschen kollidiert. Du hast verdammtes Glück. Ich hingegen würde dich verschnüren wie ein Paket und in den Kofferraum werfen bis wir am Ziel sind."
Mein Herz raste wie verrückt und ich konzentrierte mich auf den Unbekannten, gedanklich überlegte ich krampfhaft, wie ich das Smartphone auf dem Nachttisch in meinem Zimmer bediente, ohne das er davon etwas mitbekam. Einen Vorwand! Ich brauchte einen Vorwand, damit ich eine Sekunde für mich hatte, ohne das er mir auf die Finger schauen konnte.

„Ich nehme an, ich habe keine andere Wahl? Kann ich mir dann wenigstens etwas zu Trinken mitnehmen? Und ich brauche... brauche meine Tabletten", versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass ich mich ihm beugte, jedoch einen Kompromiss schließen möchte.
„Tabletten? Davon hat der Boss nichts gesagt. Was für Tabletten?"
„Ich... ich leide derzeit unter furchtbarer Migräne und halte es ohne die Tabletten nicht aus. Der Stress" log ich und betete das er diese Lüge nicht durchschaute.
„Deswegen bist du so blass. In Ordnung. Ich will mir vom Boss nicht vorwerfen lassen, dass seine Frau unnötig Schmerzen erleiden muss. Wo bewahrst du die auf? Ich hole sie dir", ging er mir auf den Leim.
„Nicht nötig. Ich muss nur kurz in mein Zimmer", deutete ich auf die Tür hinter ihm. „Sie werden sie nicht finden."
„Keine Tricks. Ich bleibe in der Tür stehen – beeil dich gefälligst, verstanden?"

Erleichtert nickte ich knapp, schob mich geschwind an ihm vorbei und öffnete die Tür, um schnurgerade auf den Nachttisch zuzugehen, so dass ich diesen mit meinem Körper verdeckte. Während ich mich herabbeugte, öffnete ich hörbar die Schublade, wühlte mit der einen Hand darin und bediente mit der anderen Hand das Smartphone, welches dem Himmel sei Dank keine Displaysperre besaß. Das Gerät hatte ich in die Schublade gelegt und tippte nun den grünen Hörer an, welcher den Anruf an Sasuke startete. Mir war übel und ich schluckte angestrengt, richtete mich auf und hielt einen Blister Tabletten in die Höhe.

„Ich hab sie. Sorry, ich habe sie nicht direkt gefunden", rief ich und hoffte, dass er mir meine Nervosität nicht anmerkte oder meine Stimme zu sehr zitterte. „Ich ziehe mir nur schnell Socken an und dann... dann..."
„Stammel nicht so dumm herum! Du wirst bald bei deinem Mann sein. Kein Grund hier Panik zu schieben, die überhaupt nicht notwendig ist. Beeil dich, sonst gehst du barfuß", grollte der Unbekannte und ich nickte stumm, mir dabei auf die Lippen beißend.
Zittrig zog ich die Schublade unter der noch zum Teil geöffneten Lade auf und beugte mich herab, um nach ein Paar Socken zu greifen. Dabei erhaschte ich einen Blick auf das kaum erleuchtete Display des Smartphones. Gott sei Dank hatte ich die Helligkeit immer aufs Minimum gestellt, da ich sonst halb erblinden würde, wenn ich des nachts aufwachte und auf die Uhrzeit sah. Der Anruf war angenommen und ich hielt den Atem an, während ich die Socken schnell anzog.
„Bin fertig. Wirst du mich zu Sai nach Hause bringen?", fragte ich mit fester Stimme.
„Nein. Dort würde man dich am ehesten vermuten. Er ist nicht dumm, weißt du, Mädchen. Ich bringe dich in eine seiner Hütten in am Ende der Stadt. Dort wird man dich nicht vermuten und zu Fuß wirst du nicht weit kommen, sollte dir eine Flucht wider Erwarten gelingen", erwiderte er mir mit belustigter Stimme. „Du hättest dem Boss gehorchen sollen. Nun liegen deine Bewacher sicher verzurrt in der Küche. Nachdem sie aufgewacht sind, werden sie Kopfschmerzen haben. Nun komm, wir haben nicht ewig Zeit. Nachher taucht der tolle Bodyguard wieder auf, den wir erfolgreich weggelockt haben. War erstaunlich einfach. Was Kontakte so bewirken können..."

Der Gorilla lachte gehässig auf und ich verzog meinen Mund angewidert. Wie konnte man nur so unehrenhaft sein? Dieser Kerl hatte keinen Funken Anstand im Leib. Lautlos seufzte ich und dachte für eine Millisekunde darüber nach, dass Smartphone in die Tasche meiner Jogginghose zu stecken, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Ich wollte nicht das Sai die Daten von Sasuke in die Hände fielen. Nicht noch mehr, als er vermutlich sowieso schon hatte, dachte ich wütend und presste meine Lippen aufeinander als ich an dem Gorilla vorbei ging.
„Wie soll ich dich eigentlich nennen?", wollte ich wissen und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen.

„Man nennt mich Pain", gab er mit arrogantem Ton von sich und packte mich grob am Arm, um mich zur Treppe zu ziehen, was mich zum Aufzischen brachte, da es im Oberarm schmerzt.
Sicherlich würde ich vom heutigen Abend den ein oder anderen blauen Fleck davontragen. Hoffentlich blieb es dabei. Mir grauste es davor meinem Ex gegenübertreten zu müssen. Noch habe ich das zweifelhafte ‚Glück' in eine seiner abgelegenen Hütten untergebracht zu werden, in der er mich mit absoluter Sicherheit aber aufsuchen wird. Und dann würde ich keinerlei Fluchtmöglichkeit haben. Meine Gebete lagen darin, dass Sasuke unser Gespräch live mitbekommen, oder die Mailbox zumindest den kompletten Verlauf aufgezeichnet hatte. Mühsam unterdrückte ich die aufkeimenden Tränen und rutschte auf den Beifahrersitz des dunklen Range Rovers und lies zu, dass Pain meine Handgelenke mit einem Seil fesselte und mich angurtete. Danach umrundete er den Wagen, stieg ein und startete den Motor, um mit quietschenden Reifen loszufahren.
Mit verschwommenem Blick warf ich einen letzten Blick auf Sasukes Haus, bevor es aus meinem Sichtfeld verschwand.

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