Die Flüsterer

Kapitel 21

Aimee

Die Wochen vergingen, ohne das groß etwas passiert. Ich habe häufig mit den Mädels etwas unternommen. Sie störten sich nicht daran, wenn ich mal ruhiger war, was mich sehr beruhigte. Auch Killian und ich haben uns viel besser kennengelernt. Unser erstes Date war einfach nur traumhaft schön. Richtig klischeehaft hatte er auf einer Lichtung tief im Wald ein Picknick vorbereitet. Er brachte mich als Wolf dorthin. Das magische daran waren die Glühwürmchen, die Abends zum Vorschein kamen. Er hatte mich auch schon ein paar Mal auf die Markierung angesprochen, aber dazu fühlte ich mich bisher noch nicht bereit. Er verstand es und versuchte seinen Wolf zurück zuhalten, was immer schwerer wird. Allerdings konnte er sich etwas an den Wölfen abreagieren, die immer wieder über die Grenze kamen. Nach seiner Aussage tötet er sie nicht, sondern bestraft sie nur.

Heute ist der Tag, wo die Jungen und wir Mädchen aus der Theatergruppe jeweils unsere Show zeigen. Nach der Mittagspause wird es eine Durchsage geben, dass alle Schüler und Schülerinnen aus der Abschlussklassen in den Theatersaal kommen sollen und andere Klassen, deren Lehrer es erlauben auch kommen dürfen. Dies war alles mit der Schule abgesprochen. Zuerst würden die Jungs ihre Show aufführen und dann wir. Ich bin gespannt was sie aufführen. Sie waren immer so siegessicher mit ihrer Show. Allerdings wurden sie leicht blass, als wir sagten, dass unsere Show eine Stunde und 15 Minuten geht und ihre nur 30 Minuten.

Ich war sehr aufgeregt, auch wenn ich nicht auf die Bühne muss. Als ich an der Schule ankam, bemerkte ich, dass die Mädels ebenfalls sehr aufgeregt sind. Ich sprach gerade „Es wird schon alles gut gehen. Ihr werdet es rocken." als Killian mich umarmte und fragte „Was werdet ihr rocken?" Keiner weiß von unserem Plan, wodurch wir alle noch aufgeregter waren, als so schon. „Das wirst du heute schon noch sehen." erklärte ich ihm nur auf seine Frage. „Können wir nachher in der Mittagspause reden?" fragte Killian. Zerknirscht sah ich ihn an. „Tut mir Leid, aber wir sollen alle in der Mittagspause in den Theatersaal kommen." Killian atmete genervt aus „Immer die Theatergruppe. In den letzten Tagen hast du nichts anderes im Kopf, als Theater. Dabei bist du noch nicht mal auf der Bühne, wenn ich dich richtig verstanden habe." „Ja und? Bei einer Show arbeiten eben nicht nur die Darsteller, sondern noch so viele mehr. Die Maskenbildner, Kostümbildner, Techniker, Bühnenbildgestalter, Regie und viele mehr. Wir sollen ein gesamtes Stück ohne Hilfe aufziehen. Da ist es nun mal stressig, wenn es zur Vorführung kommt. Außerdem warst du doch auch sehr beschäftigt mit deiner 'Familie'." regte ich mich auf. „Es tut mir Leid. Nur haben wir in letzter Zeit eben kaum was gemeinsam gemacht und du weißt, wie wichtig das für die Sicherheit der 'Familie' ist." sprach Killian traurig. Ich legte meine Hand an seine Wange „Es tut mir auch leid. Ab morgen versuche ich mich zu bessern." und gab ihm einen Kuss. Da klingelte es auch schon zum Stundenbeginn. Widerwillig lösten wir uns voneinander.

Die Stunden verliefen auch nicht viel besser. Wir waren viel zu aufgeregt und der Unterricht trug nicht zur Ablenkung bei. Umso mehr freute ich mich, dass wir nun Mittagspause haben. Im Theatersaal angekommen, empfing uns Ms. Darbus traurig gestimmt. „Mädels ich weiß, ihr braucht nur 6 Darsteller, aber Melanie ist heute krank. Ich weiß nicht wie ihr eure Show heute aufführen wollt." „Habe ich es nicht gesagt, dass sie nie bei der Premiere dabei ist? Wir hätten Wetten sollen. Ein Glück, dass wir für Aimee das Kostüm auch angefertigt haben." regte sich Jona auf. „Ihr habt das Kostüm auch für mich gemacht?" fragte ich ungläubig nach. „Was denkst du denn? Du bist unser Ersatz und Melanie taucht nie zu Aufführungen auf, wie wir dir schon mal erzählt hatten." erklärte Hanna mir. Ms. Darbus strahlte auf. „Also können wir wie geplant fortführen?" Wir nicken alle, bevor die Mädels mich hinter die Bühne zogen, wo wir nochmal den Text von mir durchgingen und teilweise auch die Schritte. Wir bekamen gar nicht mit, dass die Jungen mit ihrer Aufführung begannen. Erst als Ms. Darbus nach uns schaute und uns dann an meckerte, dass wir noch nicht in unseren Kostümen waren.

Schnell gingen wir in die Umkleide und schminkten uns gegenseitig. Dann kam Hailee mit den Kostümen. Sie sahen einfach fantastisch aus. Als sie mir mein schwarz-weißes Kostüm gab, zog ich sie in eine Umarmung „Danke." flüsterte ich in ihr Ohr. Sie lächelte nur und gab auch noch Jona und Hanna die Kostüme. Wir standen auf der Seitenbühne im Kreis. Schwach hörten wir, den Schlussapplaus für die Jungs, der nicht gerade begeistert ausfiel, sondern eher langweilig. Wir schauten uns alle an. Ich legte meine Hand in die Mitte und grinste die anderen an. Nach und nach legten sie ihre Hände auf meine. Zusammen riefen wir „SIX" und stellten uns an die Seite der Bühne. Die Mädels, die für die Bühne zuständig waren, fingen an sie etwas umzubauen. Ms. Darbus erklärte nochmal, dass es einen kleinen Wettstreit gibt und jetzt wir dran kommen. Die vier Mädchen, die wir aus dem Musikkurs überreden konnten, uns musikalisch zu begleiten gingen auf ihre Plätze und nahmen ihre Instrumente in die Hand. Wir sechs sahen uns nochmal aufmunternd in die Augen, bevor auch wir uns aufstellten. Und dann begann der Auftritt.

Es war magisch, mit den Mädels zusammen zu singen. Am Anfang bekam ich ein paar bewundernswerte Blicke von ihnen, da ich noch nicht mit ihnen gesungen hatte. Dann kam auch schon mein Lied:

und ich suchte im Publikum nach Killian. Auch wenn der Rest eher ein großes Schwarzes war, so konnte ich ihn doch ohne Probleme finden. Er saß da mit Stolz in den Augen und auch Unglaube, was ich an seinem offenen Mund erkennen konnte.

Die Schüler gingen alle mit, erst Recht beim letzten Lied. Sie jubelten, johlten und applaudierten was das Zeug hält. Ich glaube wir brauchen keine große Abstimmung. Ich hatte zwar leider die Aufführung von den Jungs verpasst, aber so wie die Schüler reagieren, würden sie unsere Show wohl wählen. Ich strahlte von einem Ohr zum anderen. Es war auch das erste Mal, dass ich wieder auf der Bühne sang.

Nach der Aufführung kam Killian zu mir. Er küsste mich stürmisch und sprach „Das war unglaublich. Du kannst richtig gut singen. Aber ich dachte du wirst nicht auf der Bühne stehen?" „Danke. Ja, eigentlich war es auch nicht geplant. Ich war Ersatz und da Melanie nicht da war" erklärte ich schnell. Dann sah ich meinen Vater auf mich zukommen. Er hatte Tränen in den Augen. „Du warst umwerfend. Sie wären stolz auf dich." Ich zog ihn in eine Umarmung. Für den restlichen Tag genoss ich das Gefühl, welches ich nach einem Auftritt immer habe, zusammen mit Killian. Er freute sich, dass wir wieder etwas machten und wenn es nur nebeneinander liegen und kuscheln ist.

(Und hier noch der Trailer 😉 )