Kapitel 12

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Aimee

Jeder Tag lief gleich ab, wir versorgten die Pferde und trainierten dann. Die Flüsterer, die kein Training mehr brauchten, kümmerten sich um die Zucht, womit das Geld verdient wird. Nach meinem erstem Training, trainierte ich mit den anderen mit. Mein Ziel war, meine Kraft so kontrollieren zu können, dass ich keine ungewollten Befehle mehr aussprach. Nebenbei lernte ich wie man seine Kraft verstärkt, sollte sich jemand gegen einen Befehl wehren und wie ich mich bewusst gegen Befehle wehren kann. Es gab zwar noch viel mehr, aber dass könnte ich auch alleine trainieren, meinte Marie, da es wichtiger sei, dass ich wieder zurückkehre. So ganz verstand ich die Mate-Sache nicht, aber Marie schien besorgt und das verunsicherte mich. Morgen würde mich Marie Abends zum Flugplatz bringen, sodass ich übermorgen Früh wieder da wäre. Einerseits freute ich mich auf meinen Vater und ja auch auf Killian, aber andererseits vermisste ich jetzt schon Adalid. Ich hatte mich entschieden, ihn erst mal hier zu lassen und mich zu Hause zu erkundigen, wo ein Pferdestall bei uns ist. Marie hatte übrigens Recht, er half mir, meine Kraft kontrollieren zu können.
Gerade war ich auf dem Weg zum Lagerfeuer, was als mein Abschied gedacht ist, da es mein letzter Abend hier ist. Insgesamt war ich jetzt 6 Tage hier und hatte die ganze Zeit mein Handy aus. Das wird was, wenn ich es zu Hause wieder anschalte. Aber ich hatte versprochen niemanden zu verraten wo ich war und was genau ich gemacht habe, da Flüsterer nicht gerne angesehen sind, da sie jeden ihren Willen aufzwingen können.
"Ah, die Prinzessin begnügt sich zum Landvolk." spottete Gorden, wie schon die letzten Tagen. Anfangs hatte es mich noch geärgert, aber als ich merkte, dass ich die einzige war, außer Marie mit der er sprach, wusste ich, dass es seine Art war, mich auf Abstand zu halten, da er mich doch irgendwie mag und ich ja wieder gehe. Verdrehte Art oder?
Jedenfalls mochte ich ihn und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Kurz sah ich, wie seine Mundwinkel ebenfalls zuckten, bevor er sie wieder unter Kontrolle hatte. Ich setzte mich auf einen freien Platz. Es war eine angenehme Stimmung. Mit allen verstand ich mich ganz gut, was für mich eigentlich ungewöhnlich ist. Marie erklärte, dass es daran liege, das sie alle Flüsterer sind. "Singst du eigentlich?" fragte mich tatsächlich Gorden. Überrascht blickte ich zu ihm und antwortete "Ja, bei meiner Schule war ich im Theater-Kurs. Ich war bei vielen Aufführungen dabei. Besonders Spaß gemacht, haben mir die Musicals." Er nickte "Gut, dann sing." Ich zog eine Augenbraue hoch, tat ihm aber den Gefallen. Nach kurzer Zeit, begann er mit seiner Gitarre mich zu begleiten, auf der er vorher schon geklimpert hatte. Auch die anderen beteiligten sich, indem sie den Takt klopften, mitsummten oder auch sangen. So wurden wir alle zu einer Stimme. Es fühlte sich so richtig an.

Wir sangen alle dann noch ein paar Lieder, wobei jeder mal Leadsänger war. Der Abend wurde noch richtig schön.

Am nächsten Morgen war ich schon besonders früh wach. Dementsprechend war ich die erste im Stall. Ich fing mit dem Ausmisten an. Gerade als ich mit der ersten Box fertig war, kam Marie. "Ich dachte mir schon, dass du heute früher wach wirst. Wie geht es dir?" "Ganz ehrlich? Eigentlich möchte ich hier bleiben. Hier fühle ich mich wohl und akzeptiert. Bis jetzt hatte das nur meine Familie geschafft und von der ist nur noch mein Vater übrig." Marie nickte verstehend. "Weiß du, wie deine Eltern sich kennengelernt hatten?" Ich schüttelte meinen Kopf. Marie schmunzelt, bevor sie anfing "Dein Vater war der Beta von seinem Alpha, welchen ich im Übrigen noch nie gemocht habe. Deine Mom war auf einem Ausritt mit einem jungen Pferd, dass gerade angeritten wurde. Sie wollte mit ihm im Wald ausreiten und schauen, wie er reagiert, um zu wissen wie sie ihn weiter trainieren muss. Das klappte auch sehr gut, bis auf einmal ein Wolf auf den Weg sprang. Das Pferd erschrak sich, stieg und warf deine Mutter so ab. Sie hatte sofort erkannt, dass es sich um einen Werwolf handeln musste, da der Wolf viel zu groß war. Wütend ging sie auf ihn zu und beschimpfte ihn. Er stand einfach da und schaute sie perplex an. Erst als sie sich auf die Suche nach dem Pferd machen wollte, konnte sich der Wolf wieder bewegen. Er half ihr bei der Suche, wodurch es ziemlich schnell ging. Sie trafen sich jeden Tag für eine Woche lang. Dann musste er zusammen mit seinem Alpha wieder zurück. Deine Mom weigerte sich mitzugehen, sie wollte nicht in einem Rudel leben und ganz sicher nicht in dem von deinem Vater, da sie bei dem ein schlechtes Gefühl hatte." Marie seufzte bedrückt auf, bevor sie weiter sprach. "Drei Wochen vergingen, in der deine Mutter immer schwächer wurde. Nur mit Mühe und einem treuen Freund schaffte es dein Vater wieder her zu kommen. Der Alpha meinte, er hätte seine Mate eben zwingen müssen mitzukommen und solle jetzt alleine zusehen, wie er es schafft. Wie gesagt, durch einen Freund schaffte es dein Vater her zu kommen. Beiden ging es augenblicklich wieder besser, auch wenn es ein paar Tage brauchte, bis sie wieder bei vollen Kräften waren. Diesmal ging deine Mutter mit, nur hatte dein Vater seinen Platz als Beta verloren, der Alpha meinte er sei nicht würdig ein Beta zu sein. Als er dann auch noch mitbekam, dass deine Mutter kein Mensch war, rastete der Alpha aus. Ich weiß nicht wieso, aber deine Eltern entkamen nur knapp dem Rudel. Um deine Mutter und euch zu beschützen entschied dein Vater, keinem Rudel beizutreten." Wow, die Geschichte höre ich zum ersten Mal. Marie räusperte sich und ich wendete meine Aufmerksamkeit ihr wieder zu. "Was ich damit sagen will, ist dass du dich nicht zu lange von deinem Mate entfernen darfst, da ihr beide sonst krank werdet, der Werwolf dabei stärker als du, da er die Bindung stärker spürt. Ich mache mir Sorgen um dich, da dein Werwolf nicht einfach so kommen kann. Die Mate-Verbindung ist etwas Besonderes. Nur wenige haben das Glück und erkennen ihre Partner. Werwölfe, Hexen und Vampire können dies, aber nicht wir Flüsterer oder die Menschen. Das ist der einzige Grund, warum ich mir wünsche ein Werwolf zu sein, um meinen Seelenverwandten erkennen zu können." schloss Marie traurig.

Die FlüstererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt