Kapitel 7

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Aimee

Auf der Tribüne machte ich es mir gemütlich und fing an, meine letzten Reste zu essen. Als die Trainer kamen, winkte ich meinem Vater kurz zu, was er erwiderte. Als die Spieler auf das Feld kamen, konnte ich auch Killian unter ihnen erkennen. Stimmt ja, mein Vater spricht in der Schule eigentlich nur mit seinen Spielern oder Schüler*innen. Killian schien mich auch entdeckt zu haben, da er jetzt auf mich zu kam. Bevor er aber auch nur in Reichweite von mir kommen konnte, pfiff mein Vater zum Start des Trainings.
Es war sehr interessant ihnen zuzuschauen, da fünf der Spieler Werwölfe waren. Entweder es kam mir nur so vor oder Killian spielt immer so, aber er spielte, als wenn er irgendjemandem etwas beweisen will. Dass kenne ich eigentlich nur von Spielern, wenn Leute von Colleges da sind, die eventuell dann Stipendien an die Spieler vergaben.
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Während die Spieler wieder in der Umkleide verschwanden, machte ich mich daran alles wieder einzupacken. Damit fertig, ging ich runter zu meinem Vater. Ich wartete noch kurz, bis er mit seinem Assistenten fertig war, bevor ich ganz zu ihm ging. "Freut mich, dass du hier warst. Wie fandest du es?" Er klang wirklich froh und unsicher zugleich. Daher nahm ich ihn mit einem Lächeln in den Arm. Es dauerte nicht lang, bis auch er die Arme um mich schloss. Als ein gefährliches Knurren zu hören war, versteifte sich mein Vater und löste langsam seine Arme. Sobald mein Vater mich losgelassen hatte, wurde ich nach hinten gezogen und kam hinter jemanden zum stehen, sodass ich nur einen breiten Rücken sehen konnte. Das Knurren hatte nicht aufgehört, im Gegenteil, es klang jetzt noch gefährlicher. Als ich versuchte, hinter dem Rücken hervorzugehen, erkannte ich, zu wem der Rücken gehörte, Killian. Wem den sonst? "Nenne mir einen guten Grund, warum du meine Mate umarmt hast und meinst, deshalb nicht aus dem Rudel zu fliegen." knurrte Killian meinen Vater an. Dieser bekam bei dem Wort Mate, was auch immer das bedeutet, große Augen und starrte nur zwischen Killian und mir hin und her. Ich versuchte zu ihm zu gehen, wurde aber wieder von Killian daran gehindert, der mich nur wieder hinter seinem Rücken schob. Hallo? Geht's noch? "Antworte" knurrte Killian ihn wieder an. Dies schien meinen Vater aus seinem Schock zu holen und er sagte "Weil sie meine Tochter ist." Bei dem Wort Tochter hörte das Knurren abrupt auf und die Anspannung fiel von Killian. Ich startete also einen erneuten Versuch und gelang dieses mal zu meinem Vater, welcher nur einen Arm um mich legte, woraufhin wieder ein leises Knurren zu hören war. "Tochter" wiederholte sich mein Vater und das Knurren verschwand wieder. Zögerlich blickte ich zu Killian der mich schuldbewusst anschaute. Er ließ seine Schultern hängen und zusammen mit seinem Gesichtsausdruck, sah er aus wie ein begossener Pudel. Ich wollte hier nur noch weg und schaute auffordernd zu meinem Vater, der es anscheinend verstand und sprach "Komm, wir hatten noch was vor." Wir gingen also zum Ausgang, bei den Umkleiden konnte ich die restlichen Wölfe sehen, die besorgt zu Killian schauten. Was hatten die den? Obwohl, wahrscheinlich machen sie sich Sorgen um Killian, weil er sie nicht mehr alle hat. Beschützt er mich allen Ernstes vor meinem eigenen Vater, was kommt als nächstes, ein kleines Kaninchen?

Ich bekam von der Fahrt gar nichts mit. Ständig kreisten meine Gedanken um das Verhalten von Killian und das Wort Mate. Was es wohl bedeutet? Aber bestimmt nichts gutes, so wie mein Vater reagiert hat. Ich sollte versuche, mich von Killian fern zu halten, damit mein Vater nicht noch mehr Probleme wegen mir bekommt. Außerdem machte mir seine Reaktion irgendwie auch Angst, auch wenn ein Teil von mir behauptet, dass er mir nie etwas tun würde. Dann schollt ich mich aber immer als Närrin, schließlich kenne ich ihn erst seit gestern.
Aus meinen Überlegungen werde ich durch eine Essenstüte auf meinem Schoß geholt. War ich so tief in Gedanken, dass ich nicht mitbekommen habe, wie mein Vater Essen holte? Jedenfalls fuhr mein Vater jetzt wieder los und so wie ich ihn kenne, wird er zu einem Park oder so fahren, wo wir dann essen werden.
10 Minuten später hielt mein Vater an einem Waldweg. Fragend schaute ich ihn an. "Nach 5 Minuten kommen wir zu einem See. Es ist wunderschön dort und abgeschieden. Ich dachte, es wäre der perfekte Ort für unser erstes Essen ohne" da brach seine Stimme ab. Verstehend nickte ich. Es wird unser erstes Mal sein, ohne Ruby.
Wir nahmen noch die Decke aus dem Auto mit und machten uns auf den Weg. Der See war tatsächlich so schön wie mein Vater sagte und wir waren die Einzigen. Schweigend breiteten wir die Decke aus und setzten uns. Mit Blick auf den See begann ich zu essen. "Wir sind hier übrigens im Rudelgebiet kurz hinter der Grenze. Also komm bitte nicht ohne mich hier her." sprach mein Vater zwischen zwei Bissen. Ich nickte nur und griff wieder in die Tüte, um mir einen weiteren Burger zu nehmen. Als ich erkannte, was ich in der Hand hatte, brach eine Mauer in mir wieder auf und die Trauer überschwemmte mich mit einer enormen Welle. Ich schluchzte auf, wodurch mein Vater auf mich und den Burger aufmerksam wurde. "Oh Schatz, komm her." redete er sanft auf mich ein und nahm den Burger, den nur Ruby aß, da er für uns zu scharf war. Vater zog mich in eine Umarmung und ich weinte mich mal wieder aus. Ich war so von meiner Trauer gefangen, dass ich nicht mitbekam, was um mich herum passierte.

Killian
Eben saß sie noch friedlich auf der Decke und im nächsten Moment begann sie zu weinen, meine Mate. Meine wunderschöne, süße kleine Mate. Kil mein innerer Wolf machte mich verrückt, dass ich gefälligst zu ihr gehen soll und sie trösten soll. Eigentlich war ich in meiner Wolfsgestalt, um mich abzureagieren, aber als ich ihren Duft roch, musste ich dem einfach nachgehen. Jetzt war sie in einer Umarmung von ihrem Vater, meinem neuen Coach und evtl. neues Rudelmitglied. Sie weinte noch stärker, ein Wimmern entkam mir nun. Plötzlich hörte ich die Stimme vom Coach "Ein wimmernder Alpha, dass ich das mal erleben darf. Nun komm schon her, vielleicht kannst du sie ja trösten." Wäre er nicht der Vater meiner Mate, würde ich ihn für seine Worte bestrafen. Aber er hatte schon Recht, ein Alpha wimmert nicht. Doch, wenn es um die Mate geht, werden selbst Alphas zu Pussys, entgegnete mir Kil. Langsam und vorsichtig näherte ich mich meiner Mate. Doch sie bekam es gar nicht mit. Ich legte mich so, dass ich um sie herum lag. Ihr Vater löste sie von sich und ich schob mich in die entstandene Lücke. Jetzt klammerte sie sich an mich fest und ließ Kil wohlig aufschnurren, obwohl die Situation alles andere als froh ist. "Kannst du mir erklären was los ist?" fragte ich den Coach über Mind-Link. Dieser antwortete ebenfalls darüber "Das muss sie dir erzählen. Ich werde es dir spätestens erst erzählen, wenn du Alpha wirst." Ich nickte vorsichtig.
Wir verbrachten einige Zeit so, in der sich Aimee immer weiter beruhigte. Bevor sie komplett einschlief, murmelte sie erschöpft "Ich bin schuld." Hätte ich kein Wolfsgehör, hätte ich es nicht gehört. Ich schaute fragend zum Coach, er bekam nur große Augen, bevor er wieder seine Maske aufsetzte.
Als wir sicher waren, das Aimee tief schläft, verwandelte ich mich zurück und trug sie nach Hause, wo ich sie ins Bett legte.

(Hey, wie findet ihr die Geschichte bis jetzt?)

Die FlüstererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt