Kapitel 1

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Aimee

Es waren jetzt einige Woche seit der Beerdigung von Mom und Ruby her. Seid ich erfahren habe, dass beide einen Autounfall hatten und verstorben seien, hatte ich kein Wort mehr gesprochen. Mom's Worte schwirrten in meinem Kopf unaufhaltsam umher. Ich verstand nun, was sie meinte mit 'unsere Wörter sind unsere Waffen, denn sie werden wahr'. Sie starben durch meine Worte. Ich war Schuld an ihrem Tod.

Und damit dies nie wieder passiert, schwor ich mir selber, nie wieder ein Wort zu sagen, sodass ich nie wieder jemanden verletzte. Mein Vater verstand mein Schweigen nicht und schickte mich zu einem Therapeuten. Dieser schaffte es zwar nicht, dass ich wieder sprach, aber das ich wieder kommuniziere. Ich schrieb jetzt mit meinem Vater und 'redete' so mit ihm. Mein Therapeut war es auch, der uns den Vorschlag gemacht hatte, dass wir einen Neuanfang wagen sollen, um unserer Trauer verarbeiten zu können. Ich fand die Idee gar nicht so schlecht, denn ich wollte nicht immer in mein Zimmer kommen und die ganzen Sachen von Ruby sehen und alleine in dem Zimmer schlafen, wo wir sonst immer zusammen geschlafen hatten. Daher schlief ich auch in unserem Wohnzimmer auf dem Sofa. In der zweiten Nacht, gesellte sich auch mein Vater dazu. Er war nur noch eine Hülle seiner Selbst. Hatte er früher nur so von Freude gestrahlt, strahlt er jetzt Trauer aus. Nur wenn wir zusammen waren, wurde es besser. Ich wusste, dass ich der Grund für das Überleben von meinem Vater war. Normalerweise sterben beide Gefährten, wenn einer stirbt. Das hing irgendwie mit dem Werwolf-Dasein von meinem Dad zusammen, genauer hatte ich nie nachgefragt. Ich rechnete es ihm also hoch an, dass er noch lebt. Wir gaben uns gegenseitig Kraft und Halt.

Aber jetzt wieder zurück zum Neuanfang. Ich sitze gerade auf dem Boden von unserem Zimmer und packe die Sachen von Ruby ein. Wir würden alles von ihnen mitnehmen, auch wenn wir es im neuem Heim nicht auspacken werden. Aber wir wollen uns an sie erinnern. Mir kamen immer wieder die Tränen beim packen. So brauchte ich für ihre Sachen wesentlich länger als für meine, obwohl wir gleich viel hatten.

Die Sonne ging auf, als ich mit allem fertig war. Da wir heute sowieso eine lange Autofahrt vor uns hatten, entschied ich mich, mich schon für die Reise fertig zu machen. Ich duschte und zog mir dann eine bequeme Jeans und einen größeren Pulli an. Danach schaute ich mich nochmal um, ob ich wirklich alles eingepackt hatte. Da dies der Fall war, ging ich runter in die Küche, wo ich meinen Vater fand. "Na, wie geht es dir?" fragte er mich, um einen fröhlichen Ton bemüht. Ich machte eine Geste mit der Hand, die andeuten soll, dass es mir so lala geht. Er nickte es ab und schob mir meine Müsli Schale entgegen. Für ein paar Sekunden erschien ein Grinsen auf meinem Gesicht, ehe es wieder verschwand und ich mich auf mein Müsli stürzte.

Nachdem wir beide mit frühstücken fertig waren, begannen wir die Kisten in das Auto und den Anhänger zu verladen. Unsere Möbel waren schon im neuem Haus, daher hätte ich eh nur auf dem Boden schlafen können. Als wir mit dem verladen fertig waren und alles im Auto oder im Anhänger war, standen mein Vater und ich Arm im Arm vor unserem Haus. Wir nahmen nochmal alles in uns auf, der Garten, die Einfahrt, der Pool, den man etwas sehen konnte und das Haus selber mit seinen zwei Etagen. Es musste viel aushalten. Bei dem Gedanken schweiften meine Augen zum Wohnzimmer Fenster, welches mal erneuert werden musste, da Ruby den Football zu stark geworfen hatte und weder mein Vater noch ich ihn fangen konnten und er durch das Fenster in den Schoß von unserer Mutter flog. Sie kam ziemlich wütend raus, hatten wir ihr doch eigentlich versprochen, nicht mehr in der Nähe vom Haus zu spielen. Bei dem Gedanken musste ich wieder schmunzeln. Ich werde es hier vermissen, alle meine Erinnerungen waren in diesem Haus. Aber genau dies machte es uns auch so schwer hier zu bleiben. Mir kam eine Träne, die mein Vater wegwischte und mich dann aufmunternd anlächelte und dass, obwohl ich in seinen Augen den selben Schmerz erkennen konnte. Ich nickte ihm zu und wir stiegen ein. Ich warf noch einen letzten Blick auf unser altes zu Hause, bevor es verschwand, da wir Richtung Autobahn fuhren.

Die FlüstererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt